Mentale, emotionale und physische Gesundheit wird wichtiger Mitarbeiterbindung im Zeitalter der Mitarbeitermacht
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Trotz der jüngsten Entlassungen bei Twitter und Meta ist die ITK-Branche immer noch ein Arbeitnehmer-Business, sprich: Talente können ihre Arbeitsbedingungen häufig selbst bestimmen. Im „Jahr des Arbeitnehmers“ geben 65 Prozent der Führungskräfte an, dass immer mehr Angestellte remote arbeiten.

Das ist ein Angebot, über das sich Talente sowie entsprechende Fähigkeiten gewinnen lassen, um eine zunehmende Rezession abzuwenden. Der Infosys „Future of Work Report 2023“ befragte 2.500 Führungskräfte aus großen Unternehmen in Großbritannien, den USA, Australien, Neuseeland, Frankreich und Deutschland. Die Studie, die vom Infosys Knowledge Institute durchgeführt wurde, ergab eine rückläufige Mitarbeiterbindung.
Diese ist jedoch sehr wichtig, um bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen. Infosys fand heraus, dass Unternehmen, die ihre Mitarbeiterbindung in den zwei Jahren bis 2022 erhöht haben, ihren Umsatz und Gewinn steigern – die Wahrscheinlichkeit liegt um ein Fünftel höher als bei Firmen, die dies nicht tun. Remote-Arbeit ist zwar ein wichtiger Aspekt, steht aber nicht unmittelbar im Zusammenhang mit der Mitarbeiterbindung als solche. Vielmehr stehen Dinge wie Wohlbefinden, bessere Technologien, die Einstellung vielfältigerer Talente sowie Umschulungsprogramme in direktem Zusammenhang mit der Mitarbeiterbindung. Sie ermöglichen ein Wachstum von 7,7 Prozentpunkten.
Die Macht von Wellness und Technologie
Einige Unternehmen bieten auch Vergünstigungen an, um Leistungsträger zu halten. Die internationale Bank Citigroup hat ihren Ruf als flexibler Arbeitgeber untermauert, indem sie ein neues Zentrum in einem sonnigen spanischen Küstenort errichtete. Insgesamt bewarben sich über 3.000 potenzielle Mitarbeiter für nur 30 Stellen. Außerdem bietet die Niederlassung Gourmet-Mahlzeiten, Rund-um-die-Uhr-Massagen und Räumlichkeiten für kurze Nickerchen an. Auch Pläne für eine bessere Karriereentwicklung sind Teil des Citigroup-Programms. Google engagierte vor kurzem den Popstar Lizzo, die für die Mitarbeiter auftrat.
Während Arbeitgeber in der Vergangenheit auf Gehaltserhöhungen und transaktionale Geschenke wie Firmenwagen und andere Statussymbole achteten, zeigen die Infosys-Untersuchungen, dass der Schwerpunkt jetzt auf der mentalen, emotionalen und physischen Gesundheit der Mitarbeiter liegt. Darüber hinaus bieten sie Homeoffice-Stipendien und bessere Schulungen bzw. Trainings (online und offline) an.
Smarte Unternehmen geben ihren Mitarbeitern auch die Möglichkeit, von überall, zu jeder Zeit und mit jedem Gerät zu arbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Organisationen das Veränderungsmanagement verbessern – angesichts des Mangels an persönlicher Kommunikation und sozialem Zusammenhalt, der mit hybriden Arbeitsmodellen einhergeht, eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.
Technologie kann hier unterstützen. Die Infosys Studie stellte fest, dass die Automatisierung digitaler Tools mit dem Unternehmenswachstum und einem widerstandsfähigeren Geschäftsumfeld korreliert. Manager, die lange Zeit der Grund dafür waren, dass sich viele Arbeitnehmer für ein Unternehmen entschieden, müssen mit Analysesoftware ausgestattet sein, um die Eigenheiten ihrer Mitarbeiter zu erkennen und zu verstehen – zum Beispiel wie sie in einem Remote- oder Hybrid-Arbeitsmodell miteinander umgehen. Tools wie IT-Servicemanagement (ITSM), die früher eine Domäne der IT-Abteilung waren, wandeln sich zu Plattformen für das Mitarbeiterengagement. Sie liefern wichtige Einblicke in die emotionale Gesundheit der Mitarbeiter. Gleichzeitig bieten sie Kennzahlen, um Geschäftsprozesse zu rationalisieren und die Mitarbeitermüdigkeit zu reduzieren.
Technik muss mit der Zeit gehen
Fortschrittliche Tools sind für die Zusammenarbeit und Videotelefonie zwar nach wie vor beliebt, Mitarbeiter bevorzugen jedoch Chat-Kanäle und konversationsbasierte Tools wie Slack und WhatsApp für den schnellen Austausch. Diese verbraucherfreundlichen Tools lenken weniger ab und reduzieren die kognitive Überlastung. Unternehmen müssen nun ihre bestehenden Technologien aktualisieren und eine sichere Infrastruktur bereitstellen, damit Manager und Mitarbeiter diese Tools weltweit nutzen können.
Doch das reicht bei weitem nicht aus. Studien zeigen: Mitarbeiter verlassen ein Unternehmen, wenn sie sich nicht wertgeschätzt fühlen oder kein Zugehörigkeitsgefühl verspüren. Bei Angehörigen von Minderheiten sind die Auswirkungen noch gravierender.
Unternehmen, die einen Plan B brauchen, sollten auf einen vielfältigeren Talentpool zurückgreifen. Es gibt drei Talentquellen, die mit Wachstum in Verbindung gebracht werden: externe Qualifikationsmarktplätze (oder Gig Work), Universitäten und Fachhochschulen (oder auch Volkshochschulen). Letztere werden zwar von großen Unternehmen oft nicht bevorzugt, sind aber mit einem massiven Anstieg des Umsatzwachstums um 1,5 Prozentpunkte verbunden.
Wertvolle Mittel zum Zweck
Vielfältige Fähigkeiten und eine gute Technologie sind schön und gut. Technologie lässt sich einsetzen, um die Verbindung zwischen dem Ziel der Mitarbeiter, ihrer Leistung und ihrer Produktivität wiederherzustellen und zu festigen. Aber diese Faktoren allein reichen noch nicht aus. In den USA gibt es derzeit 11,3 Millionen offene Stellen, aber nur sechs Millionen arbeitslose Amerikaner. Die Situation in Deutschland ist sehr ähnlich. Die Mitarbeiter wollen Teil eines Unternehmens sein, das etwas erreichen will, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und dem sie vertrauen können. Alle leistungsstarken Unternehmen der Welt stellen die Mitarbeiter in den Mittelpunkt ihres Leitbildes und ziehen daraus erhebliche Vorteile.
Mitarbeiter wollen ein Ziel vor Augen haben, wenn sie morgens den Laptop aufklappen. Wenn sie ins Büro gehen, möchten sie eine emotionale Verbindung zu ihren Kollegen und Vorgesetzten aufbauen. Sie sollten sich ermutigt und inspiriert fühlen, die Extrameile zu gehen. Moderne Technologien wie künstliche Intelligenz und Micro-Services, die in den Infosys-Untersuchungen ein wichtiger Umsatztreiber sind, sind dann in der Lage, Prozesse zu vereinfachen und zu erweitern. Damit bleibt mehr Zeit für den Einsatz „softer“ Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität und Problemlösung.
Dies wiederum wird ein Unternehmensumfeld fördern, das zielgerichteter, vielfältiger, widerstandsfähiger und wachstumsstärker ist. Führungskräfte sollten Mentoren für jene sein, die sich diesen Herausforderungen stellen müssen. Im Jahr 2023 könnte aus dem „Jahr des Arbeitnehmers“ dann das „Jahr der Produktivität“ werden.
* Der Autor Anand Iyer ist Assistant Vice President & Global Delivery Head – Microsoft Business Applications & Modern Workplace bei Infosys.
Bildquelle: Infosys
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