Das Geschäftsmodell der Zukunft Richtig vorbereitet auf die API-Ökonomie
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Daten und Geschäftsprozesse haben einen enormen Wert – auch für andere. Von der neuen API Economy können vor allem Unternehmen profitieren, die das erkennen. Doch es gibt einiges zu beachten.

Die Strahlkraft der neuen API-Ökonomie ist groß. Statistiken zufolge generiert der Cloud-Computing-Riese Salesforce die Hälfte seines Umsatzes durch den Einsatz von Programmierschnittstellen. Bei dem Online-Reisebüro Expedia sind es sogar 90 Prozent.
Verständlich, dass immer mehr Unternehmen aus den verschiedensten Branchen an diesen Erfolgskurs anknüpfen wollen. Doch um ein erfolgreicher Akteur innerhalb der API-Ökonomie zu werden und sich dadurch neue Umsatzkanäle erschließen zu können, müssen Unternehmen zunächst ein Mindset entwickeln, das der modernen Technologie gerecht wird.
Eine totale Abschottung beispielsweise, wie sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten praktiziert wurde, ist mit der Grundidee der offenen Schnittstellen kaum vereinbar. Im Folgenden betrachten wir deshalb, wie sich Unternehmen optimal auf dieses Geschäftsmodell der Zukunft vorbereiten können.
Neue Wege, neue Möglichkeiten
APIs sind die wichtigsten Katalysatoren unserer Zeit. Hier ist ein konkretes Beispiel: Ein großes multinationales Großhandelsunternehmen verfügt sowohl über Verbindungen zu mehreren Zehntausend Lieferanten als auch zu mehreren Hunderttausend B2B-Kunden. Was daraus resultiert, sind nahezu einzigartige Einblicke in Warenverkehr und Zahlungsabwicklungen.
Genau diese Datensätze sind auch für andere von unschätzbarem Wert. Dies hat das Unternehmen folgerichtig erkannt und bestimmte Informationen durch den Einsatz eigener APIs für Externe verfügbar gemacht. Was sich daraus für alle Beteiligten ergibt, ist eine klassische Win-Win-Situation.
Während andere Unternehmen von dem umfangreichen Wissen profitieren und Erkenntnisse für sich schließen können, eröffnet das Großhandelsunternehmen sich selbst nicht nur neue Einnahmequellen, sondern schafft sich dadurch auch eine völlig neue Relevanz – und das sogar über den eigenen Markt hinaus.
Andere Unternehmen, die inzwischen dieselbe API-Strategie verfolgen, sind beispielsweise TransferWise, MarketInvoice, Barclays, BBVA und Solarisbank. Ein recht aktuelles Beispiel war die Übernahme von Plaid durch VISA. Plaid bietet die beste Infrastruktur und Technologie, um eine nahtlose Verbindung zwischen FinTechs, Finanzinstituten und Verbrauchern herzustellen.
Doch natürlich sind die großen Unternehmen, die ihre Ressourcen in Form von Daten, Services und Geschäftsprozessen zur Verfügung stellen, nicht die Einzigen, die einen Mehrwert aus der API-Ökonomie ziehen. Vor allem Startups können von diesen neuen Möglichkeiten maßgeblich profitieren. Durch die Bereitstellung Dritter müssen sie sich die Datensätze nicht selbst erarbeiten, was unter den anfangs meist begrenzten Bedingungen auch kaum möglich wäre.
Ein gutes Beispiel für den smarten Einsatz von APIs ist das US-amerikanische Fahrdienstleistungsunternehmen Uber. Anstatt selbst Lösungen für die Kommunikation zwischen Fahrer und Fahrgast, die Visualisierung des Standortes oder die Bezahlung zu entwickeln, was Unsummen kosten würde, greift Uber ganz einfach auf verschiedene, bereits bestehende API-Technologien zurück. Durch diese zahlreichen Einsatzbereiche ermöglicht der Einsatz von APIs also Geschäftsmodelle, die ohne sie undenkbar wären.
Hausaufgaben nach dem Motto: „Business first, technology second“
Jedes Unternehmen, das von der API-Ökonomie profitieren und sich darauf aufbauend dauerhaft neue Kanäle erschließen möchte, sollte nicht direkt mit der Implementierung einer Technologie beginnen, sondern sich zunächst den entsprechenden Business Case überlegen. Welche Daten liegen uns bereits vor? Über welche besonderen Prozesse oder Fähigkeiten verfügen wir? Und was davon ist nicht nur für uns, sondern genauso auch für andere von großem Wert?
Diese Vorgehensweise ermöglicht es Unternehmen, für eine dauerhafte Relevanz zu sorgen und dadurch neue Vertriebskanäle zu identifizieren und neue Einnahmequellen zu eröffnen. Letzten Endes sind all das Möglichkeiten, die Geschäftsstrategie zukunftsfähig zu gestalten und das Geschäft zu skalieren. Bei der Umsetzung lohnt es sich allerdings, im Kleinen zu beginnen und sich im Laufe der Zeit stetig zu verbessern.
Viel wichtiger, als direkt auf eine Vielzahl von Diensten zu setzen, ist eine umfassende Lösung mit einem robusten Ansatz, der sicher, gut dokumentiert und mit den notwendigen Testwerkzeugen ausgestattet ist, um den APIs die bestmögliche Grundlage zu bieten. Um dabei das nötige Vertrauen zu den neuen Partnern aufzubauen, ist es ratsam, sie vom ersten Tag an in die Umsetzung miteinzubeziehen. Nur so lassen sich ein schnelleres Wachstum und die Einführung neuer und einzigartiger Anwendungen und Wertversprechen in die Tat umsetzen.
Letztendlich hängt der Erfolg eines jeden Unternehmens, das in die API-Ökonomie investiert, nämlich davon ab, wie viel Aufwand es jedes Mal betreiben muss, um die eigenen Ressourcen anderen verfügbar zu machen. Wer diese Punkte beachtet, der rollt sich selbst den Teppich aus für das Geschäftsmodell der Zukunft.
Mehr Raum für Wachstum
Die umfangreichen Möglichkeiten, die die neue API-Ökonomie mit sich bringt, klingen für viele erfolgsversprechend – und das sind sie auch. Allerdings gehen mit ihr einige Grundvoraussetzungen einher, die Unternehmen in jedem Fall erfüllen müssen, um tatsächlich einen Mehrwert aus den zahlreichen Vorteilen ziehen zu können.
Die eigenen Daten über eine Programmierschnittstelle zur Verfügung zu stellen (oder anders herum, selbst von der Nutzung Gebrauch zu machen), erfordert nämlich auch immer eine Offenheit gegenüber neuen Partnerschaften – und das setzt die Bereitschaft voraus, ein Stück der eigenen Kontrolle abzugeben.
In Zukunft werden sich Unternehmen, die sich von der Konkurrenz abheben, zunehmend aus Mash-ups anderer Konzepte zusammensetzen. Dabei werden sie nicht mehr jeden einzelnen Prozess innerhalb der Wertschöpfungskette kontrollieren – sondern nur noch einen Teil davon. Traditionelle Unternehmen müssen verstehen lernen, dass die Zeit, in der sie abgeschottet in ihrem eigenen, kleinen Elfenbeinturm agieren und sich an bewährte Konzepte klammern konnten, endlich ein Ende finden muss.
Der Wunsch, über alles die Kontrolle zu behalten, gleicht in dieser modernen Welt ebenso einem Himmelfahrtskommando, wie der, innerhalb des eigenen Kerngeschäfts unendliches Wachstum anzustreben. In unserer globalen und digitalen Welt, deren fein verzweigte Netzwerke stetig an Komplexität gewinnen, ist das schlichtweg eine antiquierte Strategie, die auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt ist.
Viele denken hier immer noch zu engstirnig. Wer aber tatsächlich an den neuen Möglichkeiten wachsen möchte, der muss die eigene Komfortzone ein Stück weit verlassen und über den Tellerrand hinausblicken. Dabei ist es wichtig, im ersten Schritt überhaupt einmal zu verstehen, dass die eigenen Daten, Prozesse und Fähigkeiten auch für andere von Interesse sein können.
Wem dies nicht gelingt, der übersieht schlichtweg das eigene Potenzial und nimmt sich selbst die Chance zu wachsen. Sich vom Ist-Zustand zu lösen, um sich neuen Kanälen und Wachstumschancen gegenüber zu öffnen, ist deshalb ein wesentlicher Stolperstein, den es beim Eintritt in die neue API-Ökonomie zu meistern gilt.
* Rivo Uibo ist der Chief Business Officer und eine treibende Kraft hinter Modularbank. Das Unternehmen bietet eine flexible Banking-Plattform an, über die jedes Unternehmen (Banken, Händler, Telekommunikationsanbieter uvm.) seinen Kunden in kürzester Zeit nahtlose und maßgeschneiderte Finanzdienstleistungen anbieten kann.
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