App-Entwicklung mit Apple Swift, Teil 2 Swift unter Ubuntu Linux verwenden

Autor / Redakteur: Christian Rentrop / Stephan Augsten |

Apple bietet die Programmiersprache Swift offiziell auch für Ubuntu-Linux an. Dadurch erschließt sich die einfache Welt von Swift auch Anwendern, die keinen Mac verwenden. Leider ist das nicht ganz so komfortabel wie Swift mit XCode auf dem Mac.

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Ubuntu-Make macht die Swift-Installation zu einem Kinderspiel.
Ubuntu-Make macht die Swift-Installation zu einem Kinderspiel.
(Bild: Rentrop / Canonical)

Apple hat mit Swift bei GitHub eine Programmiersprache bereitgestellt, die über kurz oder lang Objective-C bei der Programmierung von MacOS- und iOS-Software ersetzen soll. Apple traf damit ganz offensichtlich einen Nerv, denn inzwischen existiert eine riesige Swift-Community, welche die Programmiersprache allerdings für mehr als nur Apple-Anwendungen verwenden will.

Seit Swift 3 ist das auch möglich: Apple bietet nun auch offiziell unter Ubuntu-Linux einen Swift-Compiler an, wodurch sich die Sprache inzwischen auch bei der Programmierung Apple-fremder Software einer gewissen Beliebtheit erfreut. So können etwa Webanwendungen und Geräte des Internet-of-Things wie der allseits beliebte Raspberry-Pi von Swift profitieren. Und es gibt inzwischen sogar eine inoffizielle Swift-Entwicklungsumgebung für Windows.

Swift unter Ubuntu aufsetzen

Allerdings ist der „offizielle“ Weg zur Swift-Nutzung unter Windows derzeit die Installation des neuen Linux-Subsystems in Windows 10. Und der ganz offizielle Weg eben die Verwendung eines echten Ubuntu-Linux, etwa in einer virtuellen Maschine oder eben nativ auf einem PC.

Dafür bietet Apple für Swift 4 offiziell Binaries an, allerdings nur für die Ubuntu-Versionen 14.04, 16.04 und 16.10 (Stand Juli 2018). Allerdings kann Swift natürlich auch auf neueren Ubuntu-Versionen eingesetzt werden. Es gibt auch User-basierte Varianten für Fedora und Debian.

Swift in Ubuntu installieren

Um Swift in einem Ubuntu-System zu installieren, sind einige andere Pakete nötig, darunter git, cmake, ninja-build sowie eine Reihe von Entwickler-Tools. Im offiziellen Github-Repository wird auf einem frischen Ubuntu 16.04 daher folgender Befehl empfohlen, um alle Abhängigkeiten zu installieren:

sudo apt-get install git cmake ninja-build clang python uuid-dev libicu-dev icu-devtools libbsd-dev libedit-dev libxml2-dev libsqlite3-dev swig libpython-dev libncurses5-dev pkg-config libblocksruntime-dev libcurl4-openssl-dev systemtap-sdt-dev tzdata rsync

Natürlich kann es, abhängig von den bereits installierten Komponenten eines Ubuntu-Produktivsystems, durchaus sein, dass manche Pakete bereits installiert sind. Anschließend muss noch Swift heruntergeladen werden, was am einfachsten mit dem Browser über die Swift-Website funktioniert.

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Alternativ können Sie auch wget nutzen oder das Git-Repository klonen. Navigieren Sie anschließens per Terminal in den Download-Ordner und extrahieren Sie das TAR-Archiv. Gegebenenfalls können Sie es der Ordnung zuliebe auch an einer anderen Stelle entpacken.

tar xzf swift-4.1.2-RELEASE-ubuntu16.04.tar.gz

Anschließend müssen Sie die Swift-Toolchain in die Path-Variable schreiben, um das Kommando systemweit einzusetzen:

export PATH=swift-4.1.2-RELEASE-ubuntu16.04/usr/bin:"${PATH}"

Zusätzlich muss Swift auch in die Bash-Konfiguration eingetragen werden: Öffnen Sie diese mit

nano ~/.bashrc

und tragen Sie hier am Ende folgenden String ein.

export PATH=swift-4.0-RELEASE-ubuntu16.04/usr/bin:"${PATH}"

Speichern Sie die Datei anschließend ab. Das war es auch schon: Swift ist einsatzbereit. Mit Eingabe von swift im Terminal startet die Kommandozeilen-Entwicklungsumgebung, das sogenannte Swift-REPL (Read Eval Print Loop). Sie können hier Swift-Code direkt einfügen und ausführen, etwa eine einfache mathematische Formel:

print(12 + 25)

Swift gibt daraufhin das Ergebnis aus. Einen interessanten Einstieg in Swift REPL bietet übrigens ein Eintrag aus dem Swift-Blog der Apple-Entwicklerseite. Hier wird auch die Bedienung erklärt. Um Swift im Terminal zu beenden, reicht es, eine der folgenden Strings einzugeben:

:exit
:quit
:q

Aktuellen Swift-Build mit ubuntu-make installieren

Übrigens: Noch einmal einfacher – aber mit weniger Kontrolle – geht es, die jeweils aktuelle Swift-Version mit Hilfe von Ubuntu Make zu installieren. Das klappt sowohl unter Ubuntu 16 als auch unter Ubuntu 17 und 18. Dafür sind tatsächlich nur zwei Befehle im Terminal notwendig.

Notwendige Abhängigkeiten und Pakete werden automatisch von Ubuntu heruntergeladen und installiert. Achtung: Gegebenenfalls müssen anschließend mit der obenstehenden Installation noch Pakete ergänzt werden, zudem fehlt die offizielle Swift-Unterstützung für Ubuntu 17 und 18, was zu Problemen führen kann. Am besten, Sie verwenden zunächst Ubuntu 16:

sudo apt install ubuntu-make
umake swift

Programmieren mit Swift unter Linux

Ist Swift korrekt aufgesetzt, können Sie auch schon mit dem Codeschreiben beginnen. Am einfachsten ist es, die Vorgehensweise zunächst anhand eines kleinen Hallo-Welt-Programms zu verstehen: Zunächst sollten Sie mit dem Terminal eine leere Datei mit der Endung *.swift anlegen. Die Endung dient vor allem dem Erkennen, dass es sich um Swift-Quellcode handelt. Dazu eignet sich der nano-Editor wie jeder andere Text-Editor:

nano "Hallowelt.swift"

Schreiben Sie anschließend folgenden Swift-Quellcode in die Datei, etwa:

print("Hallo Welt!")

Anschließend müssen Sie das Swift-Programm kompilieren. Dazu wird der Swift-Compiler verwendet.

swiftc Hallowelt.swift -o Hallowelt

Mit dem Programmaufruf ./Hallowelt gibt das Mini-Programm dann wie zu erwarten „Hallo Welt!“ aus. Auf diese Weise können Sie nun Ihr Swift-Programm unter Linux schreiben, kompilieren und starten.

Atom-Editor für mehr Komfort bei der Entwicklung

Für mehr Komfort empfiehlt sich allerdings die Verwendung eines leistungsstärkeren Text-Editors mit GUI-Unterstützung. Empfohlen sei hier der Atom-Editor, den es in neueren Ubuntu-Versionen auch im Ubuntu-Software-Center gibt. Alternativ können Sie ihn im Terminal mit ...

sudo apt install snapd
sudo snap install atom --classic

... auf Ihrem Linux-System installieren.

Server-Side-Entwicklung mit Vapor

Wenn Sie serverseitig entwickeln wollen, empfiehlt sich außerdem der Einsatz von Vapor, einem Web-Framework für Swift: Die gut dokumentierte Software ist selbst in Swift geschrieben und ermöglicht zum Beispiel die Entwicklung von APIs oder Websites. Allerdings werden derzeit nur Ubuntu 14.04, 16.04 und 16.10 unterstützt. Die Installation von Vapor ist unter den genannten Distributionen ganz einfach mit Hilfe eines von den Entwicklern zur Verfügung gestellten Skripts möglich:

eval "$(curl -sL https://apt.vapor.sh)“

Anschließend ist Swift unter Linux voll einsatzbereit: Sie können die Programmiersprache für die Entwicklung Ihrer Software unter Ubuntu einsetzen.

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