Best Practices für sauberen Code ohne technische Schulden Clean Coding – ein Mittel gegen Developer-Burnout?

Ein Gastbeitrag von Peter McKee * Lesedauer: 5 min |

Anbieter zum Thema

Steigende Komplexität sowie hohes Arbeitspensum führen zu steigendem Druck in der Softwareentwicklung. Die häufige Folge: Burnout. Mit einem Clean-Code-Ansatz können Unternehmen diesem Problem jedoch entgegenwirken.

Immer mehr Developer haben angesichts des Stresses mit Burnout-Symptomen zu kämpfen, Clean Coding kann Abhilfe schaffen.
Immer mehr Developer haben angesichts des Stresses mit Burnout-Symptomen zu kämpfen, Clean Coding kann Abhilfe schaffen.
(Bild: Leonardo.ai)

Entwickler und Entwicklerinnen wissen: Neben spannenden Aufgaben gibt es immer auch Routinetasks, die erfüllt werden müssen. Problematisch wird es, wenn dabei die Zeit für den eigentlichen Job fehlt.

Gleichzeitig wachsen die Ansprüche an die Funktionalität und User-Freundlichkeit der Softwarelösungen, neue gesetzliche Regelungen werden eingehalten und auch die Security-Bedrohungslandschaft entwickelt sich ständig weiter. Das bedeutet größere technische Komplexität, einen höheren Aufwand für Developer und in Zeiten des Fachkräftemangels leider auch, dass viele Developer sich überarbeitet und erschöpft fühlen.

Lösungen für Clean Code können helfen, diesen Zustand zu verbessern. Sie optimieren Workflows, sparen wertvolle Zeit, ermöglichen eine fehlerfreie Codebasis und unterstützen bei der Einhaltung von Security-Standards.

Fachkräftemangel: Wenn das Burnout droht

Developer-Teams müssen heute die gleiche Menge an Arbeit wie noch vor einigen Jahren mit weniger Ressourcen bewältigen. Das hat mehrere Ursachen.

Da wäre zum einen der Fachkräftemangel: 2022 gab es bundesweit knapp 68.000 offene Stellen in der deutschen Technologiebranche – so viele wie noch nie seit Beginn des Beobachtungszeitraums 2010. Das zeigt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung. Zum anderen wächst die Menge an Code und die damit verbundene Zahl administrativer Aufgaben. Das setzt Softwareengineers zusätzlich unter hohem Druck.

In der IT-Welt ist Burnout ein bekanntes Syndrom, mit dem insbesondere Development-Teams zu kämpfen haben. Laut einer Studie von Haystack Analytics fühlen sich 83 Prozent der Entwickler und Entwicklerinnen durch ihren Job überfordert und ausgelaugt. Developer berichten branchenübergreifend von wachsender Arbeitsbelastung und Ressourcenknappheit, Projekttermine können immer häufiger nicht eingehalten werden.

Viel Zeit wenden Programmierende außerdem dafür auf, fehlerhaften Code zu korrigieren. So dauert das Beheben von Fehlern durchschnittlich 32 Stunden. Ein Problem, das sich vermeiden lässt.

„Sauberer Code“ gegen Zeitfresser

Eine Möglichkeit, Entwicklerteams zu entlasten, sind Best Practices für das Clean Coding. Entsprechend geschriebener Code ist konsistent, zielgerichtet, anpassungsfähig und zuverlässig – mit anderen Worten, fehlerfreier Code ohne Technical Debt.

Sauberer Code lässt sich mithilfe eines Clean-as-You-Code-Ansatzes realisieren. Dieser ermöglicht es Developern, vorausschauend zu handeln, beispielsweise Fehler schon während des Programmierens zu beheben – und das noch bevor sie zu ausgewachsenen Problemen werden.

Durch die Anwendung von Clean Code-Praktiken können Developer die Entwicklung neuer Funktionen beschleunigen und unnötige Nachbearbeitungskosten vermeiden. Auch die Entwicklung und Bindung von Talenten wird gefördert. Da Clean Code etablierten Standards folgt, können Developer den Zeitaufwand für die Fehlerbehebung langfristig minimieren und Technical Debt reduzieren.

Auf diesem Weg entsteht qualitativ hochwertige Software, die geschäftliche Anforderungen erfüllt und dabei gleichzeitig den Druck von den Schultern der Softwareengineers nimmt. Der Ansatz hat also einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Developer: Sie haben durch weniger Code-Fehler mehr Zeit, um sich produktiven und spannenden Aufgaben zuzuwenden.

Einfache Wartung und optimierte Arbeitsabläufe

Oft besteht Software, die in Unternehmen eingesetzt wird, aus einem Flickenteppich aus altem und neuem Code. Das erschwert ihr Management und macht sie anfälliger für Schwachstellen, Technical Debt und potenzielle Anwendungsausfälle. Mithilfe von Clean Code lässt sich Software generieren, die einfach in der Wartung ist. Deren Code ist simpel zu lesen, zu analysieren und auch zu verbessern. Das Resultat: qualitativ hochwertiger Code.

Code von schlechter Qualität erhöht nicht nur das Fehlerrisiko, sondern auch die Instabilität der Codebasis eines Unternehmens. So führte beispielsweise im Dezember 2022 eine technische Panne bei Southwest Airlines zu mehrtägigen Flugverspätungen und -streichungen, von denen Tausende von Reisenden betroffen waren. Die Ursache: Minderwertiger und veralteter Code im Reservierungssystem der Fluggesellschaft.

Jetzt Newsletter abonnieren

Täglich die wichtigsten Infos zu Softwareentwicklung und DevOps

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Kunden konnten nicht einchecken, Flüge buchen und ihre Reservierungen verwalten, was wiederum zu Chaos und Frustration bei den Kunden und Mitarbeitenden führte. Dieser Vorfall verdeutlicht die Relevanz von hochwertigem Code und die möglichen Folgen einer schlechteren Codebasis: finanzielle Einbußen, Reputationsverluste sowie mögliche Sicherheitslücken, für die im schlimmsten Fall der Software Engineer verantwortlich gemacht wird.

Sicherheit und Quality Gates

Code – sicherer genau wie unsicherer – entsteht in einem Entwicklungsprozess. Ist Code jedoch schlecht geschrieben und nicht gepflegt, ist er anfälliger für Cyberangriffe. Der langwierige Zyklus, bei dem Softwareprüfer große Codebasen scannen, um anschließend identifizierte Probleme an die Entwicklerteams zu melden, ist jedoch aus zwei Gründen ineffizient.

Zum einen sind Feedbackschleifen zu den Developern zeitaufwendig und häufig repetitiv. Zum anderen kann es für beide Seiten sehr frustrierend sein, Developer zu bitten, den Code, den sie vor Wochen oder Monaten geschrieben haben, zu debuggen und Probleme nachträglich zu beheben. Sicherheitsprobleme bei Code lassen sich am besten während seiner Entwicklung lösen.

Einige Unternehmen nutzen bereits einen sogenannten „Shift Left“-Ansatz, mit dem Sicherheitsprobleme so früh wie möglich im Entwicklungsprozess identifiziert und behandelt werden sollen. Das Problem: Tatsächlich werden bisher nur wenige der dafür genutzten Lösungen „ganz nach links verlagert“, soll heißen, gleich von Anfang an genutzt und in den täglichen Workflow der Entwicklerteams integriert.

Der Clean-as-You-Code Ansatz setzt daher sofort am Start jeder neuen Code-Entwicklung an. Dabei wird Code schon während des Schreibens regelmäßig geprüft und analysiert. Dieser echte „Shift Left“-Ansatz integriert außerdem den Aspekt der Sicherheit so früh wie möglich in den Entwicklungszyklus – und das mit Vorteilen für Developer auch Sicherheitsexperten gleichermaßen.

Genauso bedeutend ist die Gesamtqualität der Codebasis. Ein wichtiger Aspekt bei der Erstellung von hochwertigem Clean Code ist dabei die klare Definition von Standards im Programmierprozess. Daher sind sogenannte „Quality Gates“, also Kontrollpunkte im Ablauf eines Development-Projekts, wichtiger Bestandteil von Clean-Code-Lösungen.

Anhand von eindeutigen Kriterien wird an vordefinierten Punkten im Prozess die Qualität des Codes überprüft. Erst wenn diese erfüllt sind, erfolgt die Freigabe für den nächsten Projektschritt. So werden Sicherheitsrisiken drastisch minimiert und die Qualität deutlich verbessert.

Fazit

Die Einführung von Clean Code Best Practices beschleunigt die Softwareentwicklung, vereinfacht die Wartung und verringert den Aufwand für die Fehlersuche. Das führt zu verbesserter Produktivität und schnellerer Bereitstellung hochwertiger Software, wodurch Entwicklerteams ihre Arbeitsabläufe optimieren können. Das Ergebnis: effizientere Entwicklungszyklen und eine ausgewogenere Arbeitskultur, was insbesondere der Gesundheit der Developer zugutekommt.

* Über den Autor
Peter McKee ist Head of Developer Relations and Community bei Sonar. Er hat über 25 Jahre Erfahrung sowohl in der Entwicklung von Full-Stack-Anwendungen als auch im Management von Teams zur Entwicklung von Unternehmenssoftware-Systemen. Er war in verschiedenen Funktionen tätig, doch am meisten Freude bereiten ihm das Lehren und das Mentoring.

Bildquelle: Sonar

(ID:49710218)