Issue Tracking per Open-Source-Lösung Projektmanagement und Ticketing mit Redmine
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Atlassian und vor allem Jira scheinen in der Welt der Entwicklung omnipräsent – aber es gibt gangbare Alternativen, sogar unter offenen Lizenzen. Wer auf Overhead und Gebühren verzichten möchte, sollte sich Redmine anschauen.

Redmine ist ein eine freie Projektmanagement-Lösung und durchaus eine Alternative zu Jira. Eine gewisse Relevanz scheint auch Jira-Entwickler Atlassian zu sehen, schließlich gibt es auf deren Homepage einen eigenen Jira-vs-Redmine-Artikel. Dass Redmine dort nicht allzu gut abschneidet, überrascht eher weniger.
Das Projekt wurde bereits vor 16 Jahren von Jean-Phillipe Lang in Frankreich ins Leben gerufen und wird über einen eigenen Subversion-Server gepflegt, steht aber als Mirror auch auf GitHub zur Verfügung. Das Team hinter Redmine beschränkt sich auf eine Handvoll aktiver Entwickler; Nutzer und Community scheinen hingegen ziemlich zahlreich und aktiv – anders ließe sich die stattliche Auswahl an Plug-ins nicht erklären.
Dienstleister gibt es ebenfalls im Redmine-Universum, beispielsweise Plan.io aus Berlin, die eine erweiterte Redmine-Version im Cloud-Betrieb anbieten. Auch wenn oben der Vergleich zu Jira gezogen wurde: Redmine ist nicht konkret auf agil arbeitende Software-Entwicklungsteams ausgelegt, sondern eine allgemein gehaltenere, anpassbare Projektmanagement-Lösung für unterschiedlichste Szenarien.
Features
In der Basisversion bietet Redmine bereits die wichtigsten Features, angefangen bei Multi-Projekt-Unterstützung bis hin zu einem umfangreichen rollenbasierten Rechtesystem, über das sich problemlos eigene Rollen nach eigenen Bedürfnissen definieren lassen.
Nicht explizit auf (Software-)Entwickler gemünzt, ist der Issue-Tracker dennoch der Kern von Redmine. Und hier finden Interessierte, was sie vermutlich eben erwarten: Es lassen sich Tickets erstellen und an Projekte binden, es gibt zugeordnete Nutzer als Besitzer oder Beobachter und querverbundene Issues. Soll nicht mit Redmine direkt gearbeitet werden, lassen sich Issues und Kommentare sogar per Mail erzeugen – was mit Vorsicht zu genießen ist.
Ganz im Stil klassischer Projektmanagement-Produkte lassen sich Issues dabei nicht bloß verlinken, sondern auch mit Bedingungen versehen: So können Tickets etwa das Schließen anderer Tickets blockieren oder forcieren – oder ihrerseits die Abarbeitung anderer Issues voraussetzen. Alles in allem gestaltet sich der Umgang mit Issues nicht sonderlich anders als bei Jira oder anderen Trackern.
Apropos Tracking: Entwicklerzeit ist teuer und dementsprechend auch ein Time-Tracking-Werkzeug nicht fehlen. Darüber lassen sich Arbeitsstunden bestimmten Issues und zusätzlichen Aktivitäten wie Review oder Debugging zuordnen. Das Ganze passiert in einem schlichten Webformular, geht aber auch eine Spur eleganter: Optional lassen sich diese Zuordnungen nämlich über Commit-Nachrichten ins System speisen!
Es werden also erwartungsgemäß Versionsverwaltungen unterstützt, hier SVN, CVS, Mercurial, Bazaar und selbstverständlich Git. Angebundene Repos können direkt per Dateibrowser durchsucht und einzelne Commits in Tickets verlinkt werden. Extrem nützlich dabei: Dank Diff- und Blame-Funktionen müssen Anwendende die Redmine-Lösung deutlich seltener verlassen.
Typisch Open Source: Zu allen Objekttypen (Ticket, Benutzer, Prios etc.) lassen sich weitere benutzerdefinierte Felder hinzufügen – mit unterschiedlichen Datentypen, Einschränkungen nach Rollen, URLs und sogar regulären Ausdrücken. Das gewährt ein hohes Maß an Flexibilität. Ebenfalls erwähnenswert ist die Authentifizierung gegenüber (mehreren) LDAP-Servern, Forum und Wiki. Generell ist die Oberfläche verständlich gehalten und funktioniert mit einem gewissen Maß an Erfahrung mit ähnlicher Software durchaus intuitiv.
Nicht-Features und Plug-ins
Es gibt jedoch auch einige Dinge, die man vielleicht standardmäßig erwarten würde, die Redmine nicht liefert. Ganz offensichtlich: Die Nutzeroberfläche ist – durchaus ebenfalls Open-Source-typisch – reichlich altbacken und setzt komplett auf simple HTML-Formulare und sonstige -Elemente. Drag-and-Drop sucht man hier vergebens.
Stören dürften sich an derlei Dingen weniger die Entwickler als das Management. Diesem werden auch Jiras umfangreiche Reporting-Features fehlen! Kanban-Boards, schicke Swimlanes, Scrum-Tools und generell eine gewisse Basis-Agile-Ausstattung gehen der Lösung ebenfalls ab. Letztlich muss auch erwähnt werden, dass die Einrichtung nicht ganz trivial ist, ein einfaches Plug-and-Play ist hier im Eigenbetrieb nicht zu erwarten.
Vieles, insbesondere das ganze Agile-Universum, lässt sich allerdings über Plug-ins nachrüsten. Das offizielle Verzeichnis führt immerhin 1.092 Erweiterungen auf; darunter jedoch eine recht große Anzahl eher veralteter Einträge. Zudem sind viele der interessanteren Erweiterungen kostenpflichtig, zumindest in etwaigen Pro-Versionen. Beispielsweise lässt sich ein übliches, Drag-and-Drop-fähiges Kanban-Board über das „Kanban and checklists plugin“ nachrüsten – auch kostenlos.
Für weitere Features gibt es das Tool als kostenpflichtige Pro-Version, allerdings zeigt sich hier durchaus ein weniger schöner Aspekt: Zwar existiert eine Pro-Seite, dort finden sich aber weder Preise noch Kontaktdaten. Und derlei Angebote kommen uns in diesem Umfeld häufiger unter. Das ist für kleinere, offene Projekte zwar mitunter üblich, manch einer wird aber die gepflegte, konsistente Professionalität eines Jira-Stores vermissen.
Generell ist das Plug-in-Angebot gut und umfangreich; für fast alles gibt es Lösungen, sei es die Anbindung von Slack oder Telegram, Vorlagen für Projekte, PDF-Export für Issues und so weiter.
Jira-Alternative?
Ob Redmine für das jeweilige Anliegen als Alternative taugt, hängt ganz vom Team und der Aufgabenstellung ab. Jira ist definitiv hübscher und moderner, bringt deutlich mehr Features von Werk aus mit sich, hat eine wesentlich größere Nutzerschaft – inklusive etlicher Großunternehmen – sowie ein viel größeres Angebot an Dritt-Dienstleistern und -Erweiterungen. Andererseits ist Jira berüchtigt für seine Gemächlichkeit und eine Komplexität, die der Effizienz der eigentlichen Arbeit oft nicht sonderlich guttut.
Redmine auf der anderen Seite ist, nach einem ausführlichen Setup, ziemlich flott und vor allem nicht überladen – mit der Basisversion und einigen wenigen Plug-ins lässt sich mit Redmine intuitiv und ohne übermäßigen Overhead arbeiten. Viele Entwickler dürften dabei jedoch glücklicher sein als etwaiges Management.
Deutlich konkurrenzfähiger wird Redmine über Hosting-Angebote. Neben dem oben bereits erwähnten Berliner Redmine-Hoster Planio gibt es auch den in Bayern ansässigen Managed-Hosting-Anbieter AlphaNodes, der ebenfalls auf Redmine plus eigene Erweiterungen setzt. Im Cloud-Betrieb werden die gröbsten Lücken zu Jira massiv geschlossen – aber natürlich auch ein Teil des Kostenvorteils.
Wer die eierlegende Wollmilchsau unter den Issue Trackern haben möchte, ist mit dem Marktführer Jira vermutlich gut bedient – sofern die Finanzen mitspielen und Jira-Fachwissen vorhanden ist. Wer eine schlanke, günstige Alternative sucht, die sich auf die Kernaufgaben des Projektmanagements im Entwicklungsumfeld konzentriert, könnte mit Redmine besser fahren – vor allem, wenn die Nutzerschaft hauptsächlich aus technisch versierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht.
Zum Schluss noch ein paar Tipps, um Redmine einmal selbst möglichst einfach ausprobieren zu können. Redmine selbst bietet eine Online-Demo an, allerdings nur für Projektverwalter, nicht für Admins. AlphaNodes Demo entspricht ihrem Hosting-Angebot, also Redmine inklusive einiger Plug-ins. Die Leipziger SaaS Secure hostet eine reine Redmine-Demo samt Admin-Zugriff.
Wenn es etwas mehr sein soll, empfiehlt sich vielleicht auch ein Blick auf die Redmine-Appiance auf der Bitnami-Plattform von VMware. Dort finden sich unter anderem vorpaketierte VMs und Container für einen einfachen Betrieb Out-of-the-Box.
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