Schlusslicht der Digitalisierung Wann revolutioniert die Blockchain die Beschaffungsbranche?

Die Automatisierung von Beschaffungsprozessen wird zusätzlich durch den Einsatz der Blockchain forciert. Als Basistechnologie der Digitalisierung verspricht sie enorme Kosten- und Zeitersparnisse. Doch bis dahin scheint noch ein langer, weiter Weg zu sein. Warum eigentlich?

Die Blockchain ist eine sichere Technologie zur Verfolgung eines Produkts oder einer Transaktion vom Beginn der Wertschöpfungskette bis zur Zahlung.
Die Blockchain ist eine sichere Technologie zur Verfolgung eines Produkts oder einer Transaktion vom Beginn der Wertschöpfungskette bis zur Zahlung.
(© Chaay_tee - stock.adobe.com)

Warum kommt die Blockchain in der Beschaffungsbranche, einige wenige Pilotversuche einmal ausgenommen, bis dato kaum zum Einsatz? Die Antwort ist schnell gefunden: Es fehlt nicht nur an einem großflächigen Ökosystem von Partner-Unternehmen, sondern auch an einheitlichen Standards für Formate, Inhalte und Schnittstellen. Dafür gibt es eine Vielzahl an Datensilos. Das heißt, ein übergreifender digitaler Austausch zwischen den Teilnehmern bzw. vor- und nachgelagerten Herstellern und Lieferanten findet daher eher selten statt.

Vertrauen per Mausklick

Mithilfe der Blockchain bzw. dem verteilten Ledger-System könnten jedoch eine ganze Reihe von innovativen Prozessen im Beschaffungsbereich eingeleitet werden. Zum Beispiel ließe sich so sehr leicht die Authentizität von Waren gleich von Beginn an der Wertschöpfungskette sicherstellen und durch alle Lieferkette verfolgen. Die Netzwerk-Teilnehmer müssten hierzu nachvollziehbare Prüfpfade für alle Waren erstellen, die von Anfang an bis zur letzten Lieferung eine Einsicht in definierte Daten gewähren könnten.

Diese daraus resultierende Transparenz hätte zur Folge, dass sich wichtige Daten wie Berechtigungen, Zertifikate und Qualifikationen nicht fälschen oder anderweitig gefährden ließen. Doch die Blockchain leistet noch viel mehr: Vertrauen für den Aufbau dauerhafter Geschäftsbeziehungen. Möchten Unternehmen, die sich nicht kennen, miteinander Handel treiben, so sind vorab meist sorgfältige Prüfungen hinsichtlich der Bonität etc. erforderlich. Nicht wenige Unternehmen zögern oftmals, die dafür notwendige Zeit und Mühe zu investieren und entscheiden sich dann tendenziell doch wieder für die hinlänglich bekannten Geschäftspartner.

Die Blockchain-Technologie bietet den teilnehmenden Parteien die Datenzugriffe, die für eine solche Prüfung notwendig sind. Das ist möglich, weil die Qualität der gelieferten Waren und Dienstleistungen zusammen mit der Leistung des Lieferanten als Bewertung sichtbar vorliegt.

Neue Form der Transparenz

Die Blockchain bietet ein hohes Maß an Transparenz über den gesamten Bestellweg bzw. den Source-to-Pay-Prozess einer Lieferkette. Dazu gibt es bereits viele Anwendungsfälle, die messbare Vorteile für die Beschaffung bringen.

Nicht selten passiert es, dass ein Verkäufer eine Ware an ein Lager versendet, das gegen ein Industrie-Plagiat ausgetauscht wird, ohne dass der Käufer davon Notiz nehmen kann.

Die verteilte Hauptbuchfunktion der Blockchain bietet Käufern und Verkäufern eine bessere Sichtbarkeit und Kontrolle von der Lieferung bis zum Empfang, wodurch letztendlich das Betrugsrisiko verringert wird.

Rationalisierung von Prozessen

Eine Blockchain kann auch für die Optimierung des kompletten Bestellmanagements sehr nützlich sein, weil die Transaktionen für beide Seiten nun vollständig transparent erscheinen und die Daten nicht nur jeweils die Akten der einzelnen Geschäftspartner füllen. Da Bestellungen in vielen Unternehmen immer noch einen manuellen Prozess darstellen, ebenso wie die Rechnungs- und Zahlungsabwicklung oder der Mehrwege-Abgleich, schlummern hier riesige Potenziale der Vereinfachung.

So kann mit der Blockchain das gesamte Anforderungs-Empfangs-Verfahren von einem mehrstufigen Prozess, der jede einzelne Information dokumentiert, bis zu einem zuverlässig funktionierenden automatisierten System radikal optimiert werden. Solche wesentlichen Rationalisierungsmaßnahmen sind vor allem mit dem Einsatz von Smart Contracts möglich. Dabei handelt es sich um manipulationssichere Vereinbarungen, die zwischen zwei oder mehr Parteien geschlossen werden und sich selbst auslösen bzw. ausführen können, wenn voreingestellte Geschäftsbedingungen erfüllt sind.

Smart Contracts für End-to-End-Transaktionen

Das heißt, Smart Contracts können sich selbst bzw. die Erfüllung ihrer eigenen Bedingungen überprüfen und sicherstellen, dass die Bedingungen der jeweiligen Verträge erfüllt werden. Sie können Zahlungen auch automatisch an die betreffende Partei oder Parteien freigeben, wenn ein Vertrag abgeschlossen ist. Auf diese Weise lassen sich unterschiedliche Vertragsklauseln automatisch implementieren.

Smart Contracts erlauben beispielsweise in der Beschaffung die Einbettung des Kaufpreises in die Lieferzuverlässigkeit. Nach dem Absenden des Wareneingangs prüft das ERP-System, ob die Ware pünktlich geliefert wurde. Das System passt dann die Kennzahl für die Lieferzuverlässigkeit des Lieferanten an und überträgt sie auf der nächsten Rechnung für den entsprechenden Kaufpreis. Durch den Einsatz der Blockchain werden viele Transaktionen automatisiert, wodurch die Gesamttransaktionskosten bei der Beschaffung erheblich sinken.

Jetzt Newsletter abonnieren

Täglich die wichtigsten Infos zu Softwareentwicklung und DevOps

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Mit Smart Contracts lassen sich also End-to-End-Transaktionen zwischen mehreren Parteien in einer gesamten Bestell- bzw. Lieferkette abdecken. Der Wert und die Bedingungen der gesamten Transaktion sind vollständig integriert und für alle autorisierten Parteien sichtbar, wobei jede Phase des Prozesses im Hauptbuch erfasst wird, wenn die eintretenden Bedingungen von der Blockchain imitiert werden.

Zum Beispiel als digitaler Schlüssel. Sobald ein vorbestimmtes Datum verstreicht, wird der digitale Schlüssel unbrauchbar bzw. er erzwingt eine Zahlung für eine weitere Nutzung. Solche digitalen Schlüssel können virtuell (Softwareschlüssel, um einen zeitlich begrenzten Zugriff auf einen Dienst zu gestatten) oder physisch (als zeitgesteuerter Zugriff auf eine Sache) sein.

Jeder Schritt einer Lieferkette, der eine neue Datenzeile in der Blockchain erzeugt, kann automatisiert werden, um eine vollständige Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette sicherzustellen. Diese Funktionen werden beispielsweise verwendet, um den ethischen Abbau von Seltenerd-Mineralien oder Diamanten zu verfolgen.

Bei Lebensmitteln und Medikamenten lassen sich einzelne Chargen Im Falle der Feststellung einer Kontamination zurückverfolgen. Dies spart nicht nur viel Zeit und Geld, sondern rettet möglicherweise auch Leben.

(ID:47525234)