Schnelle Anpassung an individuelle Bedürfnisse Mit durchgängigem Low Code raus aus der ERP-Kostenfalle

Ein Gastbeitrag von Karl Gerber* Lesedauer: 4 min

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Viele IT-Verantwortliche scheuen ERP-Updates wie der Teufel das Weihwasser. Das Customizing der neuen Versionen an eigene Prozesse verschlingt oftmals viel Zeit und enorme Summen. ERP-Lösungen komplett auf Low-Code-Basis bieten kostengünstige und leicht anpassbare Alternativen zu den klassischen Monolithen.

Weniger Aufwand, schnellere Wirkung: Low-Code-Entwicklung beschleunigt die Anpassung von ERP-Lösungen.
Weniger Aufwand, schnellere Wirkung: Low-Code-Entwicklung beschleunigt die Anpassung von ERP-Lösungen.
(Bild: Jesse Bettencourt/peopleimages.com - stock.adobe.com)

Low Code ist schon lange ein etabliertes Thema in der Softwarebranche. Unzählige Entwicklungssysteme auf dem Markt liefern heutzutage ähnliche Versprechen: Das Ende der aufwendigen und komplizierten Code-Programmierung – einschließlich Tests, Debugging und Deployment. Diese Tools basieren auf einer modellgetriebenen Softwareentwicklung und arbeiten mit Frameworks und vorgefertigten Softwareblöcken. Sie lassen sich einfach mit der Maus bedienen und ersparen durch clevere Automatisierung im Hintergrund dem Entwicklerteam nerv- und zeitraubende Routineeingaben. Angesichts des allgegenwärtigen Fachkräftemangels stellt dies augenscheinlich eine verlockende Alternative dar.

Ernstzunehmende ERP-Systeme auf Low-Code-Basis sind jedoch keine Quick-and-Dirty-Lösungen. Abgesehen von den Unterschieden im Entwicklungsprozess basieren sie auf denselben Bausteinen wie die seit Jahr(zehnt)en bekannten ERP-Systeme: Notwendig sind ein Datenmodell, APIs für die Integration fremder Ressourcen, eine Anwendungslogik für die Arbeitsabläufe sowie eine Benutzerschnittstelle.

Sogenannter vs. durchgängiger Low Code

An diesem Punkt trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Denn die meisten sogenannten Low-Code-Plattformen sind in Wahrheit nichts anderes als Content-Management-Systeme. Benutzeroberflächen lassen sich damit zwar schnell erstellen, komplette Anwendungen sind jedoch nur schwer bis gar nicht realisierbar. Gleiches gilt für die Erstellung einer tiefergreifenden Business-Logik sowie von Datenmodellen. Um diese Problematik zu umgehen, schließen derartige Produkte häufig an die traditionellen ERP-Systeme der großen Anbieter an.

Mit der sogenannten Low-Code-Plattform lassen sich deren Daten anzapfen und innerhalb weniger Schritte in eine neue, hübsche Oberfläche integrieren. Doch auf die tiefer liegende Business-Logik bieten solche Lösungen keinen Zugriff. Unter der schicken Low-Code-Oberfläche lauert schlussendlich derselbe unhandliche Monolith. Durchgängige, von Grund auf entwickelte Low-Code-Umgebungen sind dagegen komplexer, aber auch leistungsfähiger und langfristig gesehen günstiger als die zahlreichen Low-Code-Lackierungen für klassische ERP-Systeme.

Eine durchgängige Low-Code-Umgebung wird „from the scratch“ entwickelt. Nur so lassen sich die eigentlichen Vorteile dieser Technologie – zum Beispiel Flexibilität, Benutzerkomfort und Wartbarkeit – voll ausschöpfen. Auch die Datenbankmodelle, die Speicherprozesse und die Business-Logik müssen leicht adaptierbar, also in Low Code programmiert sein. Immerhin sollen sie Business-Funktionen wie Rechnungsstellungen mit korrekten Rahmenvertragsdaten, Rabatten oder Steuersätzen zuverlässig verarbeiten. Durchgängiger Low Code bietet daher wesentlich mehr Optionen als nur Daten an der Oberfläche verschieben zu können.

Die Vorteile von Low Code

Hohe Stundensätze für Consulting-Leistungen und die komplexe Migration auf neue Produktversionen sind die Hauptgründe, warum herkömmliche ERPs einen enormen Anteil des IT-Budgets verschlingen. Bei durchgängigen Low-Code-Lösungen lässt sich der Anteil für Beraterstunden – also Systemanpassungen und Neuprogrammierungen – an den Gesamtkosten hingegen deutlich reduzieren. Im Vergleich zu klassischen ERP-Systemen bietet sich Unternehmen hier enormes Einsparungspotenzial.

In einem Low-Code-System gibt es zudem keine Produktversionen, auf die in regelmäßigen Abständen Migrationszwang herrscht. Anpassungen geschehen fortwährend und verursachen wenig Aufwand. Sollten ein neues Controlling oder neue Funktionen wie ein Gantt-Diagramm oder eine Kanban-View benötigt werden, lassen sich diese auch nachträglich einbauen. Bei Bedarf können Anwender ihr System mit Hilfe von Drag-and-Drop-Funktionen eigenständig individualisieren. So sind neue Releases in nur wenigen Wochen möglich – für ERP-Verhältnisse also blitzschnell. Low-Code-Umgebungen werden dabei je nach Kundenwunsch schlank und modular vorgefertigt angeboten oder als vollwertige Entwicklungsumgebung geliefert. Feature Bloat und unhandliche Anpassungsprozesse lassen sich somit vermeiden.

Neben den Kostenersparnissen und der hohen Flexibilität ist die einfache Bedienung, Wartung und Entwicklung ein weiterer wichtiger Vorteil. Um ein Low-Code-System zu entwickeln oder anzupassen, sind keine Spezialisten für Programmiersprachen der dritten Generation notwendig. Kenntnisse in HTML, CSS und JavaScript reichen völlig aus. Low Code ist damit auch eine wirkungsvolle Antwort auf den Fachkräftemangel. Zu wenig qualifiziertes Personal bremst die IT-Abteilungen vieler Unternehmen aus – vor allem im Mittelstand. Entwickler aus dem europäischen Ausland sind zwar verfügbar, haben aber oft nicht die erforderlichen Fachkenntnisse für hochkomplexe ERP-Systeme. In ein Low-Code-System können sie sich hingegen ohne lange Schulung schnell und unkompliziert einarbeiten. Renommierte Analysten wie Forrester und Gartner sehen im Low-Code-Konzept daher einen Ausweg aus dem Fachkräfteproblem.

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Wagen Sie den Ausbruch!

Ein hierarchisches, starres ERP-System auszutauschen, kostet Unternehmen in der Regel viele Millionen Euro und ist dabei höchst komplex. Kein Wunder also, dass insbesondere KMU mit kleinerem IT-Budget den Umstieg scheuen. ERP-Anbieter reagieren darauf, indem sie den Support für ihre weit verbreiteten Versionen aufkündigen und damit ihre Kunden zur Migration zwingen.

Um dieses Problem abzumildern, gibt es mittlerweile unzählige Werkzeuge zur flexiblen Gestaltung der Oberflächen auf dem Markt. Diese simplen Tools werden fälschlicherweise in der Marketing-Spreche als Low Code bezeichnet. Im Grunde handelt es sich aber lediglich um Kosmetik, die über die monolithische Grundstruktur der klassischen ERP-Lösungen gemalt wird. Nur durchgängige Low-Code-Systeme bieten einen tatsächlichen Ausweg aus der ERP-Falle.

Es ist daher sinnvoll, den Markt zu sondieren und neue, individuelle Alternativen in Betracht zu ziehen. Ein System, das grundlegend auf Low-Code-Technologie basiert, ist im Vergleich zu den klassischen, standardisierten ERPs weniger entwicklungsaufwendig, lässt sich einfach an individuelle Anforderungen anpassen und spart zudem Betriebskosten. Es lohnt sich für Unternehmen also gleich in mehrfacher Hinsicht, alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Wie so oft gilt: Seien Sie mutig und wagen Sie es einfach mal!


* Der Autor Karl Gerber ist CEO der Step Ahead GmbH. Deren ERP- und CRM-Lösung nutzen mehr als 18.000 Kunden aus 37 Branchen. Die Step Ahead Unternehmensgruppe mit Sitz in München ist mit 220 Mitarbeitern und 30 Partnern an insgesamt 15 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten.

Bildquelle: Step Ahead GmbH

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