ISO-Standard für Softwarequalität, Teil 1 Was sind ISO 9126 und ISO 25000?

Von Christian Rentrop

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Qualität ist ein wichtiger Faktor bei der Software-Entwicklung. Der Normenkatalog ISO/IEC 25000 bietet einen Leitfaden zur Qualitätsbewertung von Software – und hilft damit beim Erstellen hochwertiger Produkte. Die alte ISO 9126 ist darin aufgegangen.

Die ISO/IEC 25000 ist ein Katalog aus Standards für die Bewertung von Software-Qualität, der sich aus verschiedenen Unternormen zusammensetzt.
Die ISO/IEC 25000 ist ein Katalog aus Standards für die Bewertung von Software-Qualität, der sich aus verschiedenen Unternormen zusammensetzt.
(© WrightStudio - stock.adobe.com)

Wenn Standards ins Spiel kommen, schütteln viele Software-Developer den Kopf: Die eigene Kreativität beschränken und Normen einhalten? Nicht jedermanns Sache. Dabei sind Normen auch als Richtlinien zu verstehen – und helfen dabei, ein Software-Produkt von Anfang an korrekt auf die Schienen zu stellen.

Insbesondere im Hinblick auf Software-Qualität kann eine korrekte „Normung“ durchaus hilfreich sein; denn natürlich gibt es immer gewisse Anforderungen an Usability und Funktionalität, die eingehalten werden sollten. Dabei hilft die gute, alte ISO/IEC 9126, die modernisiert und ergänzt in den Normenkatalog ISO/IEC 25000 („Software engineering – Software product Quality Requirements and Evaluation“ oder kurz SQuaRE) Einzug gehalten hat.

ISO/IEC 25000 verstehen

Die ISO/IEC 25000 ist ein Katalog aus Standards für die Bewertung von Software-Qualität, der sich aus verschiedenen Unternormen zusammensetzt. Der Katalog hat sich über die Jahre aus der Evolution der ISO/IEC 9126 sowie der ISO/IEC 14598 entwickelt und besteht inzwischen aus fünf Teilbereichen:

  • ISO/IEC 2500n mit Vorgaben für das Qualitätsmanagement
  • ISO/IEC 2501n-Normen für das Qualitätsmodell
  • ISO/IEC 2502n-Normen zur Qualitätsmessung
  • ISO/IEC 2503n-Normen mit Qualitätsanforderungen und
  • ISO/IEC 2504n-Normen für die Evaluation der Software-Qualität

Die wichtigsten Qualitätsmerkmale

Der wohl wichtigste Aspekt ist aber die allgemeine Bewertung der Softwarequalität, die bereits in der der alten ISO/IEC 9126 – und damit auch in der aktuellen Norm – festgelegt wurde. Damals in zunächst sechs Säulen:

Benutzbarkeit

Wie aufwändig ist der Einsatz der Software für den Benutzer und wie bewertet er diesen? Hier geht es vor allem um die Qualität des UI-Designs und möglichst ergonomisches Software-Design.

Effizienz

Wie hoch ist der Aufwand der Betriebsmittel, die für den Einsatz der Software aufgewendet werden muss? Das können sowohl technische Betriebsmittel wie Computerleistung, aber auch Ressourcen wie Stromverbrauch oder Manpower sein.

Funktionalität

Wie gut erfüllt die Software die gewünschte Funktion? Hier gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich, um die anderen Aspekte der Norm nicht negativ zu beeinflussen.

Übertragbarkeit

Wie gut lässt sich die Software in eine andere Umgebung, an einen anderen Kunden, in ein geändertes Anforderungsprofil oder auf ein anderes System übertragen? Hier können bereits frühzeitig Aspekte der Software-Modernisierung einfließen, zudem hilft eine gute Übertragbarkeit natürlich auch bei der Sicherstellung der Zukunftssicherheit und Flexibilität.

Wartbarkeit

Wie hoch ist der Aufwand zur Umsetzung von Änderungen an der Software, zur Fehlerbehebung und für die Analyse? Hier spielen auch Aspekte der Effizienz, Funktionalität und Benutzbarkeit hinein. Wichtig ist am Ende des Tages, dass das Produkt sich gut und ressourcensparend anpassen, aktualisieren oder patchen lässt.

Zuverlässigkeit

Wie zuverlässig arbeitet das Software-Produkt und kann es diese Zuverlässigkeit aufrechterhalten? Hierfür muss die Software die genauen Anforderungen für den Einsatz korrekt erfüllen und auch bei hohem Leistungsniveau dieses halten. Fehlermeldungen oder gar Abstürze sollten möglichst nicht vorkommen, ebenso wenig wie Sackgassen für den User oder fehlende Funktionen.

Inzwischen wurde das Modell noch durch die Aspekte Sicherheit und Kompatibilität ergänzt: Software-Qualität bedeutet heutzutage auch Sicherheit und Schutz, sei es gegen Bedrohungen von außen wie Schadsoftware, Hacker oder Industriespionage, sei es von innen gegen Fehlbedienung oder gar boshafte Mitarbeiter. Kompatibilität stellt sicher, dass das Software-Produkt mit anderen Software-Produkten sowie der gewünschten Hardware, Schnittstellen und APIs vereinbar ist.

Somit sind es insgesamt acht Qualitätsmerkmale sind, die ein Software-Produkt erfüllen sollte. Jeder der einzelnen Punkte besitzt noch eine Vielzahl von Unterpunkten zur detaillierteren Evaluierung, etwa die Attraktivität auf den Benutzer, die Erlernbarkeit, Stabilität, Kompatibilität und so weiter. Am Ende soll dadurch die Möglichkeit erwachsen, die Software nach festen Kriterien zu bewerten.

Aber Vorsicht: ISO 25000 ist keine Vorgabe für die Software an sich, sondern nur für deren Bewertung. Allerdings gibt sie kein Bewertungstool vor – Developer und Softwareunternehmen müssen sich also im Prinzip auf Basis der Norm eigene Bewertungssysteme zurechtlegen.

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Softwarequalität sichern

Die Kenntnis des Normenkatalogs ISO/IEC 25000 hat also Vorteile für Entwickler wie Unternehmen: Mit ihrer Hilfe ist es möglich, Softwareprodukte im Hinblick auf ihre Qualität zu bewerten und sicherzustellen, nicht an irgendeiner Stelle etwas vergessen zu haben. Vor allem der Teilbereich der ersetzten ISO/IEC 9126 bietet hier eine interessante und praktische Handreichung, die schon bei der Planung eines Software-Produkts angewendet werden kann.

Auf diese Weise können Produktmanager sowie Entwicklerinnen und Entwickler die Software-Qualität von Grund auf sicherstellen – und können teure Fehlentwicklungen oder fehlerhafte Weichenstellungen vermeiden. Das kommt am Ende dem Produkt und damit dem Kunden zugute, der das seinerseits mit höheren Umsätzen belohnt.

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