Die User Experience langfristig verbessern Microservices im E-Commerce einsetzen

Ein Gastbeitrag von Robert Daubner *

E-Commerce-Anbieter sind mit steigenden Kundenerwartungen und immer neuen technologische Möglichkeiten konfrontiert. Mit Microservices lässt sich die User Experience jedoch schnell und kontinuierlich optimieren.

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Microservices können auch im E-Commerce dabei helfen, agiler und flexibler zu werden.
Microservices können auch im E-Commerce dabei helfen, agiler und flexibler zu werden.
(Bild: Megan_Rexazin / Pixabay )

Der Onlinehandel boomt: Laut dem Branchenverband bevh ist der Umsatz im vergangenen Jahr auf über 100 Milliarden Euro gewachsen – mit einem Jahreswachstum von 19 Prozent. Damit geben die Deutschen annähernd jeden siebten Euro, der ihnen für Haushaltsausgaben zur Verfügung steht, im E-Commerce aus.

Diese Entwicklung überrascht nicht, nahezu jede Branche vertreibt ihre Waren inzwischen auch im Internet – nicht nur Kleidung oder Lebensmittel, sondern auch Autos oder Versicherungen. Die COVID-19-Pandemie hat daran ihren Anteil. Auch Unternehmen, die in der Vergangenheit stark auf stationären Handel gesetzt haben, mussten infolge der wiederholten Lockdowns neue Verkaufswege finden, um in vielen Fällen überhaupt ihr Überleben sichern zu können.

Gleichzeitig sind viele Kunden – womöglich dauerhaft – in den digitalen Raum abgewandert: Verbrachten sie laut einer Umfrage des Bitkom in der Vergangenheit gut eine Stunde pro Woche mit Onlineshopping, sind es inzwischen 2,8 Stunden. Und auch nach Ende der Pandemie, schätzen die Verbraucher, wird es wesentlich mehr Zeit als früher sein (1,9 Stunden).

Bereit für die Zukunft? Flexible Software-Architektur versus monolithische Systeme

Eine Rückkehr zum alten Status quo ist damit nicht nur unmöglich; E-Commerce-Unternehmen müssen sogar in der Lage sein, sich noch schneller auf neue interne wie externe Veränderungen einzustellen. Schon in wenigen Jahren werden Technologien und Entwicklungen wie die Blockchain, Augmented oder Mixed Reality (AR/MR) oder das Metaverse, die sich derzeit noch in ihrer Anfangsphase befinden, vielleicht Alltag sein.

Wer nicht in der Lage ist, sich schnell an diese neuen Entwicklungen anzupassen, dürfte schon bald von Wettbewerbern überholt werden, die den Kunden das bieten können, was sich diese wünschen. Heute schon ist eine flexible Software-Architektur entscheidend, um die User Experience kontinuierlich zu verbessern. Denn die Kundenerwartungen an digitale Anwendungen und Onlineshopping-Erfahrungen steigen stetig an – eben auch, weil sie immer mehr Zeit online verbringen.

Convenience und Sicherheit sind dabei die wichtigsten Faktoren: Der gesamte Prozess – angefangen beim Stöbern im Onlineshop über die Auswahl von Artikeln bis hin zum Bezahlvorgang – soll so intuitiv und zielführend wie möglich und jederzeit sicher sein.

Noch immer bauen viele Anbieter allerdings auf ein großes, monolithisches E-Commerce-System, bei dem es sich zudem oftmals noch um eine Eigenentwicklung handelt. In diesen Systemen sind der Shop, ein Product Information Management (PIM) System, ein Content Management System (CMS) und ein Data Asset Management (DAM) System vereint.

Sollen Änderungen an einer solchen Software-Architektur vorgenommen werden, müssen Unternehmen mit mehrmonatigen Projekten rechnen, da die einzelnen Komponenten eng miteinander verzahnt sind und nur schwer isoliert werden können. Gleichermaßen ist bei Problemen häufig direkt das ganze System betroffen und fällt möglicherweise komplett aus. Mehr Flexibilität und Agilität bieten dagegen Microservices.

Microservices: Anwendungen flexibler und agiler (weiter-)entwickeln

In einer auf Microservices basierenden Architektur werden die Kernfunktionen aufgeschlüsselt und unabhängig von anderen Funktionen entwickelt und bereitgestellt. Die verschiedenen Services verfügen über ihre eigene Code-Basis, sind lose gekoppelt und kommunizieren miteinander über APIs, um als integrierte Gesamtlösung zu funktionieren.

Zwar erleben die Kunden die Vorteile einer Microservices-Architektur nicht bewusst – da sie unsichtbar ist – aber dafür unmittelbar, da Entwickler leichter eine bessere User Experience schaffen und diese fortlaufend verbessern können. In der Regel sind die Entwickler nur für einen oder einige wenige Microservices zuständig. Dadurch können sie sich darauf konzentrieren, diesen Service zu verwalten und optimieren, ohne dabei mögliche Auswirkungen auf den Rest des Systems im Blick zu behalten zu müssen.

Microservices sind außerdem gemeinhin weniger komplex als Monolithen, was die Arbeit mit ihnen ebenfalls erleichtert. Gleiches gilt beim Testen neuer Funktionen: Auch hier können Entwickler unabhängig von den anderen Komponenten arbeiten und müssen nicht fürchten, dass etwaige Probleme sofort das gesamte System ins Wanken bringen und Nutzer möglicherweise langfristig verschrecken.

Aber nicht nur neue Funktionen der einzelnen Services lassen sich in dieser Architektur einfacher testen und implementieren. Die Software lässt sich vergleichsweise einfach durch komplett neue Funktionalitäten in Form von Microservices ergänzen, um beispielsweise neue Channel oder neue Technologien zu integrieren. So funktioniert zum Beispiel der Microservice „Headless CMS“ als Content-Verteiler und Datensammler. Damit lassen sich die Voraussetzungen dafür schaffen, die steigenden Erwartungen der Nutzer an ein immer fortschrittlicheres Erlebnis zu erfüllen.

E-Commerce-Unternehmen können so außerdem flexibler und agiler handeln sowie schneller neue Funktionen ausprobieren und kontinuierlich verbessern – und diese, wenn sie nicht wie gewünscht funktionieren oder das Interesse der Kunden nachlässt, wieder verwerfen. Durch diesen iterativen Ansatz können sie sich gegenüber Wettbewerbern, die noch auf monolithische Architekturen setzen und dementsprechend viel Zeit für Änderungen an ihrem System benötigten, als digitale Vorreiter positionieren.

Fazit

Verbraucher verbringen immer mehr Zeit online und geben online immer mehr Geld aus. Für E-Commerce-Anbieter – egal, ob bereits langfristig im Geschäft oder erst seit Kurzem als Folge der Pandemie – bieten sich dadurch Möglichkeiten, neue Kunden zu gewinnen und an sich zu binden.

Die Voraussetzung dafür: Ihre digitalen Anwendungen müssen die hohen Erwartungen an ein jederzeit nahtloses, einwandfrei funktionierendes Erlebnis erfüllen. In einer monolithischen Architektur kann jedoch schon ein kleines Problem schwerwiegende Folgen für das gesamte System haben und dafür sorgen, dass die Nutzer sich der Konkurrenz zuwenden.

Microservices bieten dagegen die richtige Architektur, um Anwendungen flexibel und agil zu entwickeln und kontinuierlich zu optimieren, um die Kundenerwartungen zu erfüllen. Auch können Innovationen in einem solchen System einfacher und schneller implementiert werden. Wer den Wettkampf um die Kunden langfristig gewinnen will, muss heute schon die Vorrausetzungen dafür schaffen. Deshalb gilt für E-Commerce-Unternehmen: Lieber jetzt auf Microservices umsteigen, bevor es zu spät ist.

* Robert Daubner ist Vice President Industry Acceleration Europe bei Endava.

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