Die Macht einer produktorientierten Denkweise Wie Developer vom Produkt-Mindset profitieren
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Kurzfristige Aufgaben und kontinuierliche Fortschritte machen einen Großteil der Software-Entwicklung aus. Erfahrene Produkt- und Projektverantwortliche haben im Sinne der User Experience aber stets im Blick, wohin diese Anstrengungen führen.

Für Produktmanager ist eine produktorientierte Denkweise unabdingbar, doch ist sie für Entwicklerinnen und Entwickler genauso wichtig? Während meiner Tätigkeit sowohl als Softwareingenieur als auch als Produktmanager musste ich eine stark produktorientierte Denkweise entwickeln und habe ihre Vorzüge kennengelernt. Sie kann Software Engineers dabei helfen, ihre Karriere zu verbessern und langfristig eine große Wirkung zu erzielen.
Was bedeutet es, eine produktorientierte Denkweise zu haben?
Sich auf den langfristigen Erfolg des Produkts zu konzentrieren, bedeutet auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Dinge. Für das Unternehmen insgesamt bedeutet dies nachhaltiges Wachstum, einen maximierten ROI, das Erreichen langfristiger Geschäftsziele und Begeisterung der Kundinnen und Kunden.
Aber was bedeutet das für die Developer? Wenn sie lernen, produktbezogen zu denken und zu kommunizieren, kann dies sowohl ihre Leistung steigern als auch ihrer beruflichen Entwicklung dienen.
Der Grund dafür ist, dass eine produktbezogene Denkweise die alltäglichen Aufgaben mit dem größeren Ganzen verknüpft: Es steigert den Wert der eigenen Arbeit, indem Entwickler und Entwicklerinnen ihre täglichen Bemühungen auf jene Bereiche konzentrieren, die die größte Wirkung erzielen.
Hier sind einige Kernprinzipien, die die Entwicklung einer produktorientierten Denkweise leiten können:
- Das Produkt wie das eigene behandeln: Damit wird eine emotionale Verbindung dazu aufgebaut und das gesamte Team bei der Verbesserung des Produkts unterstützt.
- Eine Produktvision erarbeiten: Diese Vision sollte nicht nur von den Produktmanagern formuliert werden, sondern ist etwas, an dem das Team gemeinsam arbeitet. Es ist wichtig, dass die Programmierenden in jeder Phase der Planung an der Gestaltung der Produktvision beteiligt sind.
- Transparente Prozesse schaffen: Das bedeutet, dass der funktionsübergreifenden Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Produkt- und Engineering-Teams Priorität eingeräumt wird.
- Kontinuierliche Verbesserung des Produkts anbieten: Man sollte darüber nachdenken, was am Produkt verbessert werden könnte, und Wege finden, diese Optimierungen umzusetzen.
- Datengestützte Entscheidungen treffen: Der technische oder produktbezogene Entscheidungsprozess muss sich auf Daten stützen und nicht nur auf Intuition. Es ist jedoch wichtig, alle Daten bewusst zu nutzen und Raum für Kreativität und unkonventionelles Denken zu lassen.
- Fokus auf die Nutzerzufriedenheit: Ein nutzerzentrierter Ansatz sorgt dafür, dass das Produkt gefragt ist. So sorgt ein gutes Verständnis über die Probleme und Bedürfnisse der tatsächlichen Nutzenden dafür, dass diese auch gelöst und bedient werden.
- Geschäftsergebnisse liefern: Das Erreichen strategischer Ziele ist der Treibstoff für den Erfolg des Unternehmens. Software Developer sollte einen starken Beitrag zum Erreichen dieser Ergebnisse leisten.
Das sind einige Grundsätze eines Produkt-Mindsets. Langfristig angewandt können, sie auch von Vorteil für die eigene Karriere sein.
Aktive Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement
Vertrauen und Kommunikation zu stärken, ist der Schlüssel. Softwareentwicklerinnen und -entwickler können in diese aktive Partnerschaft investieren und sie bestmöglich nutzen, indem sie Gelegenheiten schaffen, um auf die Expertise des Produktmanagements zurückzugreifen.
Es empfiehlt sich daher, regelmäßige Meetings mit Produktmanagern einzurichten und deren Erfahrungen sowie Erkenntnisse aktiv aufzunehmen. Der Nutzen ist gegenseitig, denn Developer können auch eine Fülle wertvoller Informationen teilen, die nicht unbedingt in regelmäßigen Teammeetings zur Sprache kommen würden.
Zum Beispiel wissen an der Entwicklung Beteiligte viel mehr darüber, was in der aktuellen Produktversion verbessert werden könnte. Indem sie diese Ideen teilen, helfen sie dem Team des Produktmanagements, Prioritäten zu setzen und zu bestimmen, was als Nächstes angegangen werden soll.
Es ist auch wichtig, dass Entwickelnde proaktiv zusammenarbeiten und Feedback ans Produktmanagement geben. Proaktive Zusammenarbeit bedeutet, über wichtige anstehende Aufgaben lange im Voraus Bescheid zu geben, bevor sie kritisch werden. Wenn zum Beispiel ein Softwareentwickler oder eine -entwicklerin die Möglichkeit sieht, etwas an der Infrastruktur zu verbessern, ist eine proaktive Kommunikation mit dem Produktmanagement und die Erläuterung der potenziellen Risiken wichtig.
Probleme werden auf diese Weise gelöst, bevor der Fortschritt der Produkt-Roadmap gefährdet ist. Diese Art von regelmäßigem Feedback kann Prozesse und Richtlinien verfeinern – selbst die Beschreibung einer Aufgabe in einem Task-Management-System.
Als jemand, der sowohl als Ingenieur als auch als Produktmanager gearbeitet hat, empfehle ich Entwicklern und Entwicklerinnen, folgende Fragen mit dem Produktmanagement zu besprechen:
- 1. Wer sind unsere Benutzer:User?
- 2. Welches Problem lösen wir?
- 3. Was ist unser einzigartiges Wertversprechen? Oder: Was ist unser Wettbewerbsvorteil?
- 4. Wie messen wir den Erfolg?
- 5. Was ist unser Geschäftsmodell?
- 6. Welche Alternativen gibt es?
Diese Fragen mögen offensichtlich erscheinen, sollten aber nicht unterschätzt werden. Die Antworten können Entwickelnden dabei helfen, die Kunden und Produktstrategie des Unternehmens besser zu verstehen und das Produkt-Mindset weiterzuentwickeln.
Forschung, Daten und Analytik nutzen
Die Nutzerforschung gibt Aufschluss darüber, was im Produkt funktioniert, und das ist die Grundlage für das Produkt-Mindset: Man braucht sowohl qualitative als auch quantitative Daten, um die Kundinnen und Kunden besser zu verstehen und zu bedienen. Hier sind einige der Möglichkeiten, wie Developer diese Informationen erhalten können:
- Interviews: Wenn möglich, sollten Entwickelnde an tiefgreifenden Benutzerinterviews oder Fokusgruppenstudien teilnehmen, sie zu beobachten oder zuzuhören. Das kann Ihnen ein Gefühl für reale Benutzerprobleme geben.
- Umfragen: Entwickelnde können das Produktteam bitten, die Ergebnisse von Nutzerumfragen mit ihnen zu teilen. Sie liefern wichtige Erkenntnisse und helfen, über die aktuellen Nutzeranfragen informiert zu sein.
- Nutzerfeedback: Wenn Interviews und Umfragen nicht verfügbar sind, können weitere Kanäle genutzt werden, um das Kundenfeedback zu analysieren. In meinem aktuellen Team hat sich eine etablierte Zusammenarbeit mit dem Kundensupport-Team als sehr hilfreich erwiesen. Indem Produktverantwortliche und Developer regelmäßig Feedback von Nutzenden erhalten und bearbeiten, können sie nicht nur das Produkt verbessern, sondern auch verstehen, welche Funktionen besonders gefragt sind. Daher ist die Einrichtung eines bequemen Kommunikationskanals mit dem Kundensupport-Team ratsam.
- Usability-Tests und Forschung: Bei Grammarly verwenden wir eine Plattform namens „UserTesting“, und Ingenieure haben Zugang zu Videos des Testprozesses sowie zu Kommentaren der Nutzenden. Dadurch können wir besser verstehen, wie Nutzende den Produkterfahrungsprozess durchlaufen, sowie ihre Einstellungen und die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind.
- Produktanalytik: Softwareentwickelnde benötigen Daten als Entscheidungsgrundlage. Sie können externe oder interne Produktanalysetools verwenden, um technische oder Produktfragen zu beantworten. Data Scientists und Produktmanager können den Prozess unterstützen, aber Entwicklerinnen und Entwickler, die von sich aus neugierig sind und sich selbst einbringen, sind ein Beispiel für das Produkt-Mindset.
- Marktforschung: Ich rate Entwicklerinnen und Entwicklern, sich vor allem auf Branchentrends und konkurrierende Produkte zu konzentrieren. Diese geben Aufschluss über künftige Entwicklungen aus technischer und produktbezogener Sicht. Es ist auch hilfreich, sich über Branchenartikel, Newsletter, Podcasts oder andere Online-Inhalte auf dem Laufenden zu halten.
Die Balance mit alltäglichen Aufgaben finden
Eine produktorientierte Denkweise als zentraler Ansatz kann die Zusammenarbeit zwischen Developern und funktionsübergreifenden Partnern verbessern. Eine kontinuierliche Verfeinerung dieser Denkweise kann die Türen für eine erfolgreiche Karriere öffnen und langfristigen Erfolg sichern. Es ist jedoch wichtig, eine Balance zwischen dem Fokus auf das Produkt und den täglichen Engineering-Aufgaben zu finden, was ein hohes Maß an Bewusstsein und Anstrengung erfordert.
* Igor Velykokhatko ist Produktmanager bei Grammarly, dem Unternehmen, dass den gleichnamigen KI-basierten Schreibassistenten entwickelt. Mit über zehn Jahren Erfahrung im Tech-Bereich und einem ausgeprägten Sinn für Nutzerbedürfnisse hat Igor in seiner Karriere einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt. Zunächst als Software-Ingenieur tätig, wechselte er nach fünf Jahren in das Produktmanagement und ist heute verantwortlich für die Entwicklung und Verbesserung der Produkte von Grammarly auf der iOS-Plattform.
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