Porsche Informatik und AWP auf dem Red Hat Forum Österreich Red Hat betont Führungsrolle bei DevOps
In diesem Jahr rief Red Hat Kunden und Partner aus Deutschland und Österreich zum jährlichen „Red Hat Forum Österreich“ nach Wien. Neben Informationen zur aktuellen technischen Entwicklung der Red-Hat-Produkte hatte das Management mit der Allianz und Porsche Informatik auch zwei prominente Anwender aufs Programm gesetzt.
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Österreichische Red-Hat-Kunden konnten sich beim EMEA-Meeting des Open-Source-Anbieters freuen. Österreich-Chef Udo Urbantschitsch hatte die Nachricht im Gepäck, dass die österreichische GmbH wie versprochen bis zum diesjährigen Forum gegründet wurde. Inzwischen beschäftigt sie zehn Mitarbeiter, die zusammen mit einer wachsenden Partnerlandschaft die österreichischen Kunden mit Red-Hat-Produkten versorgen. Das Gesamtunternehmen wird wohl weltweit in diesem Jahr rund 2,8 Milliarden Dollar umsetzen, beschäftigt mittlerweile über 10.000 Mitarbeiter und ist seit 62 Quartalen profitabel, wie das Management betonte, auch während diverser Wirtschaftskrisen.
Im Mittelpunkt stand in Wien bei den technischen Sessions und auch den Anwenderberichten das Bedürfnis der Unternehmen, die Anwendungsentwicklung erheblich zu beschleunigen. Dies um sich durch mehr Agilität schneller an die schnell wechselnden Anforderungen eines globalen Marktes anpassen zu können. Die dafür passenden Tools wie das Deployment-Werkzeug „Ansible“ hat Red Hat im Portfolio.
Werner Knoblich, Senior Vice President und General Manager EMEA, „ein amerikanisierter Schwabe, der jetzt in Bayern lebt“ (Knoblich) betonte die Notwendigkeit eigener Technologie-Entwicklung und berief sich dabei auf eine Gartner-Studie: Danach entwickeln Top-Performer mehr Technologie inhouse als andere Unternehmen.
Der Einsatz agiler Technologien bei der Software-Entwicklung mache allerdings eine Veränderung der Unternehmenskultur notwendig, die auf Fehlerfreundlichkeit, flache Hierarchien, Teamwork und dadurch höhere Motivation ziele. Knoblich: „In Organisationen mit offener Kultur sind die Mitarbeiter bis zu 20 Prozent produktiver.“
Hyperscaler als „Drogendealer“
Gleichzeitig sollen sich Infrastrukturen flexibel über diverse heterogene Ressourcen und Ressourcenpools erstrecken, die gemeinsam eine Multi-Cloud bilden. In Zukunft wird diese Form der fluiden, komplexen Infrastruktur wohl mehrheitlich die Realität in den Unternehmen sein. Hier ist Red Hat mit dem Tool „Cloudforms“ für das Multi-Cloud-Management im Geschäft.
Vollmundig bezeichnete Knoblich die Hyperscaler wie AWS oder Google als Drogen-Dealer, die ihre IT-Kunden genauso abhängig machen wollten wie bisher die Hardwarehersteller von ihren proprietären Welten. Red Hat sieht seine Produkte Cloudforms und die Container-Plattform „OpenShift“ als gemeinsame, neutrale Ebene, über die Lasten zwischen beliebigen Infrastrukturkomponenten verschoben werden können, auch wenn das die Provider-Infrastruktur an sich nicht zulässt.
Im Vergleich mit Cloud Foundry
Gegenüber dem großen Konkurrenten Cloud Foundry sieht sich Red Hat im Vorteil. Lars Herrmann, General Manager Integrated Solutions and Containers: „Wir haben von Anfang an, also schon vor vier Jahren, auf die richtigen Technologien, nämlich „Kubernetes“ als Container-Orchestrierungs-Tool und „Docker“ als Container-Format gesetzt, und das zahlt sich jetzt aus.“
Cloud Foundry dagegen habe für das Container-Management und die Containerisierung zunächst andere Technologien wie das hauseigene „Diego“ bevorzugt, nun rudere man zurück und verwende ebenfalls die erstgenannten weit verbreiteten Lösungen. Tatsächlich setzt Cloud Foundry seit Neuestem ebenfalls Kubernetes auf das Infrastruktur-Tool „BOSH“ auf.
Hinzu komme, so Herrmann, dass sich unter der Ägide der zertifzierten Plattformanbieter, die Cloud Foundry nutzen – Beispiele sind SAP und IBM – teilweise inkompatible Varianten gebildet hätten, die die Transportabilität von Anwendungen ohne weitere Maßnahmen erheblich einschränkten. Das laufe wieder einmal auf abgeschottete Welten hinaus.
Doch sieht sich anscheinend auch Red Hat gelegentlich veranlasst, beim Konkurrenten abzukupfern. So hat man inzwischen ebenfalls Labs eingerichtet, in denen Red-Hat-Spezialisten einträchtig Seite an Seite mit Vertretern der Anwender an neuen Applikationen tüfteln – eine wegweisende Idee, mit der Cloud Foundry vor einigen Jahren an die Öffentlichkeit ging.
Signifikante Beschleunigung
Was bei der Nutzung von Red-Hat-Software für die agile Entwicklung und die Flexibilisierung der Infrastruktur herauskommt, zeigten die Beispiele Allianz und Porsche Informatik. Bei Porsche Informatik hilft Red Hat den 260 Mitarbeitern, die Porsche-Händler und -Werkstätten durch geeignete Apps zu unterstützen. Johann Grumböck, Architect Infrastructure & Common Platform bei dem Dienstleister: „Wir wollen weg von der Dealer-zentrierten hin zur kundenzentrierten Lösung.“
In diese Richtung müsse man sich im Zickzackkurs mit Versuch und Irrtum vortasten, und dafür seien Werkzeuge nötig, die entsprechend häufige Anwendungs-Deployments ermöglichten. Porsche Informatik verwendet sehr vielfältige Technologien und Werkzeuge, baut aber auf OpenShift und Docker als Basis-Infrastruktur. „Damit sind die Teams selbst und nicht mehr jemand anders dafür verantwortlich, was in den Containern steckt, die sie nutzen wollen“, sagt er.
Porsche Informatik betreibt einerseits eine Private Cloud mit 24 Knoten und insgesamt 48 virtuellen CPUs und 384 Gigabyte RAM und nutzt andererseits eine Public-Cloud-Infrastruktur eines lokalen Providers. „So laufen unsere traditionelle Oracle-Datenbank, aber auch das Chargeback auf unserer Private Cloud, die agile Software-Entwicklung findet in der Public Cloud statt, kann aber auf die zentralen Datenbanken zugreifen“, erklärt Grumbach. Diese Architektur ging innerhalb von nur vier Wochen in Betrieb.
Red Hat bei Porsche Informatik
Als Anwendungsfälle haben sich inzwischen neben der ursprünglich angepeilten schnelleren Software-Entwicklung auch das automatisierte Aufsetzen und Durchlaufen applikations- und versionsspezifischer Testumgebungen und die Automatisierung überkommener „Tomcat“-Anwendungen ergeben. Letztere sollen in Form eines Docker-Images auf OpenShift-Containerumgebungen migriert werden.
Außerdem würden inzwischen mit der neuen Umgebung einfache interne Tools in nur einer Minute geschrieben, berichtete Christian Köberl, Cto Architect bei Porsche Informatik. So sei beispielsweise ein Reporting-Werkzeug für das Code-Analyse-Tool „Sonar Qube“ entstanden.
Allerdings kritisierten die beiden Manager auch einiges. Vor allem entpuppe es sich als problematisch, dass Java und auch diverse Entwicklungsplattformen Container noch nicht „kennen“. Sie akzeptieren daher deren Ressourcenbegrenzungen nicht, sondern greifen auf das gesamte zugrunde liegende System zu, was dann zu Problemen führe. Standard-Images seien in OpenShift oft nicht lauffähig, weil User vom System hier grundsätzlich aus Sicherheitsgründen ohne Root-Privilegien angelegt werden. Deshalb müssen für diesen Verwendungszweck häufig spezielle Container-Images erstellt werden, damit die Applikation am Ende läuft.
Auf diese Weise lasse sich, so Köberl, eine App für die Servicebuchung online nicht mehr nur zweimal wöchentlich, sondern fünfmal täglich aktualisieren – wobei man sich fragt, ob wirklich jemand außer bei Sicherheitszwischenfällen ein so häufiges Update von Apps wie dieser braucht.
Erhebliche Arbeitserleichterungen bei AWP
Beim internen Allianz-Dienstleister AWP Delivery wurde die Anwendungsbereitstellung insbesondere durch das Delivery-Tool Ansible erheblich beschleunigt. AWP Delivery in 15 Ländern stellt mehr als 100 Infrastrukturpakete mit einem rund zweiwöchentlichen Auslieferungs-Zyklus in 90 unterschiedlichen Paketvarianten und für die verschiedenen Hardwareplattformen, Betriebssystemvarianten und Weiteres bereit.
Dieser Dschungel erforderte bisher an vielen Stellen händisches Eingreifen und zudem die Beschäftigung eines externen Dienstleisters. „Die Installationen mussten häufig nachts stattfinden, es kam auch kein Feedback, ob der Prozess erfolgreich abgeschlossen wurde“, berichtete Daniela Cimpeanu, Release Manager bei AWP.
Mit Hilfe von Werkzeugen wie dem Repository „Nexus“, dem Entwicklungs-Prozessmanager „Jenkins“, Red Hat Ansible und einem selbstentwickelten Bündelungswerkzeugs mit der Bezeichnung „Bundlr“ wurde nun die Umgebung so weit automatisiert. Nun muss nichts mehr händisch kopiert werden, der gesamte Prozess läuft weitgehend automatisiert, neue Versionen werden zu beliebigen Zeitpunkten bereitgestellt und es erfolgt ein ebenfalls automatisiertes Feedback. „Unsere Abteilung befindet sich, seit wir unser eigenes Tool 2016 durch diese Umgebung ersetzt haben, im Continuous Happy Mode“, freute sich Cimpeanu.
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