Aufbau eines Wissenspools, Teil 4 Taxonomie – Wissen ordnen und verwalten

Autor / Redakteur: Christian Rentrop / Stephan Augsten |

Was ist ein Wissenspool wert, wenn ihn niemand sinnvoll nutzen kann? Das Anlegen eines Taxonomie- und Tag-Systems hilft dabei, die vorhandenen Informationen von Beginn an zu klassifizieren.

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Bei einem Wissenspool ist eine durchdachte Hierarchie und Thesaurierung besonders wichtig, um Informationens chnell wiederzufinden.
Bei einem Wissenspool ist eine durchdachte Hierarchie und Thesaurierung besonders wichtig, um Informationens chnell wiederzufinden.
(© Richard Cote - stock.adobe.com)

Taxonomien kennen wir alle noch aus dem Biologie-Unterricht. Wer sich an die Einteilung der Tier- und Pflanzenwelt in Stämme, Klassen, Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten erinnert, weiß, dass es sich bei allen Lebensformen auf dem Planeten im Grunde um einen großen, weit verzweigten Stammbaum handelt. Alles ist vom Größten ins Kleinste gegliedert.

Mit Informationen in einem Wissenspool ist das nicht anders: Damit dieser effektiv genutzt werden kann, sollten die Informationen sinnvoll gegliedert und taxonomiert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um kleine Entwicklerteams oder große Unternehmen handelt oder ob Sie als Knowledge-Base-System einfach ein paar Ordner auf einem Server, ein Wiki-System oder eine vollwertige Knowledge-Base-Lösung handelt.

Taxonomie richtig organisieren

Im Zusammenhang mit einem Wissenspool ist eine Taxonomie folglich ein Organisationssystem für Wissensinhalte. Genau wie der Stammbaum der Tiere und Pflanzen muss sie so geordnet sein, dass sich aus der Taxonomie grundsätzliche semantische Inhalte ableiten lassen, um eine entsprechende Suche zu gestatten.

Die Semantik ist eine Wissenschaft für sich, die Taxonomie allerdings kann dabei helfen, dass Mensch und Maschine verstehen, um welchen Inhalt es sich handelt. Ein Beispiel: Der Satz „Klaus spielt Fußball“ ist zunächst eine für sich stehende Information, enthält jedoch jede Menge weitere Informationen.

Klaus ist nicht nur Klaus, sondern auch männlich, ein Mensch, in einem gewissen Alter und ganz offensichtlich ein Sportler. Er „spielt“, was bedeutet, dass er entweder aktiver Spieler ist oder es aktuell macht und nicht gestern oder in drei Stunden. Und zu guter Letzt ist da noch der Fußball, der in diesem Zusammenhang eben nicht der Ball, sondern die Sportart ist.

Das Konzept richtig verwenden

Um dieses Konzept richtig einsetzen zu können, sind bei der Einrichtung eines Wissenspools zwei Schritte vorab nötig. Einerseits muss eine klare taxonomische Hierarchie entwickelt werden. Und andererseits ein Tagging-System, mit dessen Hilfe sich zum Beispiel Artikel der Knowledge-Base schnell einer bestimmten Taxonomie zuordnen lassen.

So lässt sich der gute Klaus aus dem Beispiel in der biologischen Taxonomie einordnen, von Eukaryonten bis zum Menschen, ja sogar noch weiter hinab, etwa in eine Geschlechts- und Altersklasse, eine Haarfarbe-Klasse oder eine Schuhgrößen-Klasse. Und genau hier ist der Knackpunkt bei der Anlage einer Taxonomie: Je weiter ins Detail gegangen wird, desto schwieriger wird es, die weit verzweigten Überbegriffe unter einen Hut zu bringen.

Das Problem mit den Hierarchien

Für das Wissensmanagement kann daher die Frage essenziell sein, ob die Haarfarbe unterhalb von „Mensch“ oder erst unterhalb von „Alter“ oder gar „Schuhgröße“ steht. Die Taxonomie muss also so angelegt werden, dass sie sinnvoll und verständlich für Mensch und Maschine ist und auf den jeweiligen Zweck, dem sie dienen soll, passt.

Je nach inhaltlichem Ziel der Taxonomie kann dies nämlich durchaus variieren: Im Shopping-System eines Sportherstellers wäre zum Beispiel die Ordnung (Oberbegriff zu Unterbegriff) Mensch -> Geschlecht -> Schuhgröße -> Alter -> Klaus sinnvoll, während für das Einwohnermeldeamt womöglich eher die Taxonomie-Hierarchie Mensch -> Klaus -> Geschlecht -> Alter -> Schuhgröße relevant wäre. Wobei sich wohl die wenigsten Ämter für Schuhgrößen interessieren – aber es handelt sich ja nur um ein Beispiel, natürlich kann die Taxonomierung auch Wissensbereich, Code-Bausteine oder ähnliches enthalten. Wichtig ist nur, dass vorab eine sinnvolle Gliederung überlegt wird.

Mit Tags und Thesaurierung zum Ziel

Zusätzlich zur Taxonomie ist es sinnvoll, Begriffe auch zu thesaurieren, sprich miteinander zu verknüpfen. Auf diese Weise ist es später wesentlich einfacher, zueinander in Relation stehende Inhalte aufzuspüren und zu vermitteln. Hier kommt das Tagging ins Spiel: Statt bei der Taxonomierung der Informationen zu sehr ins Detail zu gehen, kann die Information auch durch vorher festgelegte Begriffe erfolgen.

Nehmen wir wieder Klaus ins Spiel: Er ist Mensch, männlich, jung, Sportler, rothaarig mit einer bestimmten Schuhgröße und Fußballspieler. Statt all das in die Taxonomie zu zwängen, kann auch auf einer bestimmten Taxonomie-Ebene – etwa „männlich“ mit der Klassifizierung aufgehört werden. Stattdessen werden die tiefer gehenden Infos mit Tags bezeichnet.

Klaus bekommt die Tags „Schuhgröße 43“, „Haarfarbe rot“, „Fußballspieler“ und „Sportler“. Sucht nun jemand nach Klaus, erhält er diese Ergebnisse als zusätzliche Informationen – und kann sich zum Beispiel alle Fußballspieler mit Schuhgröße 43 oder alle rothaarigen Sportler ausgeben lassen. Nach dem gleichen Prinzip lässt sich auch Wissen in einem Wissenspool verwalten.

Tags sinnvoll planen

Damit all das sinnvoll funktioniert und auch für Suchmaschinen verständlich ist, gilt es, Tagging und Taxonomie unter einen Hut zu bringen und nur so weit aufzufächern, wie unbedingt nötig. Es kann hilfreich sein, Begriffe aus der Taxonomie auch als Tag zu verwenden, etwa „Mensch“.

Genauso wichtig ist es, die Begrifflichkeit der Tags klar zu halten: „Haarfarbe rot“ und „rothaarig“ mag für einen menschlichen Leser das gleiche sein – für eine Maschine ist es das nicht. Wer hier schludert, muss im Zweifel später viel Arbeit in die Thesaurierung stecken und „Haarfarbe rot“ mit „rothaarig“ zu einem Synonym verknüpfen.

Unter dem Strich ist die Taxonomierung und Organisation von Wissen in einem Wissenspool aber keine Zauberei: Mit ein wenig Planung lässt sich recht einfach eine leistungsstarke Wissensdatenbank zusammenstellen, in der Inhalte schnell und einfach per Suche oder über die interne Logik von Tags und Taxonomie aufgespürt werden können.

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