Vielfältige Use Cases Next Step – die Space-Blockchain
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Raumfahrtorganisationen wie NASA und ESA als auch innovative Unternehmen prüfen Möglichkeiten, die Blockchain-Technologie für ihre nächsten Missionen einzusetzen. Erste Pilotprojekte wie beispielsweise SpaceBelt werden bereits getestet. Die Erwartungen fliegen buchstäblich hoch. Was ist dran?

Als bahnbrechende Technologie inspiriert die Blockchain viele technische Innovatoren. Die Möglichkeiten eines sinnvollen Einsatzes im Weltraum sind dabei überraschend vielfältig: Tokenisierung von Raketen, Raketenteilen, Raumfahrzeugen und deren Nutzlasten, die Verfolgung von Lieferketten für Weltraummaschinenteilen und abgebaute Ressourcen, Deep-Space-Anwendungen wie Space Mining, Crowdfunding von Weltraummissionen sowie die Schaffung eines selbstkontrollierenden Weltraum-Governance-Systems, in dem Unternehmen Smart Contracts nutzen und so Regeln füreinander aufstellen und durchsetzen können.
Durch den Einsatz der Blockchain-Technologie könnten Unternehmen sogenannte Utility-Token erstellen und die bei Missionen im Weltraum gesammelten Daten kommerzialisieren. So wäre es unter anderem möglich, den freien Platz im Raumschiff an Unternehmer zu vermieten, die beispielsweise Gegenstände in den Weltraum transportieren wollen.
Blockchain als Basis für Satelliten-Netzwerke
In der internationalen Raumfahrt gehen die Bestrebungen vor allem dahin, die Blockchain in der erdnahen Umlaufbahn (LEO) zu nutzen und so neue Geschäftsmodelle für Satelliten-as-a-Service, neue Kooperationen oder neue Wege zu schaffen, um die Verwaltung der Wertschöpfungsketten in der Raumfahrt zu optimieren. Insbesondere für Satelliten-Netzwerke bietet die Blockchain enorme Chancen.
Hier sind die sogenannten Smart Contracts hervorzuheben. Sie sollen für den Start und Betrieb von Satelliten, den Zugriff auf transparente Informationen zu Versicherungszwecken sowie die Ausübung staatlicher Funktionen sorgen. Als Beispiele sind der Rückgriff auf die Blockchain im Lizenzierungsprozess für Satellitenstarts und die Überwachung von Weltraumoperationen zu nennen.
Wenn beispielsweise Satelliten auf Basis einer Blockchain betrieben werden, so profitieren auch solche Länder bzw. Regionen von dieser Technologie, die keine der dafür nötigen Großinvestitionen in Bodennetzwerke getätigt haben. Das heißt, die Blockchain kann sich also mit ihrem Satelliten-Netzwerk global bzw. flächendeckend ausbreiten.
Im Wesentlichen sehen Experten für die Blockchain im Weltraum zwei Anwendungen: Bereitstellung eines globalen, zuverlässigen und unkorrumpierbaren Vertriebsnetzes sowie der Einsatz der Blockchain, um Edge-Computing in den Weltraum zu bringen. Denn es werden nicht die Hacker sein, die in die Datenbestände einbrechen, die über einen Satelliten übertragen werden, sondern eher die Hacker, die die Kontrolle über Satelliten übernehmen wollen. Die Blockchain-Technologie ist hierfür ein wichtiger Ansatzpunkt, um - zusätzlich zur Unterstützung von Transaktionen - Netzwerke verlässlich abzusichern.
Cloud-Dienste im Weltraum
Das Unternehmen Constellation Corporation plant mit SpaceBelt als Data Security as a Service (DSaaS) einen weltraumbasierten, global verwalteten Netzwerk- und Cloud-Datenspeicherdienst. SpaceBelt umgeht auf diese Weise anfällige terrestrische Netzwerke, um das Risiko für Hackerangriffe auf besonders hochwertige, hochsensible Daten deutlich zu mindern.
Dafür werden acht Satelliten in ein Netzwerk eingebunden, die bis zu fünf Petabyte an Datenspeicherplatz bieten und per Laser Daten zwischen verschiedenen Orten auf der Erde übertragen. Cloud Constellation und die Space Tech-Gruppe von IBM als Teil des SpaceBelt Data Security as a Service (DSaaS)-Portfolios hoffen, sowohl KI als auch Blockchain für eine Cloud-Transformation im Weltraum zu nutzen.
Die Blockchain ermöglicht es, eine Chain-of-Custody (chronologische Dokumentation von Beweisen) mit Daten zu etablieren. Und dies unabhängig davon, ob die Daten in einem Rechenzentrum ruhen oder in einem Satellit in Bewegung sind. Kombiniert mit künstlicher Intelligenz (KI) kann nach anomalen Transaktionen oder Versuchen anomaler Transaktionen gefahndet werden.
Vermutlich werden Regierungs- und Finanzanwendungen oder alle Organisationen, die mit sensiblen Daten umgehen und viele Remote-Standorte unterhalten als auch Informationen aus verschiedenen Quellen erhalten, unter den ersten Nutzern der Space-Blockchain sein.
Herausforderungen bei der Implementierung
Bevor Blockchain-Anwendungen im Orbit zum Mainstream gehören, müssen zunächst einmal eine Reihe von Hürden überwunden werden. Eines der größten Probleme ist die Tatsache, dass die Blockchain eine prozessbasierte Lösung beschreibt, bei der Unternehmen einer vorgegebenen Arbeitsweise zustimmen müssen In dem hart umkämpften Satellitenmarkt, wo Unternehmen oft nur sehr ungern Informationen teilen, kann ein Blockchain-Projekt gegenwärtig eine große Herausforderung darstellen.
Große Player wie beispielsweise Amazon oder Walmart könnten ihre Lieferanten dazu zwingen, sich an ihr Blockchain-Netzwerk zu halten, weil sie ihr größter Kunde sind. Diese Marktsituation trifft jedoch für die Satellitenhersteller nicht zu.
Ein weiteres Problem betrifft die Hardwareunterschiede zwischen terrestrischen Netzwerken und die im Weltraum. Die Space-Blockchain erfordert beispielsweise eine strahlungsgehärtete Hardware. Wobei ein Großteil dieser Architektur zudem proprietär ist. Es wird daher noch etwas dauern, bis es beispielsweise Prozessoren gibt, die den besonderen Anforderungen im Weltraum standhalten können.
Unabhängig von den Betriebsmodellen sind sich alle Befürworter der Space-Blockchain in einem Punkt einig: Die Blockchain-Anwendungen werden im Weltraum nicht nur zu wesentlich mehr Effizienz und Schnelligkeit in der Administration von Raumfahrtagenturen und Unternehmen führen, sondern auch zu beispiellosen neuen Service-Modellen.
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