Interview mit André M. Braun, GitLab, zu DevOps-Strategien „Niemand verändert leichtfertig bestehende Prozesse“

Das Gespräch führte Stephan Augsten Lesedauer: 3 min

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Der vielleicht wichtigste Aspekt der digitalen Modernisierung ist nicht die technologische Transformation, sondern die Transformation der Unternehmenskultur, glaubt André M. Braun von GitLab. Was das für Unternehmen und ihre Prozessketten bedeutet, wollten wir im Gespräch herausfinden.

André M. Braun: „Am Ende [einer Prozesstransformation] muss immer eine Wertschöpfung stehen, niemand verändert leichtfertig bestehende Prozesse.“
André M. Braun: „Am Ende [einer Prozesstransformation] muss immer eine Wertschöpfung stehen, niemand verändert leichtfertig bestehende Prozesse.“
(Bild: Gerd Altmann / Pixabay)

Stephan Augsten: Hallo André, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Auf der CLOUD NATIVE CONFERENCE 2022 hast du einen Vortrag gehalten, in dem du sagtest, dass Softwareentwicklung heute ein Produktionsfaktor ist, vielleicht sogar der wichtigste.

André M. Braun
André M. Braun
(Bild: GitLab)

André M. Braun: Meiner Meinung nach, ja.

Stephan Augsten: Wenn ich nun Softwareentwicklung als Produktionsfaktor betrachte, diesen Ansatz im Unternehmen unterstütze und aufbaue, leiden dann nicht andere Geschäftsbereiche?

André M. Braun: Nun, ich glaube nicht, dass andere Geschäftsbereiche darunter leiden, da wir hier von einem grundlegenden Enabler sprechen. Wenn ich mir die Unternehmen anschaue, mit denen wir zusammenarbeiten und uns unterhalten, dann sind fast alle ihre Prozesse softwarebasiert, unabhängig vom Geschäftsbereich – und viele dieser Prozesse wurden genau für dieses Unternehmen geschaffen. Wenn ich nicht in der Lage bin, die bestehenden Prozesse im Unternehmen neu zu gestalten und zu verändern, dann könnten alle damit verbundenen Geschäftsbereiche, die eigentlich auf ihnen basieren, darunter leiden.

Am Anfang steht also immer die Frage: Gibt es im Unternehmen ein Verständnis dafür, wie wichtig das Thema Softwareentwicklung ist? Und daran arbeiten wir in vielen Situationen mit den Kunden – das heißt, wir setzen uns zusammen und schaffen das Bewusstsein dafür. Am Ende muss immer eine Wertschöpfung stehen, niemand verändert leichtfertig bestehende Prozesse. Wir reden hier um eine bewusste Zusammenarbeit, manchmal über einen langen Zeitraum, und das kann man niemandem aufzwingen.

Stephan Augsten: Klar, denn in historisch gewachsenen Toolchains steckt eine Menge Blut, Schweiß und Tränen. Für Unternehmen ist es wahrscheinlich schwierig zu sagen: "Wir schmeißen alles über den Haufen und bauen es von Grund auf neu auf.

André M. Braun: Das stimmt, denn wenn es einen etablierten Prozess gibt, der gut funktioniert, ist es immer schwierig, dem entgegenzuwirken! Der Ansatz, den wir verwenden, ist in unserer DevSecOps-Plattform verwurzelt. Es gibt manchmal Organisationen, die einen Big-Bang-Ansatz verfolgen, den sie aber auch mit der Brechstange durchsetzen.

Stephan Augsten: Und wie groß ist die Angst vor einem erneuten Vendor Lock-in?

André M. Braun: Das ist in manchen Situationen ein Problem. Bei GitLab sind wir Cloud-agnostisch und wir nutzen Open Source, um unsere DevSecOps-Plattform schneller zu entwickeln und auszubauen.

Stephan Augsten: Sind viele Unternehmen schon so weit, dass sie einen Verantwortlichen für die Modernisierung im weitesten Sinne haben?

André M. Braun: In den größten Unternehmen geht es meist um das Thema Cloud-Anpassung. Es gibt Teams, die von der Führung die Aufforderung bekommen: Wir müssen in die Cloud und wollen nicht mehr unsere eigenen Ressourcen pflegen, das ist nicht unsere Kernkompetenz; wir wollen, dass die IT-Infrastruktur dynamisch ist, wir wollen, dass sie elastisch ist.

Wir suchen also die Teams in den Unternehmen, die den Auftrag haben, Veränderungen herbeizuführen; all jene, die den Auftrag haben, darüber nachzudenken, wie sich ihr Unternehmen in Zukunft aufstellen soll: die „Agenten des Wandels“ – Menschen, die von der Geschäftsleitung autorisiert sind und sich mit Modernisierung, Digitalisierung und Cloudifizierung beschäftigen.

Einige Akteure des Wandels sind sich darüber im Klaren, dass „Lift and Shift“ nicht die Antwort auf ihr Problem ist. Die Unternehmen wagen den Schritt in die Cloud schließlich aus der Idee heraus, Geld zu sparen. „Lift and Shift“ bedeutet, dass ich meine bestehenden Anwendungen auf virtuelle Ressourcen importiere – z. B. in Containern oder VMs – und sie dann in die Cloud verschiebe. In bestimmten Fällen kann dies jedoch eher zu einer Kostensteigerung als zu einer Kostensenkung führen, da die Ressourcen in der Cloud im Verhältnis zueinander nicht unbedingt viel günstiger sind.

In dieser Situation wächst jedoch die Einsicht, dass das Refactoring von Anwendungen wichtig ist – etwas, das geschehen muss. Dazu müssen die Anwendungen jedoch auseinandergenommen und neu erstellt werden, was bei unterschiedlichen Toolchains in verschiedenen Abteilungen zu einem endlosen Projekt werden kann. Eine DevOps-Plattform kann also dabei helfen, solche Prozesse effektiv abzubilden, so dass die Markteinführungszeit verkürzt werden kann.

Schnell zu sein und Projekte „pünktlich“ zu liefern, ist ein unglaublich wichtiger Faktor, der Unternehmen zum Erfolg führt. Unternehmen, die sich nicht auf die digitale und cloudbasierte Transformation einlassen, könnten im Laufe der Zeit einem potenziellen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sein, wenn sie nicht so schnell innovativ sind wie andere.

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