Definition „Kanban (Softwareentwicklung)“ Was ist Kanban?
In der IT wird Kanban als Instrument für agiles Software-Projektmanagement verwendet. Ursprünglich ist Kanban allerdings eine Methode zur dezentralen, flexiblen Steuerung von Produktionsprozessen in der Automobilindustrie. Die Mechanismen lassen sich aber gut auf die Anwendungsentwicklung übertragen.
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Der Begriff Kanban stammt aus dem Japanischen und setzt sich aus den Worten „Kan“ für Visualisieren und „Ban“ für Karte, Beleg oder Tafel zusammen. Letztlich bedeutet das, dass mithilfe von Karten genau gezeigt wird, an welcher Stelle ein Bedarf entsteht. Die Karten dienen also der schnellen Weiterleitung von Informationen an benachbarte Produktionsbereiche oder Entwicklungsteams.
Im Ergebnis erhalten Projektbeteiligte durch Kanban die Möglichkeit zu einer weitgehend autonomen Arbeitsorganisation sowie zur einer transparenten, effizienten Informationsvermittlung. Aus diesem Grund hat sich Kanban als Methode für agiles Projekt- und Change-Management etabliert.
Hierbei werden komplexe Projekte und Prozesse in mehrere Arbeitsschritte aufgegliedert, die als Grundlage der Planung von Aufgaben, Optimierungen und Kollaborationsprozessen dienen. Projektbezogenes Kanban ermöglicht also einen konsistenten und bedarfsgerechten Workflow.
Das Kanban Board als zentrale Anlaufstelle
Um die Transparenz zu gewährleisten, werden die Karten zentral auf einem Kanban-Board platziert, das in mehrere Bereiche aufgeteilt ist. Eine einfache Aufteilung in drei Kategorien „To-Do / In Progress / Done“ ist dabei ebenso möglich wie eine komplexe Aufstellung. Hierbei werden beispielsweise auch zurückgestellte, vom Aufwand her schwer abzuschätzende oder ungeplante Entwicklungsschritte bzw. Prozesse oder auch Tests festgehalten.
Auf dem Kanban Board werden die Karten bzw. Aufgaben je nach Status von einem Bereich in den nächsten verschoben. Die Team-Mitglieder suchen sich die Karten selbstständig aus und bearbeiten diese oder unterstützen bei Bedarf Kollegen, die mit ihrer Arbeit nicht hinterherkommen. Eigenverantwortliche Organisation ist somit ein essenzieller Grundsatz des Kanban-Prinzips im Software-Projektmanagement.
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Agile Methoden
Scrum und Kanban im Projektmanagement
Kanban – zentrale Komponente des Toyota-Produktionssystems
Das erste Kanban-System wurde 1974 durch Taiichi Ono für die japanische Toyota Motor Cooperation entwickelt. Das Unternehmen wollte damit seine Wettbewerbsposition gegenüber den US-amerikanischen Autokonzernen optimieren. Daneben spielten für die Entwicklung von Kanban auch die immer engere Verzahnung der Zuliefererbeziehungen sowie gestiegene Kundenerwartungen im Hinblick auf die Produktions- und Lieferzeiten eine Rolle.
Ono selbst beschrieb die Intention von Kanban als die Möglichkeit, Produktionsprozesse nach dem Supermarktprinzip zu organisieren: Wenn dort Waren mit bestimmten Spezifikationen aus dem Regal entnommen werden, wird dieser Verbrauch bemerkt und die entstandene Lücke wieder aufgefüllt.
Durch Kanban und die hierdurch mögliche verbrauchsorientierte, flexible Steuerung der Produktion erzielte Toyota deutliche Produktivitätssteigerungen. In Japan wurde das System bald von zahlreichen Unternehmen übernommen, in den 1970er Jahren fand es auch in den USA und Europa immer stärkere Verbreitung. Innerhalb des Toyota-Produktionssystems ist Kanban allerdings nur eine von 18 Komponenten für eine flexible, nachfrageorientierte und kostenoptimale Produktion.
Dezentrale Produktionsorganisation durch verbrauchsorientierte Regelkreise
Das industriell geprägte Kanban beruht auf dem Hol-Prinzip bzw. einem Pull-System. Es verbindet jeweils zwei benachbarte Produktionsbereiche zu einem Regelkreis. Die Produktion wird dabei durch die jeweils letzte Produktionsstufe gesteuert – die vorgelagerten Bereiche produzieren nur, wenn die jeweils vorgelagerte Stufe Materialbedarf gemeldet hat. Kanban orientiert sich somit ausschließlich am tatsächlichen Verbrauch im Produktionsprozess.
Durch die flexible und dezentrale Steuerung der Produktion ermöglicht Kanban eine deutliche Reduktion der Materialbestände und Lagerhaltungskosten. Außerdem werden Produktions- und Lieferengpässe vermieden. Im Idealfall steuern Kanban-Systeme die gesamte Wertschöpfungskette vom Lieferanten bis zum Endabnehmer und werden dann auch unternehmensübergreifend wirksam.
Um eine Nachlieferung zu organisieren, wird der jeweils vorgelagerten Produktionsstufe entweder eine physische Kanban-Karte für die Bestellung der benötigten Komponenten oder eine elektronische Kanban-Anforderung übermittelt. Der Transport des angeforderten Materials erfolgt oft in Kanban-Behältern, deren Anzahl und Größe sich nach den Durchlauf- und Wiederbeschaffungszeiten der jeweiligen Produktionsprozesse richtet.
Kanban erfordert somit permanente Überwachung, Bedarfskalkulationen sowie Lieferoptimierungen auf manuellem oder digitalem Wege. Die daraus resultierenden Informationen werden auf den Kanban-Karten übermittelt. In diesem Kontext ist oft auch von Materialfluss-Kaizen die Rede. Kaizen bedeutet im Japanischen, Dinge zu verbessern/zu optimieren.
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