Interview mit Sebastian Scheele, Kubermatic, zu den ContainerDays 2023 „Container sind eher noch ein ‚Mainstream-Experten‘-Thema“

Das Gespräch führte Stephan Augsten Lesedauer: 4 min |

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Auch bei ihrer dritten Hybrid-Ausgabe waren die ContainerDays, kurz CDS, mit 915 Vor-Ort- und weiteren 560 Online-Gästen sehr gut besucht. Gut einen Monat nach der Konferenz wagt Sebastian Scheele, CEO und Mitbegründer von Kubermatic, einen Rückblick und befasst sich mit dem Thema „Container & Edge“.

Die Zuschauertribüne auf den ContainerDays 2023 war gerammelt voll.
Die Zuschauertribüne auf den ContainerDays 2023 war gerammelt voll.
(© ContainerDays.io)

Dev-Insider: Was ist das Hauptanliegen der ContainerDays?

Sebastian Scheele: Bei ContainerDays ist der Hauptfokus auf die Community und das alle die bestmögliche Erfahrung haben. Wir gehen bei dem Event nicht auf Masse, sondern auf Qualität und wollen eine überschaubares aber feines Community-Event sein, das ein lockeres und zugleich produktives Umfeld schafft. Wir sehen uns noch immer als eine große CDS-Familie.

Dev-Insider: Die Container Days finden ja nun schon seit 2017 statt. Wie hat sich das Event im Laufe der Jahre verändert?

Scheele: Die ContainerDays haben im Jahr 2023 zum siebten Mal stattgefunden. Gestartet sind wir in 2016 mit 200 Teilnehmern. Von da an sind das Event und die Community drum herum von Jahr zu Jahr gewachsen. In diesem Jahr hatten wir in Summe mehr als 1.700 Teilnehmer – online und vor Ort in Hamburg. Nicht nur die Teilnehmerzahlen sind gewachsen, sondern auch die grundsätzliche Thematik hat zunehmend in der IT generell aber auch in vielen Einzelbranchen an Bedeutung gewonnen.

Die Nutzung von Container-Technologien sowie die Einbindung von Cloud-nativen Lösungen wird immer wichtiger für Firmen aber auch im öffentlichen Bereich, sprich Ämter und Behörden. Selbst der doch eher konservative Maschinenbau und ähnliche Branchen sehen mittlerweile, welche große Rolle die Entwicklung, die Bereitstellung und der Betrieb von Software für ihre Wettbewerbsfähigkeit haben und welche Potential hierbei in Containern steckt.

Dev-Insider: Welche Rolle spielen solche Events für die Community?

Scheele: Unsere Community besteht hauptsächlich auf Developern und Engineers sowie die DevOps-Verantwortlichen. Dies ist eine Zielgruppe, die zugegeben sehr speziell ist. Daher denke ich, dass die ContainerDays oder auch andere IT-Events eine perfekte Möglichkeit schaffen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die neuesten Trends in der Branche live und vor Ort kennenzulernen. Nicht zu vergessen, der persönliche Austausch mit anderen IT-lern, der noch immer am meisten Spaß macht, wenn man vor Ort zusammenkommt.

Dev-Insider: Welchen Reifegrad hat das Thema „Container“ mittlerweile bei deutschen Unternehmen erreicht? Sind Container Mainstream?

Scheele: Ich würde sagen, definitiv Ja – zumindest aus Sicht der direkt Betroffenen. Der Begriff und die Idee dahinter sind mittlerweile allen bekannt. Das war in 2016 noch anders. Das spiegelt sich auch in dem Level der Session auf den ContainerDays statt. Es geht immer mehr in die Richtung „Advanced“.

Das Know-how hat also ein hohes Level erreicht. Wobei natürlich End-User-Talks immer noch die beliebtesten sind, da man dort die Umsetzung live sehen und Erfahrungsberichte realer Anwender hören kann. Verglichen mit dem grundsätzlichen „Cloud-Thema“, das in allen Boardrooms etabliert ist, oder auch im Vergleich zum Medienliebling „KI“ sind die Container leider noch eher ein „Mainstream-Experten“-Thema, aber das wird sich garantiert ändern.

Dev-Insider: Welche Vorteile sind die ausschlaggebenden, wenn sich Unternehmen heute für Container entscheiden? Welche Hürden oder auch Vorbehalte gilt es noch zu meistern?

Scheele: Die Vorteile liegen in der Isolation, Portabilität, Überwachung und Automatisierung. Container sind voneinander isoliert, eine Sicherheitslücke in einem Container hat somit keine Auswirkungen auf andere Container.

Container lassen sich zudem leicht von einem Host auf einen anderen übertragen, was die Bereitstellung und Skalierung auch im Falle eines Angriffs erleichtert. Es gibt sehr viele standardisierte Tools, um Container zu überwachen und nach Sicherheitslücken zu scannen. Dadurch ist es einfach, für verschiedene System einen einheitlichen Sicherheitsstandard zu erreichen. Die Bereitstellung und Erstellung von Containern lässt sich einfach automatisieren, was den Wartungsaufwand verringert.

Die Nachteile sind die Komplexität und mögliche Wissenslücken. Die Containerisierung kann komplex sein und erfordert eine weitere Wissenskomponente, was die Fehleranfälligkeit erhöht. Auch Container sind nicht immun gegen Sicherheitslücken. Es ist wichtig, regelmäßige Updates durchzuführen, um die Container auf einem hohen Sicherheitsstandard zu halten.

Containerisierung erfordert andere organisatorische Abläufe in den IT-Teams. Dies liegt daran, dass Containerisierung eine neue Art der Bereitstellung und Verwaltung von Anwendungen ist, die neue Aufgaben und Anforderungen mit sich bringt.

Generell sollte der Umgang mit Containern und Plattformen wie Kubernetes in das Know-How übergehen. Unternehmen sollten auch erweiterte Konzepte wie CI/CD-Piplines [Continuous Integration and Continuous Delivery, Anm. d. Red.], Infrastruktur als Code sowie Secret Management betrachten. Sobald Unternehmen in die Cloud gehen und Hyperscaler nutzen, sollten sie durchaus auch ein Auge auf die Kostenoptimierung werfen.

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Dev-Insider: Unterscheidet sich die deutsche Community von der internationalen?

Scheele: Tatsächlich ist die Community, wenn es um Container geht, sehr international aufgestellt. Da meisten eh alles auf Englisch ist, können die Leute problemlos an den Events in verschiedenen Ländern teilnehmen. Selbst bei den ContainerDays in Hamburg sind 20 Prozent der Teilnehmer nicht aus Deutschland.

Dev-Insider: Was sind die Topthemen auf den Container Days gewesen?

Scheele: Eines der Top-Themen war auf jeden Fall eBPF, ein Framework, das direkt in den Linux-Kernel integriert ist und eine Vielzahl neuer Projekte ermöglicht. Ebenfalls auf großes Interesse stießen Vorträge rund um Cilium, Servish Mesh und Sicherheit. Besonders gut besucht waren auch die Enduser Talks von Datev, Deutsche Bahn und Wobcom.

Dev-Insider: Wohin geht die Reise für das Event und die Container-Technologie? Was sind Themen/Herausforderungen/Anwendungen der Zukunft?

Scheele: Viele Unternehmen haben immer noch Problem damit, die organisatorischen Abläufe in den IT-Teams zu ändern. Dies ist aber eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Containerisierung. Das liegt daran, dass Containerisierung eine neue Art der Bereitstellung und Verwaltung von Anwendungen ist, die neue Aufgaben und Anforderungen mit sich bringt – und darauf sind viele Unternehmen nicht vorbereitet.

Das Wichtigste ist die Schulung der eigenen Mitarbeiter, wenn man von den Vorteilen der Containerisierung wirklich profitieren will. Es gibt neue Themenbereiche, die es zu verstehen und richtig zu nutzen gilt. Die ContainerDays werden im kommenden Jahr noch mehr darauf eingehen und zusätzliche End User Beispiele aufzeigen um noch mehr Praxisbezug herzustellen.

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