Gartner: Weltweite IT-Ausgaben werden 2023 um 2,4 Prozent wachsen Studien zur Marktentwicklung 2023

Von Ulrike Ostler Lesedauer: 8 min |

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Die Inflation schmälert die Kaufkraft von Verbrauchern, aber die IT-Ausgaben von Unternehmen bleiben stabil, so Gartner-Analysten. Der Branchenverband ZVEI sieht für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie in diesem Jahr ein 2prozentiges Plus – kein Wunder, wenn die Prognosen des ERP-Anbieters Sage stimmen, der ein deutliches Wachstum im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen prognostiziert.

Wen kümmern Rezession und Energiekrise? Es gibt Pluszeichen in den Prognosen für 2023.
Wen kümmern Rezession und Energiekrise? Es gibt Pluszeichen in den Prognosen für 2023.
(Bild: frei lizenziert: Gerd Altmann / Pixabay)

Laut der jüngsten Prognose der Gartner Inc. werden sich die weltweiten IT-Ausgaben im Jahr 2023 auf 4,5 Billionen Dollar belaufen. Das entspräche einem Anstieg von 2,4 Prozent gegenüber 2022 allerdings auch einem Rückgang gegenüber der Vorquartalsprognose von 5,1 Prozent Wachstum.

Das könnte im Wesentlichen daran legen, dass die Inflation weiterhin die Kaufkraft der Verbraucher schwächt und deshalb die Ausgaben für Geräte senkt, während zugleich erwartet wird, dass die IT-Ausgaben der Unternehmen insgesamt stark bleiben.

John-David Lovelock, Distinguished VP Analyst bei Gartner, formuliert: „Verbraucher und Unternehmen sind mit sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Realitäten konfrontiert. Während die Inflation die Verbrauchermärkte erschüttert und zu Entlassungen bei B2C-Unternehmen führt, erhöhen die Unternehmen trotz der weltweiten Konjunkturabschwächung weiterhin ihre Ausgaben für digitale Geschäftsinitiativen.“

Prognose der weltweiten IT-Ausgaben (Angaben in Millionen Dollar)
Ausgaben 2022   Wachstum 2022
(in Prozent)
Ausgaben 2023 Wachstum 2023
(in Prozent)
Datacenter Systeme 212.376 12,0
213.853
0,7
Software 783.462 7,1 856.029 9,3
Devices 722.181 -10,6 685.633 -5,1
IT Services 1.244.746 3,0 1.312.588 5,5
Communications Services 1.422.506 -2,4
1.423.367
0,1
IT insgesamt
4.385.270 -0,2 4.491.471 2,4
Quelle: Gartner Januar 2023

Zwar habe eine turbulente Wirtschaft den Kontext von Geschäftsentscheidungen verändert und könne CIOs dazu veranlassen, zögerlicher zu werden, Entscheidungen zu verschieben oder Prioritäten neu zu ordnen. „Wir haben dies bei den Umstrukturierungen in einigen B2B-Unternehmen gesehen, insbesondere bei denen, die zu viel in Wachstum investiert haben“, so Lovelock. „Die IT-Budgets sind jedoch nicht der Grund für diese Verschiebungen, und die IT-Ausgaben bleiben rezessionssicher“, fährt er jedoch fort.

Wie die Tabelle preisgibt, erwarten die Marktauguren von Gartner für die Segmente Software und IT-Services 2023 ein Wachstum von 9,3 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent prognostiziert. Für das Segment Geräte wird in diesem Jahr ein Rückgang um 5,1 Prozent erwartet, da sowohl Verbraucher als auch Unternehmen die Aktualisierungszyklen ihrer Geräte verlängern.

„Während des Höhepunkts der Pandemie haben Angestellte und Verbraucher die Technologie von Tablets, Laptops und Mobiltelefonen aufgrund von Fernarbeit und Weiterbildung erneuert“, erinnert Lovelock. „Ohne einen zwingenden Grund für ein Upgrade werden die Geräte länger genutzt und der Markt leidet darunter“, sieht er als Folge.

Die Rolle des Arbeitsmarkts

Die Zahl der unbesetzten Stellen steigt von Quartal zu Quartal, und die Zahl der offenen Stellen pro Arbeitslosen ist in vielen Ländern auf einem Rekordtief. Der starke Wettbewerb um Talente stellt CIOs vor die Herausforderung, qualifizierte IT-Mitarbeiter einzustellen, und schränkt das Wachstum von Unternehmen ein, die ohne die erforderlichen Talente nicht skalieren können.

Mit anderen Worten: Das Wachstum könnte höher ausfallen. Denn gleichzeitig mit dem Anstieg der Software-Ausgaben wächst der Markt für IT-Dienstleistungen, da die Unternehmen für die Implementierung und den Support externe IT-Mitarbeiter hinzuziehen. So wird beispielsweise erwartet, dass die Ausgaben für Beratung im Jahr 2023 rund 264.9 Milliarden Dollar erreichen werden, was einem Anstieg von 6,7 Prozent gegenüber 2022 entspricht.

„CIOs verlieren den Wettbewerb um Talente“, interpretiert Lovelock. „Die Ausgaben für IT-Dienstleistungen wachsen in jeder Branche schneller als die internen Dienstleistungen. Qualifizierte IT-Mitarbeiter wandern weg vom Unternehmens-CIO hin zu Technologie- und Serviceanbietern (TSPs), die mit den gestiegenen Lohnanforderungen, Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereaussichten mithalten können.“ Ob die Gartner-Analysten mit den jüngsten Entlassungen bei Microsoft, Amazon und Google bereits gerechnet haben, lässt sich nicht feststellen.

Vorhersagen des Branchenverbands ZVEI

Alles in allem kommt der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) für das vergangene Jahr auf ein Produktionsplus von 4 Prozent. Für 2023 erwartet er „eine Konsolidierung auf höchstem Niveau“. Beeinflusst werde der Markt vor allem durch die Energiekrise. Der Verband fordert „ein neues Strommarktdesign für den Ausbau von grünen Technologien beziehungsweise eine radikale Entlastung von von Steuern, Umlagen und Abgaben.

ZVEI-Präsident Gunther Kegel äußert:„2022 war – trotz aller Widrigkeiten – ein starkes Jahr für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie. Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation und weiterhin angespannte Lieferketten: Die preisbereinigte Produktion der Branche ist dennoch zwischen Januar und November um 3,7 Prozent gewachsen – fast eine Punktlandung für unsere Prognose von vier Prozent.“ Diese robuste Entwicklung unterstreiche die Stärke der Elektro- und Digitalindustrie. Er setzt hinzu. „Unsere Branche profitiert erkennbar von den beiden großen Treibern Elektrifizierung und Digitalisierung, die aufs Engste mit uns verbunden sind.“

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Die nominalen Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 224 Milliarden Euro. Die höchsten Zuwächse gab es bei elektronischen Bauelementen (+ 21 Prozent). Es folgen Informations- und Kommunikationstechnik, Batterien, Energietechnik (alle + 14 Prozent) und Automation (+ 12 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten lag zuletzt bei knapp 895.000 und damit 2,3 Prozent über dem Vorjahr.

Auch beim Export war 2022 abermals ein Rekordjahr. Die deutschen Elektroausfuhren erreichten hier einen Wert von 246 Milliarden Euro (inklusive Re-Exporte) – ein Plus von neun Prozent. Wichtigster Absatzmarkt war die Europäische Union mit Elektrolieferungen in Höhe von 126 Milliarden Euro.

30 Jahre EU-Binnenmarkt: mit Abstand wichtigster Absatzmarkt
30 Jahre EU-Binnenmarkt: mit Abstand wichtigster Absatzmarkt
(Bild: ZVEI)

„Der Binnenmarkt ist das größte Asset der EU. Wir müssen ihn weiterentwickeln – unternehmerisch und regulatorisch“, so Kegel. „Die Globalisierung scheint an einem Scheitelpunkt zu stehen. Die protektionistische Wirtschaftspolitik Chinas, aber auch der USA sind für uns ein hohes Risiko. Die EU muss entschlossen gegensteuern und mehr bilaterale Handels- und Rohstoffabkommen abschließen.“

Auch für das laufende Jahr zeigt sich der Verband zuversichtlich: „Stand heute gehen wir bei der realen Produktion von einer schwarzen Null aus, was einer Konsolidierung auf sehr hohem Niveau entspricht“, sagt der ZVEI-Präsident.

Das Stromnetz ist zurzeit nicht energiewendefähig

„Nachdem sich die Politik im zurückliegenden Jahr vor allem den Herausforderungen Energiesicherheit und Bezahlbarkeit zuwenden musste, muss in diesem Jahr die Gestaltung der Energiewende wieder mehr in den Fokus rücken“, erklärt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Aus Sicht des ZVEI sind im Wesentlichen zwei Aufgaben anzugehen: Erstens, der zügige Ausbau der Netzinfrastruktur und zugleich ihre Digitalisierung sowie zweitens die Weiterentwicklung des Strommarktdesigns.

Das dürfte der Datacenter-Branche in die Hände spielen. Schließlich ist Strom ist der Rohstoff der Energiewende, der über 90 Prozent des Energiebedarfs im Jahr 2045 decken soll. Aktuell liegt der Strombedarf bei 550 TWh/a. Durch die Elektrifizierung – unter anderem durch rund 15 Millionen Ladepunkte und sechs Millionen Wärmepumpen – steigert sich der Strombedarf bis 2030 auf über 700 TWh/a. Bis zum Jahr 2045 liegt der Strombedarf bei 1.000 bis 1.200 Terawattstunden pro Jahr (TWh/a).

Um diesen Bedarf zu decken, werden sich die Erzeugungskapazitäten bei den erneuerbaren Energien mindestens um das 4,5-Fache steigern müssen – und damit steigen die Anforderungen an das Stromnetz immens. „Um es klar zu sagen: Darauf ist unser Stromnetz derzeit nicht ausgelegt. Es ist nicht energiewendefähig“, so Weber. „Aber: Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden.“

Nach Interpretation des Banchenverbands ZVEI ist grundsätzlich ein anderes Strommarktdesign erforderlich.
Nach Interpretation des Banchenverbands ZVEI ist grundsätzlich ein anderes Strommarktdesign erforderlich.
(Bild: ZVEI)

So fordert der ZVEI, dass neben dem physischen Ausbau Intelligenz ins System kommt. Unter anderem müsse mehr Tempo in den flächendeckenden Rollout intelligenter Messsysteme kommen, wie im Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) vorgesehen.

Denn durch konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Primärenergieverbrauch um bis zu 65 Prozent reduzieren. Durch eine dezentrale Energie-Erzeugung mit Speicherung, Verteilung im Quartier mit digitalen Netzanschlüssen, Sektorenkopplung mit Photovoltaik, Wärmepumpe und E-Mobilität und nicht zuletzt durch die immensen Effizienzgewinne der direkten Stromnutzung sind die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Um diesen näherzukommen, ist jedoch ein grundsätzlich anderes Strommarktdesign nötig. „Der Strompreis muss weiter von Steuern, Umlagen und Abgaben entlastet werden“, erklärt Weber. Darüber hinaus seien dynamische Stromtarife wichtig. „Das künftige Strommarktdesign muss so gestaltet sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher unmittelbar von attraktiven Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien profitieren.“

Die Rolle der kleinen und mittelgroßen Unternehmen

Einen großen Anteil am Umsatzplus dürften auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben; denn die kommen gut durch die Krise, besagt eine aktuelle Studie des ERP-Herstellers Sage. Nach dieser wird in acht Ländern die Zahl der neuen KMU zwischen 2022 und 2025 jährlich um 1,7 Prozent steigen. Allein in Deutschland werden zwischen 2022 und 2025 rund 273.000 neue KMU entstehen. Damit wird es erstmals mehr als 3 Millionen mittelständische Betriebe in dem Land geben.

Somit rechnet die Studienmacher damit, dass im Jahr 2024 der Wirtschaftsbeitrag deutscher KMU ein Rekordhoch von über einer Billion Euro erreichen wird. Für das Jahr 2023 bedeutet das: Auch während der zu erwartenden Rezession in diesem Jahr wird die Bruttowertschöpfung von KMU in Deutschland um 1,9 Prozent steigen und damit läge der Mittelstand wachstumsbezogen 1,3 Prozentpunkte über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt (0,6 Prozent) liegen

Zahl der deutschen KMUs und damit verbundene Beschäftigungszahlen, nach Jahr (Millionen)
Zahl der deutschen KMUs und damit verbundene Beschäftigungszahlen, nach Jahr (Millionen)
(Bild: Eurostat, Cebr-Analyse)

Die von Sage, dem führenden Anbieter von Lösungen in den Bereichen Buchhaltung, Finanzen, Personal und Gehaltsabrechnung für KMU, in Auftrag gegebene und in Zusammenarbeit mit dem Centre for Economics and Business Research (Cebr) veröffentlichte Analyse untersucht die Rolle der KMU als Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs in acht Schlüsselmärkten und wertet Daten ab 2005 aus, um Wachstumstrends zwischen 2022 und 2025 zu prognostizieren. Die Studie verdeutlicht außerdem die Rolle der KMU als Motor der globalen Wirtschaft.

Die zentrale Erkenntnis ist dabei: Trotz wirtschaftlicher Ungewissheit zeigt der Mittelstandssektor keine Anzeichen von Abschwung oder Verlangsamung. Bis 2025 prognostiziert Cebr, dass die Zahl der KMU in allen untersuchten Ländern (USA, Kanada, Großbritannien, Spanien, Deutschland, Frankreich, Irland, Portugal) steigen wird.

Bruttowertschöpfung von KMUs in Deutschland, nach Jahr (Milliarden Euro linke Seite) (prozentualer Anteil an allen Unternehmen rechte Seite)
Bruttowertschöpfung von KMUs in Deutschland, nach Jahr (Milliarden Euro linke Seite) (prozentualer Anteil an allen Unternehmen rechte Seite)
(Bild: Eurostat, Cebr-Analyse)

Analysen von Marktdaten aus der Vergangenheit, die ebenfalls in den Bericht eingeflossen sind, unterstreichen auch die entscheidende Rolle von KMU bei der wirtschaftlichen Erholung von der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009 und prognostiziert einen ähnlichen Weg für die Zukunft. Bis 2011 verzeichneten KMU in fünf Ländern wieder eine wachsende Beschäftigung – so auch in Deutschland: Die Daten zeigen, dass die Zahl der KMU in Deutschland zwischen 2009 und 2015 kumulativ um 18 Prozent auf insgesamt 2,4 Millionen gestiegen ist.

Bruttowertschöpfung von KMUs nach Wirtschaftszweigen, nach Jahr (in Milliarden Euro).
Bruttowertschöpfung von KMUs nach Wirtschaftszweigen, nach Jahr (in Milliarden Euro).
(Bild: Eurostat, Cebr-Analyse)

Die Beschäftigung nahm im gleichen Zeitraum um 16 Prozent zu, wobei sie bis auf 2013, als die Zahl weitgehend konstant blieb, jedes Jahr stieg. In allen untersuchten europäischen Ländern trugen KMU 2012, also vier Jahre nach dem Wirtschaftsabschwung, zu mindestens 48 Prozent der gesamten Unternehmensleistung bei – ein klares Signal für ihre Bedeutung für die allgemeine wirtschaftliche Erholung.

Beschäftigungszahlen im KMU-Sektor nach Branchen, Jahr
Beschäftigungszahlen im KMU-Sektor nach Branchen, Jahr
(Bild: Eurostat, Cebr-Analyse)

Von allen Branchen, die zum Wachstum beigetragen haben, haben insbesondere die freien Berufe, und solche mit einem großen Bezug zu Wissenschaft und Technik stark von der Digitalisierung profitiert und waren entscheidend für den Aufschwung in vielen Märkten. In Deutschland beispielsweise stieg der wirtschaftliche Beitrag der KMU in diesem Sektor von 81 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf 116 Milliarden Euro im Jahr 2015, was einem Anstieg von 43 Prozent entspricht und damit 18 Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller Branchen mit verfügbaren Daten liegt. Dieses Wachstum spiegelt sich auch in den Beschäftigungszahlen in diesem Wirtschaftszweig wider, die im Zeitraum nach der Krise (2009 bis 2015) um 431.000 gestiegen sind, was einem kumulativen Wachstum von 28 Prozent entspricht.

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