Weniger als die Hälfte mit umfassender DevOps-Kultur Verschenktes Potenzial bei der Software-Entwicklung

Von Elke Witmer-Goßner |

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Das Potenzial moderner Software-Entwicklung mit DevOps-Initiativen und agilen Arbeitsweisen wird in internationalen Unternehmen längst nicht ausgeschöpft, zeigt eine aktuelle Umfrage von LeanIX. Alarmierend ist, dass die Mehrheit der Entwickler-Teams wenig Einblick in den unmittelbaren Kundennutzen ihrer Arbeit hat.

In Bezug auf agile Arbeitsweisen in der Software-Entwicklung haben viele Unternehmen noch großen Nachholbedarf.
In Bezug auf agile Arbeitsweisen in der Software-Entwicklung haben viele Unternehmen noch großen Nachholbedarf.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Die erstmals erhobene Studie „LeanIX State of Developer Experience Survey 2022“ (Download gegen Registrierung) deckt viele Versäumnisse auf. Nach dem Einsatz von fünf charakteristischen Arbeitsmethoden für DevOps gefragt, führen die Antworten der Studienteilnehmer zu einem ernüchternden Ergebnis. Immerhin geben jeweils knapp 60 Prozent der Befragten an, auf sich ändernde Kundenbedürfnisse flexibel reagieren zu können und über CI/CD-Pipelines zu verfügen.

Doch bei mehr als 40 Prozent der Teams gehören DevOps-Initiativen nicht zum Entwickleralltag. Dabei wäre dies ein zentrales Element, über CI/CD-Pipelines Änderungen am Code automatisiert ausführen und testen zu lassen. Noch schlechter stellt sich das Bild dar, wenn es um das für DevOps typische Prinzip „build-ship-own your code“ geht, die auf Team-Topologien basierende Team-Organisation oder die freie Wahl des Tech Stacks.

Potenzial von DevOps wird nicht ausgeschöpft

Blickt man auf die fünf abgefragten Arbeitsmethoden, so zeigt sich, dass mit 53 Prozent die Mehrheit der Entwickler-Teams nur bis zu drei dieser Methoden einsetzen. Dieser niedrige DevOps-Reifegrad hat Einfluss auf die Beurteilung von Hindernissen in der täglichen Arbeit.

Für die DevOps-Implementierung sind mehrere Arbeitsmethoden charakteristisch. Der Einsatz dieser Methoden definiert in der Studie den DevOps-Reifegrad eines Software-Entwicklungsteams.
Für die DevOps-Implementierung sind mehrere Arbeitsmethoden charakteristisch. Der Einsatz dieser Methoden definiert in der Studie den DevOps-Reifegrad eines Software-Entwicklungsteams.
(Bild: LeanIX)

Dabei steht ganz oben der Wunsch, den manuellen Aufwand durch Automatisierung zu reduzieren – wenn man denn könnte. Teams mit einem niedrigeren DevOps-Reifegrad nehmen dieses Defizit mit 41 Prozent versus 25 Prozent deutlich stärker wahr. Aber, ob Abbau von Silos oder die Schwierigkeit, sich aufgrund häufiger Kontextwechsel auf seine Aufgaben zu fokussieren, ob das Aufdecken von Bottlenecks, die Herausforderung der Priorisierung von Projekten oder der effizienten Allokation von Ressourcen: Theoretisch führen agile Arbeitsweisen zu einer Beseitigung oder deutlichen Reduktion dieser Hindernisse.

Die Tatsache, dass die Mehrheit der Befragten diese Themen als herausfordernd beschreibt, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass DevOps-Teams noch auf der Reise sind. Hier können die Verantwortlichen ansetzen, um die Software-Entwicklung im Unternehmen weiter zu verbessern und zu beschleunigen.

Gemeinsame Sprache von IT und Business fehlt

Nur 42 Prozent stimmen zu, dass IT und Business eine gemeinsame Sprache sprechen. Ein Grund dafür ist, dass sich die Software-Entwicklung für Personen außerhalb des IT-Tagesgeschäfts als abstrakt und bisweilen undurchschaubar darstellt, was zu mangelndem gegenseitigen Verständnis und Frustration auf beiden Seiten führt.
Nur 42 Prozent stimmen zu, dass IT und Business eine gemeinsame Sprache sprechen. Ein Grund dafür ist, dass sich die Software-Entwicklung für Personen außerhalb des IT-Tagesgeschäfts als abstrakt und bisweilen undurchschaubar darstellt, was zu mangelndem gegenseitigen Verständnis und Frustration auf beiden Seiten führt.
(Bild: LeanIX)

Erfolgreiche DevOps-Initiativen benötigen die Kollaboration mit allen Stakeholdern im Unternehmen – darauf weisen die Analysten von Gartner hin („The Secret to DevOps Success“). Sie merken an, dass viele Initiativen auch deshalb scheitern, weil innerhalb des Unternehmens die damit verknüpften Erwartungen nicht klar definiert sind. Um diese Erwartungen zu steuern, sollten sich IT und Business auf gemeinsame Ziele und Metriken – und damit auf eine gemeinsame Sprache – verständigen, fordern die Experten.

Genau diese gemeinsame Sprache fehlt aber in den Unternehmen: Nur 42 Prozent der Befragten in dieser Studie geben an, dass IT und Business einander verstehen. Betrachtet man, welche Metriken überhaupt erfasst und näher betrachtet werden, wird die fehlende Basis zur Verständigung offensichtlich.

Kennzahlen über Kundennutzen und Effizienz fehlen

Rund 70 Prozent der Entwickler-Teams blicken in Bezug auf den Kunden und ihre Arbeit auf zwei Kennwerte: die offenen Support-Tickets und die monatlichen aktiven Nutzer – also leicht zugängliche Metriken, die das größte Frustrationspotenzial bergen und keinen direkten Bezug zur ausgelieferten Software und deren Wert für den Kunden herstellen.

Entwickler-Teams haben wenig Einblick in den Kundennutzen ihrer Arbeit. Die meisten verfolgen „nur“ die offenen Support-Tickets – eine leicht zugängliche Kennziffer, die aber auch das größte Frustrationspotenzial birgt. Und nur auf die monatlich aktiven Nutzer zu blicken, stellt ebenfalls keinen direkten Bezug zur ausgelieferten Software und deren Wert für den Kunden her.
Entwickler-Teams haben wenig Einblick in den Kundennutzen ihrer Arbeit. Die meisten verfolgen „nur“ die offenen Support-Tickets – eine leicht zugängliche Kennziffer, die aber auch das größte Frustrationspotenzial birgt. Und nur auf die monatlich aktiven Nutzer zu blicken, stellt ebenfalls keinen direkten Bezug zur ausgelieferten Software und deren Wert für den Kunden her.
(Bild: LeanIX)

Ob Feature Adoption, Abwanderungsquote, Return on Investment oder Net Promoter Score als Ausdruck der Zufriedenheit: Jede dieser Kennzahlen wird von weniger als der Hälfte der Software-Entwicklungsteams betrachtet. Die meisten Teams haben also kaum Einblick in den tatsächlichen Erfolg und Kundennutzen ihrer konkreten Arbeitsleistung – und können diesen auch nicht mit dem Business teilen.

Auch die Möglichkeit, die Performance der Software-Entwicklung anhand der vier anerkannten DORA-Metriken (Deployment Frequency, Failure Rate, Lead Time for Changes, Mean Time to Recovery) zu messen, wird nicht umfassend wahrgenommen. Ein Viertel der Befragten betrachtet nicht mal einen dieser Kennwerte. Dabei würde auch eine solche Erfassung der Leistungsfähigkeit zu einer gemeinsamen Sprache beitragen, die gegenseitige Wertschätzung erst möglich macht.

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Das Problem: Die notwendigen Informationen für relevante Kunden-Kennwerte oder die DORA-Metriken sind oftmals auf verschiedene Quellen verteilt. Ihre Erfassung wird häufig mit großem manuellen Aufwand, in knapp 40 Prozent der Fälle sogar mit Excel-Tabellen betrieben. Dabei könnten moderne Value-Stream-Management-Plattformen helfen. Doch nur 20 Prozent der Befragten setzen diese bereits ein, um Datenströme automatisiert miteinander zu verknüpfen und den unmittelbaren Zusammenhang zu den Geschäftsergebnissen herzustellen.

Ein gutes Ergebnis nur auf den ersten Blick. Die meisten äußern sich zwar positiv, dennoch geben nur 12 Prozent der Befragten eine Top-Bewertung ab, die Hälfte konnte sich nicht zur Abgabe einer guten Note entschließen. Zusammenfassend lässt sich sagen: DevOps-Initiativen sind in internationalen Unternehmen ausbaufähig.
Ein gutes Ergebnis nur auf den ersten Blick. Die meisten äußern sich zwar positiv, dennoch geben nur 12 Prozent der Befragten eine Top-Bewertung ab, die Hälfte konnte sich nicht zur Abgabe einer guten Note entschließen. Zusammenfassend lässt sich sagen: DevOps-Initiativen sind in internationalen Unternehmen ausbaufähig.
(Bild: LeanIX)

Bedenkt man die Bedeutung der Software-Entwicklung für das Erreichen geschäftlicher Ziele, ist es umso verwunderlicher, dass die Mehrheit der Unternehmen DevOps-Methoden noch nicht vollständig umgesetzt hat. Ein bisschen DevOps ist nicht genug – und ein stärkerer Fokus darauf könnte die Software-Entwicklung entscheidend verbessern, so die Studienmacher. „Unternehmen müssen besser darin werden, Software zu entwickeln und auszuliefern, denn davon sind sie heute abhängig. Firmen, die den Reifegrad von DevOps anstreben und Metriken einführen, die eindeutig mit den Geschäftsergebnissen verbunden sind – wie zum Beispiel DORA –, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil. Alle anderen werden zukünftig viel Zeit und Geld aufwenden müssen, um den Rückstand aufzuholen“, stellt LeanIX-CEO André Christ fest.

Zur Methodik
Für die LeanIX-Studie wurden im Frühjahr 2022 insgesamt 172 Fachkräfte aus Software-Entwicklungsteams internationaler Unternehmen online befragt. Rund die Hälfte dieser Befragten kommt aus Europa, ein weiteres Viertel aus den USA.

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