Definition „Model View ViewModel“ Was bedeutet MVVM?

Von chrissikraus Lesedauer: 4 min |

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Model-View-ViewModel (MVVM) ist ein Architekturmuster oder Pattern aus der Softwareentwicklung. Vorrangiges Ziel ist die strikte Trennung zwischen grafischer Oberflächendarstellung, Präsentationslogik und Geschäftslogik

Beim MVVM-Muster isoliert das Viewmodell die Ansicht(View) vom Modell, so dass sich das Modell unabhängig von der Ansicht weiterentwickeln lässt.
Beim MVVM-Muster isoliert das Viewmodell die Ansicht(View) vom Modell, so dass sich das Modell unabhängig von der Ansicht weiterentwickeln lässt.
(Bild: Vorlage: Microsoft)

MVVM ist ein Architekturmuster, mit dem eine klare Trennung zwischen Geschäftslogik und Oberfläche in komplexen Projekten umgesetzt werden kann. Man soll vereinfacht gesagt versuchen, beim Programmieren verschiedene Funktionalitäten sauber voneinander zu trennen, die zwar fachlich zusammengehören, aber auf verschiedenen Schichten des Programms angesiedelt sind.

Die Darstellung von Daten an der sichtbaren Oberfläche muss dementsprechend z. B. separat von der Logik sein, die unsichtbar im Hintergrund den Datenzugriff regelt. MVVM wurde von Microsoft entwickelt und ist eine Variation des „Model View Controller“-, kurz MVC-Patterns bzw. des Model View Presenter (MVP) Patterns.

Funktionale Trennung von Datenzugriff und Anzeige

Das Pattern sieht vor, dass die Logik in drei Komponenten zerlegt wird: Model, View und ViewModel.

Model

Das Model übernimmt Aufgaben, die mit der Datenhaltung zusammenhängen. Es kann z. B. Daten aus einer Datenquelle anfordern, Daten im Sinne der Anwendung abstrahieren oder Daten validieren. Das Model stellt der Anwendung Daten zur Verfügung oder nimmt Daten zur Weitergabe an andere Dienste entgegen, z. B. zum Speichern in eine Datenbank. Typisch ist, dass Klassen aus dem Model mit anderen Technologien zusammenarbeiten, die den Zugriff und die Speicherung von Daten übernehmen, z. B. Services.

View

Die View hat allein die grafische Darstellung an der Oberfläche zur Aufgabe. Sie stellt also Informationen dar und ist für das Aussehen der Benutzeroberfläche zuständig. Dazu nutzt sie die Informationen, die im ViewModel aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Im Quellcode der View finden sich vor allem die Strukturen, die zur Darstellung der gewünschten Informationen nötig sind. Es ist möglich, dass die View außerdem kleine Abschnitte Code enthält, der direkt die Anzeige der Informationen beeinflusst, weil z. B. die rein strukturelle Aufbereitung nicht für die gewünschte Darstellung ausreicht. Außerdem kann die View Veränderungen an das ViewModel kommunizieren, z. B. wenn ein Benutzer etwas anklickt oder schreibt.

ViewModel

Das ViewModel schlägt eine Brücke zwischen Model und View. Hier steckt die Logik, welche für die Präsentation der Daten an der Oberfläche gebraucht wird. Die Logik lauscht auf die Eingaben des Benutzers und kann, wenn nötig, die entsprechende Präsentationslogik ausführen. Sie fordert die Daten an, welche die View für die Anzeige benötigt oder gibt Informationen von der Oberfläche an das Model durch, wo die Geschäftslogik stattfindet. Auch kann das ViewModel zur Laufzeit neue oder geänderte Informationen an die View durchgeben und somit dafür sorgen, dass die angezeigten Daten immer aktuell sind.

Vorteile von MVVM

Das Architekturmuster MVVM bietet bei sauberer Umsetzung gewisse Vorteile für die Entwicklung komplexer Anwendungen.

Austauschbare und unabhängige Komponenten

View und ViewModel können ausgetauscht oder verändert werden, ohne dass man das Model jemals anrühren muss. Die grundlegenden Funktionen für den Datenzugriff bleiben also solange unangetastet, bis man wirklich einmal gezielt an dieser Stelle eingreifen muss. Das ist praktisch, weil so die Aufbereitung und Anzeige von Informationen beliebig optimiert oder komplett erneuert werden kann, während die tiefer liegende Funktionalität unverändert bleibt. Umgekehrt kann an der Geschäftslogik gearbeitet werden, ohne zwingend auch die Oberfläche verändern zu müssen.

Außerdem gibt es die Option, dass mit geringem Aufwand verschiedene Views für ein ViewModel erstellt werden, z. B. um unterschiedliche Ansichten zu realisieren. Statt mehrere Views und ViewModels zu verwenden, muss so lediglich die Darstellung der Oberfläche in verschiedenen Varianten erstellt werden.

Verbesserte Testbarkeit

Komplexe Systeme als eine große Einheit zu testen ist kompliziert und als einzige Testmethode unzuverlässig. Per MVVM werden die Logiken für Oberfläche und Datenhaltung ohnehin schon sauber voneinander getrennt. So ist es deutlich einfacher, detailliertere Tests durchzuführen. Man kann z. B. das ViewModel komplett losgelöst von View und Model betrachten. Man muss somit nicht an der Oberfläche versuchen, alle Szenarien abzudecken, sondern kann mit klar abgegrenzten Unit Tests in jedem Modul arbeiten. So kann mit geringerem Aufwand und Abschnitt für Abschnitt geprüft werden, ob von technischer Seite alles wie gewünscht funktioniert.

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Vereinfachtes Arbeiten im Team

Da Oberfläche und Geschäftslogik in voneinander getrennten Modulen stattfinden, können Entwickler und UI-Designer bei Bedarf unabhängig voneinander an derselben Komponente arbeiten. Während der Programmierer mit Model und ViewModel beschäftigt ist, kann der UI-Designer ungestört die grafische Oberfläche vorbereiten. View und ViewModel können nach der Fertigstellung miteinander verbunden werden.

Nachteile

Die Arbeit mit MVVM ist etwas aufwendiger, vor allem im Bereich der Datenbindung und der Kommunikation zwischen den Komponenten. Auch funktioniert MVVM nur dann gut, wenn wirklich sauber getrennt wird und nicht aus Bequemlichkeit manches in die falsche Komponente gerät, z. B. Präsentationslogik in die View.

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