Die Blockchain ist mehr als Krypto-Währungen Was hindert die deutsche Industrie am Einsatz der Blockchain?

Von Markus Henschel

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Die Blockchain gilt als eine der zukunftsweisenden Technologien, aber viele Unternehmen setzen sie immer noch mit Krypto-Währungen gleich und sehen daher nur im Finanzsektor Einsatzgebiete. Die Idee dahinter basiert jedoch eigentlich auf einem dezentralen Protokoll für Transaktionen. Dennoch findet die Blockchain in der deutschen Industrie nur wenig Anwendung, obwohl sie sogar als Treiber der Industrie 4.0 gilt.

In der deutschen Industrie werden noch zu wenig Blockchain-Projekte umgesetzt und das, obwohl die Transparenz und die Sicherheit innerhalb dieser Technologie unumstritten sind.
In der deutschen Industrie werden noch zu wenig Blockchain-Projekte umgesetzt und das, obwohl die Transparenz und die Sicherheit innerhalb dieser Technologie unumstritten sind.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Was hindert die deutsche Industrie also am Einsatz der Blockchain? Laut einer Studie des Bitkom zur Anwendung von Blockchain in der deutschen Industrie, ist diese Technologie erst bei ca. 5 Prozent der Unternehmen im Einsatz. Und auch weiterführend diskutieren aktuell nur rund 12 Prozent der Unternehmen einen Einsatz. Hier sind vor allem folgende Sektoren bereit diesen in Erwägung zu ziehen: Banken (12 Prozent), IT (6 Prozent), Automobil (5 Prozent), Handel (3 Prozent) und Pharma (4 Prozent).

Die Herausforderungen, die den Einsatz der Technologie hemmen, sind vielfältig: 88 Prozent der Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeitern geben an, dass sie derzeit keinen Anwendungsfall der Blockchain im eigenen Unternehmen sehen, weil sie erfolgreiche Anwendungsfälle aus anderen Unternehmen nicht kennen. Oder sie klagen über einen Mangel an qualifizierten Blockchain-Experten. Die Tatsache, dass bisher nur sechs Prozent der Unternehmen Arbeitsplätze für Blockchain-Experten geschaffen haben, deckt sich mit dem geringen Einsatz dieser Technologie. Zum Vergleich dazu andere Expertengruppen: 28 Prozent der Unternehmen haben IT-Sicherheitsspezialisten eingestellt, 24 Prozent Experten für Cloud Computing. Auch Virtual-Reality-Designer sind häufiger in Unternehmen anzutreffen - 14 Prozent der befragten Unternehmen haben entsprechende Arbeitsplätze bereits geschaffen. Doch neben den fehlenden Experten, die es bereits am Markt gibt, wiegen die Zweifel an der Anwendung der Blockchain höher als alles andere. Natürlich würden es deutsche Unternehmen schaffen, Blockchain-Experten für ihr Strategie zu gewinnen, entsprechende Fachkräfte verteilen sich bereits über ganz Europa. Ohne den passenden Anwendungsfall oder die mangelnde Kenntnis zu Blockchain-Projekten, wird es aber auch weiterhin nicht zu einem höheren Einsatz kommen. Dabei gibt es bereits großartige Use Cases über alle Unternehmensgrößen hinweg, die zeigen, wie Blockchain maßgeblich Industrie 4.0 unterstützen und vorantreiben kann.

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Anwendungsfälle in den unterschiedlichsten Industriebereichen

Der bei weitem häufigste und in der Regel erste Faktor, der aus Expertensicht als wichtigster für den Einsatz der Blockchain spricht, ist der Faktor Vertrauen bzw. das bestehende Misstrauen in Geschäftsbeziehungen. 13 von 14 Blockchain-Experten beschreiben die Blockchain als einen geeigneten Vermittler für Beziehungen zwischen Unternehmen, die bisher aufgrund mangelnden Vertrauens überhaupt nicht oder nur mit großem Aufwand zustande gekommen sind. Darüber hinaus bietet die Blockchain auch nachweislich viele Vorteile, um Marktführer im Bereich Innovation zu werden. Der Punkt, dass es noch kaum oder nur wenige Anwendungsfälle gibt, kann außer Kraft gesetzt werden, in dem man sich Anwendungsfälle in verschiedenen Industriesparten anschaut.

Kühlketten sichern im Medikamententransport

Der Transport von Medikamenten erweist sich gerade über längere Strecken als schwierig. Die richtigen Temperaturgrade müssen unbedingt eingehalten werden, damit die Qualität des Produktes garantiert werden kann. Während die Sensortechnologie für die Kontrolle von Medikamenten bereits in Teilen vorhanden ist und die Schnittstelle zum Internet der Dinge dafür sorgt, die entsprechenden Analysedaten in digitale Systeme einzuspeisen, fehlt zur ganzheitlichen Lösung des Problems jedoch ein Puzzleteil. Bei diesem handelt es sich um Vertrauen zwischen den einzelnen Teilnehmern der Supply Chain und dem Endverbraucher. Ohne Blockchain werden die Informationen über die Medikamente auf zentralen Servern, oder sogar zum Teil noch in Papierform, gespeichert und weitergegeben. Dies kreiert eine Abhängigkeit von jedem Intermediär, der in die Lieferkette involviert ist – Regierungsvertreter, Zölle, Banken, Transport- und Lagerunternehmen. All diese Parteien zu koordinieren, ist enorm zeit- und kostenaufwendig. Mithilfe der Blockchain-Technologie lässt sich nun ein globales System aufsetzen, welches Vertrauen schafft und Transparenz gewährleistet. Es gibt keinen zentralen Kontrollpunkt. Vielmehr können alle Parteien, die in die Lieferkette involviert sind, daran teilnehmen und die Informationen überprüfen und dadurch eine transparente Dokumentation der Kühlkette garantieren. So können zu jedem Zeitpunkt des Transports die Temperaturbedingungen in das Blockchain-System eingespeist und für alle nachvollziehbar dokumentiert werden. Dies hilft auch dabei, Unterbrechungen der Kühlkette zu analysieren und zukünftig zu verhindern. Insbesondere nützt es aber den Patienten, die durch die manipulationssichere und offen einsehbare Dokumentation sichergehen können, woher ihre Medikamente stammen und unter welchen Bedingungen diese transportiert wurde.

Konfliktmanagement im Online-Verkaufsprozess mit SmartContracts

Immer häufiger in Blockchain-Projekten kommen dabei auch die sogenannten SmartContracts zum Einsatz. Vor allem die Logistik und der Handel setzen auf das Konfliktmanagement durch diese Verträge. Dabei bieten SmartContracts innerhalb der Blockchain nicht nur jede Menge Transparenz, sondern sind auch effizienter und automatisierter als herkömmliche Verträge. Zum einen bieten sie allen Beteiligten jederzeit Einsicht in beispielsweise den Verkaufsprozess oder den Transport eines Produkts. Gleichzeitig können innerhalb der Prozesse aber auch automatisierte Transaktionen ausgelöst werden. Beispielsweise wenn ein Produkt innerhalb des Transportweges eine bestimmte Stelle passiert, wird eine automatisierte Zahlungsanweisung ausgelöst oder sogar ein Zahlungsprozess abgeschlossen. Durch die starke Transparenz innerhalb der Blockchain können die Beteiligten sowohl Konfliktbetrachtungen als auch daraus hervorgehende Lösungen abbilden.

Blockchain-Lösungen sind da, sie müssen nur genutzt werden

Leider werden in der deutschen Industrie noch zu wenig Blockchain-Projekte umgesetzt und das, obwohl die Transparenz und die Sicherheit innerhalb dieser Technologie unumstritten sind. Deutschland kann und sollte bei Blockchain-Anwendungen eine Vorreiterrolle einnehmen. Denn Vorreiter sein heißt auch, mit Pilotprojekten in verschiedenen Industriebranchen die Führung zu übernehmen und sich zu beweisen. Unternehmen sollten sich daher trauen und ihren eigenen Anwendungsfall finden, um Marktführer im Bereich Innovation zu werden. Denn nur wenn es der deutschen Industrie jetzt gelingt, die Weichen richtig zu stellen, hat sie weiterhin die Chance, im internationalen Wettbewerb zum Thema Blockchain und Industrie 4.0 eine führende Rolle zu spielen.

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Über den Autor: Markus Henschel ist Mitgründer und Geschäftsführer von Jade Eli Technologies (JET) . Das Unternehmen ist Spezialist für individuelle Innovationsstrategie, -management und -umsetzung für Unternehmen mit B2B-, B2E- und B2C-Fokus. JET nutzt seine fünf technologischen Säulen, bestehend aus OutSystems Low-Code, Blockchain, Enterprise KI, Internet of Things (IoT) und Gamification, um den Wettbewerbsvorteil seiner Kunden zu stärken und sie dabei zu unterstützen, ihre klimaneutralen Ziele zu erreichen. Niederlassungen in Portugal, Deutschland, Österreich, Malta und Südafrika machen JET zu einem global agierenden Unternehmen.

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