Der Patient im Fokus Potenziale der Blockchain im Gesundheitswesen
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Für das Gesundheitswesen verspricht die Blockchain große Potenziale, da sie sich dezentral organisiert und vor allem ein großes Maß an Authentizität, Sicherheit und Integrität leistet – vor allem für sensible Gesundheitsdaten.

Die Blockchain wird im Gesundheitswesen - trotz vielfältiger Möglichkeiten und Zukunftschancen – immer noch recht stiefmütterlich behandelt. Insbesondere die Patienten könnten von dezentralen Datenbanken zur Verwaltung und zum Austausch gesundheitsrelevanter Daten mit behandelnden Ärzten, Krankenkassen, Forschungsinstituten etc. Nutzen ziehen.
Zentralismus für Vernetzung aufbrechen
In der Tat ist das deutsche Gesundheitssystem immer noch ein geschlossenes und hinsichtlich einzelner Institutionen ein zentralisiertes System. Selbst wenn sich neue Technologien wie das Cloud-Computing weiter verbreiten, werden ohne verteilte Datenbanken wie die Blockchain zusehends größere Datensilos geschaffen, die nicht miteinander interagieren.
Das bedeutet aber auch, dass das Gesundheitssystem aus der Sicht des Patienten und damit jedes Bürgers nicht genügend auf ihn ausgerichtet ist. Dies rührt daher, dass der Patient seine Krankengeschichte in Form von Arztbesuchen, OPs, Reha, Apotheken etc. durch verschiedene Healthcare-Institutionen immer sehr unterschiedlich erlebt und sich kein vollständiges Gesamtbild formiert. Die Konsequenz sind unter anderem falsche Medikamentierungen, weil ein behandelnder Arzt meist gar nicht wissen kann, welche Medikamente der Patient bereits erhalten hat.
Funktion und Voraussetzungen für die Blockchain
Die Blockchain-Technologie setzt gerade diese administrativen Strukturen für Daten und Informationen infrage, indem sie auf dezentrale Datenbanken setzt. Auf diese Weise können nicht nur Patientendossiers auf elektronischer Basis geführt, sondern auch die Interaktion zwischen medizinischen Akteuren vertraulich ausgeführt werden.
Die Blockchain verkettet fortlaufend kryptografierte Daten in einem Netzwerk von Rechnern, die selbst in jedem Rechner selbst redundant vorliegt. Diese Daten gewährleisten in dieser Technologie eine hohe Sicherheit ohne Verfälschungen und Informationsverlust. Als Voraussetzungen sind vor allem zwei Kriterien anzuführen: Eine relevante Anzahl von Akteuren, die Daten sicher austauschen und für alle berechtigten Nutzer zugänglich speichern möchte. Wobei die Intermediäre des Zentralismus als nicht effizient oder vertrauenswürdig genug angesehen und daher aus dem System eliminiert werden können.
In diesem Sinne sind Anpassungen der Blockchain an die Erfordernisse des Gesundheitswesens vorzunehmen. Somit qualifizieren sich eher private Blockchains für Studien, die nur einem selektierten Kreis den Zugriff auf Patientendaten erlaubt. Des Weiteren muss die Validierung der Einträge dem Gesundheitssystem angepasst werden. Das heißt, finanzielle Anreize sollten nicht wie beim üblichen Mining im Vordergrund stehen und der Validierungsaufwand auch durch erweiterten Zugriff auf Daten belohnt werden.
Use Cases im Gesundheitswesen
Für den Einsatz der Blockchain im Gesundheitswesen gibt es eine Vielzahl von Szenarien. Zum Beispiel die elektronische Patientenakte. Wird sie über die Blockchain organisiert, so erfolgt in der Blockchain selbst keine Abspeicherung der Gesundheitsdaten. Diese verbleiben vielmehr auf den Systemen der Arztpraxen, Kliniken und anderen Leistungsträgern. Die Blockchain erstellt dazu nur eine Art Index, der sich auf die korrespondierenden Gesundheitsdaten bezieht. Dadurch bleibt die Datenintegrität gewahrt und der Patient kann selbst die Zugriffsberechtigungen administrieren.
Grundsätzlich lassen sich mit der Blockchain jegliche Identitätsnachweise im Internet manipulationssicher erstellen, sodass nur authentifizierte Anwender auf die hochsensiblen Gesundheitsdaten Zugriff erhalten. Diese Identitätsnachweise können zu keiner Zeit blockiert oder missbraucht werden.
Gefälschte Arzneimittel sind ein weltweites Problem. Die Blockchain kann für diesen Use Case eine sogenannte Arzneimittel-Produktkette abbilden, die in diesem Netzwerk nicht korrumpierbar ist. Darin sind beispielsweise für jedes Produkt die Original-Wirkstoffe und deren Anteile abgespeichert. Zudem kann die Blockchain auch zur Überwachung einer Kühlkette eingesetzt werden. Sensoren messen die Temperatur während des Transports von pharmazeutischen Ressourcen und Produkten und legen die gewonnenen Daten in eine Blockchain ab. Somit kann für jedes einzelne Medikament gewährleistet werden, dass die Kühlkette nie unterbrochen oder verändert wurde.
Eine weiterer Use Case wäre die Verbesserung der Qualität und Wirksamkeit klinischer Studien in der Hinsicht, dass beispielsweise Verzerrungen in der Ergebnisdarstellung, Manipulationen und fehlende Transparenz sehr wirksam verhindert werden können. Mit einer Blockchain lassen sich Akteure wie Forschungsinstitutionen (CROs), Pharmaunternehmen, Patienten und Krankenhäuser miteinander verbinden und so eine zeitnahe und konsistente Bereitstellung von Daten im Forschungsverlauf gewährleisten.
Dafür müssen in der Blockchain die Patientendaten wiederum pseudonymisiert bzw. verschlüsselt abgespeichert werden. Dies schließt natürlich auch die gesamten Studienfragen und den statistischen Analyseplan mit ein, damit keine Manipulationen möglich sind. Die verschlüsselten medizinischen Daten auf der Blockchain lassen sich ebenso für die Auswahl von geeigneten Patienten für klinische Studien heranziehen. Eine Rekrutierung per Blockchain könnte die Teilnehmerzahl erheblich erhöhen, da die meisten Patienten über relevante Untersuchungen kaum informiert sind und aus diesem Grunde nicht zur Verfügung stehen.
Die Blockchain könnte auch einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Betrugsfällen im Zusammenhang mit Krankenversicherungen beitragen. In den USA entstehen jährlich Schäden von etwa 68 Mrd. Dollar. Feste Datensätze in der Blockchain gemeinsam mit den entsprechenden Stakeholdern vereiteln Scheinabrechnungen bzw. Abrechnungen von nicht erfolgten Leistungen.
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