Definition „Nachhaltige Programmierung“ Wie lässt sich Green Coding umsetzen?

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Green Coding ist ein Versuch, den Energiebedarf der Softwareindustrie zu reduzieren, indem bestimmte Praktiken in die Entwicklung und Nutzung von Software Einzug halten. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck der Branche zu reduzieren.

Was ist Green Coding?

Generell ist Green Coding eine Praktik, die die Energieeffizienz und die Umweltverträglichkeit bei der Entwicklung von Software verbessern soll. Dies wird erreicht, indem neue Praktiken in den Entwicklungsprozess selbst eingebunden werden. Langfristig soll damit bewirkt werden, dass der ökologische Fußabdruck der gesamten Branche reduziert wird.

Green Coding ist nicht auf eine spezielle Maßnahme beschränkt, sondern umfasst sehr viele einzelne Schritte. Nicht jeder dieser Schritte ist für ausnahmslos jedes Softwareprojekt geeignet. Zudem stehen wirtschaftliche Bedenken im Raum: Sind bestimmte Schritte zu teuer in ihrer Implementierung, können diese wahrscheinlich nicht in den Entwicklungsprozess eingebunden werden - trotz aller nobler Anliegen.

Beispiele für Green Coding

Um den Energiebedarf der Softwarebranche zu reduzieren und damit einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, existieren verschiedene konkrete Maßnahmen:

• 1. Anstelle vieler einzelnen Berechnungen können Algorithmen in Code diese Arbeit meist effizienter übernehmen. Die Optimierung von Algorithmen kann dazu beitragen, den Energieverbrauch bereits während der Entwicklung zu senken.

• 2. Die Kommunikation zwischen Servern und Clientgeräten kann zu einem hohen Strombedarf führen. Intelligentes Caching oder auch eine standardmäßig aktive Komprimierung von Datenströmen, sofern technisch sinnvoll, kann den genannten Strombedarf senken.

• 3. Abhängig von der Größe des Softwareprojekts können energieeffiziente Server dazu beitragen, den Strombedarf drastisch zu senken. Denkbar wäre eine Umstellung von Rechenzentren auf effizientere Architekturen, etwa ARM-Kerne anstelle von x86, oder die Verwendung von regenerativen Energiequellen beim Betrieb der Server - oder beide Maßnahmen in Kombination.

• 4. Unnötiger Code und schlecht optimierte Bibliotheken können den Energiebedarf von Software erhöhen, da diese weniger effizient sind als "schlanker" Code. Eine Minimalisierung und dadurch Optimierung des Codes schafft Abhilfe.

• 5. Bestimmte moderne Programmiersprachen bieten von Haus aus effizientere Lösungsmöglichkeiten als viele ältere Sprachen. Sprachen wie Golang oder Rust beispielsweise können je nach Projekt die bessere Lösung sein.

• 6. Anstelle von einzelnen, kompletten Servern, die für die Kommunikation mit Software in Betrieb genommen werden, könnten auch virtuelle Server ausreichen. Ein einziges Gerät könnte damit mehrere virtuelle Server bereitstellen, wodurch die Energieeffizienz erheblich verbessert wird.

Software--Development-Prozesse lassen sich durch die genannten Möglichkeiten wesentlich „grüner“ gestalten. Die Liste ist jedoch nicht vollständig, insgesamt kann Green Coding auf viele weitere Arten unterstützt werden.

Nachteile durch Green Coding

Green Coding bringt langfristig gesehen Vorteile für die Umwelt, aber es gibt auch einige Nachteile, die Entwickler und die Bereitsteller von Infrastruktur beachten sollten:

• 1. Die Einbindung von Best Practices für Green Coding kann langwierig und kostenintensiv sein. Bestehende Systeme müssen eventuell umgestellt werden, die Infrastruktur wird ersetzt, Entwickler werden geschult. Dies ist mit Kosten verbunden, die Unternehmen möglicherweise nicht tragen können. Die Kosten steigen somit und Entwicklungszeiten werden verlängert.

• 2. Um den Energieverbrauch zu reduzieren, sind mitunter Kompromisse notwendig. Anwendungen verzichten auf bestimmte Funktionen oder führen Funktionen langsamer aus, um Energie zu sparen, was nicht immer im Interesse der Anwender ist.

• 3. Beim Betrieb der Infrastruktur können sich Unternehmen, die sich Green Coding verschrieben haben, zu abhängig von regenerativen Energiequellen machen. Dies kann, sofern keine geeignete Quelle in der Region verfügbar ist, zu einem teuren Einkauf von Energie aus anderen Quellen führen - die Entwicklungskosten steigen.

• 4. Wartung und Support der fertigen Software können erschwert werden, wenn umweltfreundliche Praktiken in die Codeentwicklung eingeführt werden. Sofern diese ausreichend komplex sind, kann dies die Fehlersuche erschweren. Kunden müssen dadurch länger auf Lösungen warten, was deren Zufriedenheit beeinträchtigen kann.

• 5. Inwieweit Green-Coding-Initiativen zu Erfolg führen, ist schwer messbar. Die Quantifizierung gelingt nur, wenn der Stromverbrauch exakt gemessen werden kann, was bei derart komplexen Systemen aber schwierig ist. Dass eine Reduktion des Stromverbrauchs stattfindet, kann kaum bestritten werden - doch deren exakte Höhe ist schwer berechenbar.

Insgesamt überwiegen jedoch beim Green Coding wahrscheinlich die Vorteile, wenn man von einer langfristigen Perspektive ausgeht.

Green Coding in der öffentlichen Wahrnehmung

Unabhängig vom letztendlichen Effekt von Green Coding können Unternehmen diese Praktiken werbewirksam nutzen. Sowohl Kunden als auch Investoren reagieren in der Regel positiv auf Maßnahmen, die sich der Umweltverträglichkeit verschrieben haben.Ein Greenwashing sollte dabei vermieden werden, denn dieses hat wiederum einen negativen Effekt.

Zudem können Unternehmen durch Green Coding ihr eigenes Risiko abmindern. Werden in der Zukunft weitere Maßnahmen für die Reduktion des CO2-Anteils in der Atmosphäre eingeführt, sind Unternehmen, die bereits in diese Richtung gearbeitet haben, besser aufgestellt als der Wettbewerb. Proaktives Handeln ist immer preiswerter als ein nachträgliches Ausbessern, weshalb Softwareentwickler mit Bezug auf Green Coding ihr eigenes Geschäftsrisiko reduzieren und langfristig Kosten sparen.

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