Höhere Mitarbeiterzufriedenheit dank Low-Code, Teil 1 Mehr Gestaltungsspielraum durch passende Werkzeuge
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Mitarbeiterzufriedenheit ist ein hohes Gut und zentral für den Unternehmenserfolg. Wie der Low-Code-Ansatz diese erhöhen kann, beleuchtet diese Artikelserie ausgehend von den Grundlagen bis hin zur optimalen Team-Zusammensetzung.

Im ersten Teil dieser Serie wollen wir aufzeigen, wie Low-Code-Werkzeuge einen wichtigen Faktor der Mitarbeiterzufriedenheit – den Gestaltungsspielraum – direkt beeinflussen. Die Teile zwei und drei widmen sich den Perspektiven und Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die sich dank Low-Code ergeben, sowie den Möglichkeiten zum Team Building.
Mitarbeiterzufriedenheit – was ist sie, warum ist sie wichtig und wie kann sie gefördert werden?
Menschen haben im beruflichen und privaten Leben etwas gemeinsam: alle streben nach mehr Zufriedenheit. Somit ist dies auch in der Arbeitswelt ein äußerst kostbares Gut – sowohl für die Mitarbeitenden selbst als auch für Unternehmen und deren Erfolg.
Gemäß Ulrich und Ulrich[1] entwickeln Mitarbeitende, die in ihrer Arbeit einen Sinn finden und ihre Kompetenzen stetig weiterentwickeln können, mehr Engagement die Extrameile zu gehen – sie leisten mehr, arbeiten länger und erleben ihre Arbeit dennoch als positiver. Zufriedene Mitarbeitende verhalten sich gegenüber ihrem Arbeitgeber zudem loyal und schaffen positive Kundenerlebnisse, wovon Unternehmen profitieren.
Der Unternehmenserfolg wird von vielen Faktoren beeinflusst (Schittich[2]): Der Einsatz modernster Technologien, die Einführung von neuen Produkten und Lösungen und eine starke Marke allein reichen heute nicht mehr aus – zufriedene, motivierte und treue Mitarbeitende machen oft den entscheidenden Wettbewerbsvorteil aus.
Der „Meaning of Work Report“ von Indeed (2020) zeigt zudem auf, wie sich das Selbstverständnis der Arbeit verändert hat. Es wurde erforscht, welche Faktoren für die Arbeitnehmenden wichtig sind und obwohl Lohn immer noch häufig genannt wird, steht bei der beruflichen Entwicklung die Antwort „Spaß an der Arbeit“ an erster Stelle. In diesem Zusammenhang gewinnen auch die Gestaltungsmöglichkeiten und Mitwirkung zunehmend an Bedeutung. Und hier kommt Low-Code ins Spiel!
Lautet die Glücksformel also: Low Code = High Contentment?
Skizzieren wir dazu folgende Situation: Die IT ist für viele Menschen Teil der täglichen Arbeit. Sei es im Back-Office für die Auftrags-, Rechnungs- oder Kundenverwaltung, im Beratungsgespräch, beim Support via Telefon oder beim Fieldservice vor Ort. Falsch eingesetzt, leistet die IT jedoch keine Hilfe, sondern verhindert eine effiziente Arbeitsweise.
Unstrukturiert gewachsene IT-Landschaften erfordern den Einsatz mehrerer Tools innerhalb eines Prozesses und die so entstehenden Medienbrüche führen zu manueller Zusatzarbeit und vermeidbaren Kontextwechseln. Innerhalb einer Anwendung passiert es zudem häufig, dass die Oberflächen nicht (mehr) zum Arbeitsfluss passen oder unverständlich sind – kurzum, es fehlen die passenden Werkzeuge. Dadurch entsteht Frust, der durch unzufriedene Endkunden, die von den fehlenden oder falschen Werkzeugen ebenfalls betroffen sein können, noch weiter verstärkt wird.
Um die IT-Landschaft zu modernisieren, werden neue Lösungen oft in (langwierigen) Softwareprojekten entwickelt. Die daraus resultierenden langen Wartezeiten für die Mitarbeitenden, Budget- und Architekturdiskussionen und Missverständnisse zwischen Business und IT können diesen Frust jedoch noch weiter verstärken.
An dieser Stelle setzt Low-Code an: Es ist ein Paradigma der modernen Softwareentwicklung mit dem Ziel, diese so einfach zu gestalten, dass auch Personen mit wenig Technologiehintergrund – sogenannte „Citizen Developer“ – aktiv mitentwickeln können. So sollen die zwei Bereiche Business und IT näher zusammengebracht werden und in der Lage sein, als harmonierende Einheit schneller und besser Digitalisierungsprojekte realisieren zu können.
Um dies zu ermöglichen, kombinieren Low-Code-Plattformen vier Bausteine (siehe Abbildung). Diese Bausteine und die entsprechenden Konzepte und Methoden gibt es – jeweils separat betrachtet – schon seit einiger Zeit. Zum Beispiel die modellgetriebene Entwicklung, CASE (Computer Aided Software Engineering) oder die grafische Entwicklung von Applikations- und Geschäftslogiken existieren schon länger.
Low-Code-Plattformen kombinieren diese Bausteine nun aber auf neue Art und Weise, nämlich in einer homogenen und perfekt integrierten Umgebung, die in einem „Platform as a Service“-Modell bereitgestellt werden. Dadurch fällt die aufwändige Initialisierung von CASE-Werkzeugen ebenso weg wie die Einrichtung von Modell-Übersetzungen.
Systembrüche zwischen den Werkzeugen müssen ebenfalls nicht mehr überwunden werden, da dies von der Low-Code-Plattform bereits gelöst wurde. Das Ergebnis: Eine aus den Modellen automatisch generierte Applikation, die mit nur wenigen Klicks einfach und effizient bereitgestellt werden kann.
Mit dieser Kombination aus Standardisierung und Flexibilität sowie der engen Zusammenarbeit von Business und IT ergeben sich viele Vorteile, die die tägliche Arbeit direkt verbessern:
- Einheitliche Oberflächen statt Medienbrüche: Low-Code Plattformen liegen sozusagen über den gewachsenen Systemen und können mit den entsprechenden Konnektoren sehr schnell integriert werden. Darauf basierend werden dann einheitliche, konsistente User Interfaces erstellt.
- Mitgestaltung statt Anpassung: Je nach Ausgestaltung des Citizen Developments können die Fachabteilungen sogar selbst mitarbeiten. So werden Gestaltungsmöglichkeiten gefördert und ein „Change-Projekt“ wird überflüssig, da der Buy-In durch diesen Miteinbezug bereits gegeben ist. Durch die Mitgestaltung werden die Oberflächen bzw. die IT an die Bedürfnisse der Anwenderinnen und Anwender angepasst und nicht umgekehrt.
- Kurze Time-to-Value statt langer Wartezeiten: Durch die flexible Entwicklung können Applikationen sehr schnell an die eigenen Bedürfnisse des Unternehmens oder an Kundenbedürfnisse angepasst und bereitgestellt werden. Die sonst typischen langen Wartezeiten auf eine Verbesserung oder eine neue Funktionalität können damit vermieden werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass nun die Applikationen in kurzer Zeit an die Mitarbeitenden angepasst werden und es nicht wie bisher anders herum ist, d.h. dass sich die Mitarbeitenden an die bestehenden Applikationen bzw. die IT-Landschaft anpassen müssen. Kernansatz hierbei ist der Einbezug der Anwenderinnen, Anwender und der Fachabteilungen bei der Applikationsentwicklung, d.h. das Citizen Development.
Business und IT rücken zusammen
Nun gibt es nicht „das“ Citizen Development. Vielmehr ist es so, dass es wie auf dem vorangestellten Bild zu sehen verschiedene Ausprägungen gibt. Jedes Unternehmen muss entscheiden, wie es Citizen Development ausgestalten möchte.
Unabhängig von der Ausprägung ist jedoch wichtig, dass die schlussendliche Verantwortung für die Erstellung, Weiterentwicklung und produktive Bereitstellung der digitalen Lösungen in Form von Enterprise Apps (Applikationen) weiterhin von der IT-Abteilung und den zugehörigen Pro-Codern getragen wird.
Mit dieser Verantwortung kommt allerdings auch die Verpflichtung, für die Citizen Developer entsprechende „Ready-to-Use“ Design-Templates, Konnektoren und App-Erstellungsassistenten bereitzustellen und die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Teams zu koordinieren. Ohne diesen Support ist Citizen Development in jedem Unternehmen zum Scheitern verurteilt.
Anfangs bedingt dies eine engere Zusammenarbeit, doch sobald sich der Prozess eingespielt hat und die Zahnräder ineinandergreifen, steht dem digitalen Wandel im Unternehmen nichts mehr entgegen. Im Gegenteil: Ein gut funktionierendes Team, zu dem auch die entsprechenden IT-Ressourcen gehören, kann in jedem Unternehmen ein Digitalisierungstreiber sein.
Wie kann Citizen Development konkret aussehen?
Low-Code Anbieter wie Simplifier kombinieren dafür beispielsweise die richtige Wahl von Personen, eingesetzten Methoden und Tools, kurz „PMT“. Diese Methodik ermöglicht es Unternehmen, den Aufbau und die Etablierung von Citizen Development Teams erfolgreich zu gestalten.
Am wichtigsten für den erfolgreichen Einsatz von Low-Code ist die richtige Wahl der involvierten Personen, also der ausgewählten Mitarbeitenden. Das Citizen Development Team ist optimalerweise eine Aggregation diverser Stakeholder, die einerseits aus der IT und andererseits aus dem Fachbereich selbst kommen (siehe Abbildung vorne).
Die IT stellt sicher, dass eine Bereitstellung von Methoden, Tools, Templates, Schnittstellen und Apps erfolgt. Diese spielen dabei eine leicht untergeordnete Rolle. Kurz gesagt: Je weniger Tools zum Einsatz kommen (Verkürzung der Toolchain), desto effizienter ist die Umsetzung im gesamten Team. Der Fachbereich baut auf der Bereitstellung der IT auf, kümmert sich um die Prozesse der App-Erstellung und ist für die Umsetzung von Usability-Anforderungen verantwortlich.
Natürlich gehört zum Umsetzungsprozess auch das simultane Testen von Anwendungen durch die zukünftigen Nutzer, wodurch auch dies als fester Bestandteil des gesamten Citizen Development Teams eingeplant werden muss. Das Feedback jener kann bei einem agilen App-Erstellungsprozess direkt zurückgespielt und in der darauffolgenden Iteration umgesetzt werden. So erfolgen Änderungen zeitnah innerhalb der Erstellungszyklen und Änderungen im Nachgang sind nicht mehr nötig, wodurch der Gesamtprozess enorm verschlankt und beschleunigt wird.
Durch Citizen Development zufriedenere Angestellte?
Entscheidend für alle Stakeholder – und somit auch Grundvoraussetzung für den Erfolg von Citizen Development – ist, dass sich für alle Beteiligte Vorteile ergeben.
Für die Citizen Developer bedeutet das: Erhalten sie die notwendigen Tools in Form von Low-Code-Plattformen direkt an die Hand, können sie ihre Herausforderungen direkter angehen und die Lösungsansätze selbst kreieren. Dies kombiniert mit den daraus entstehenden kürzeren Wartezeiten und den direkt sichtbaren Erfolgen führt zu größerer Zufriedenheit.
Für die IT-Abteilung heißt das: Obwohl sie die Methoden- und Tool-Bereitstellung garantiert, Verantwortlichkeiten regelt und Grenzen im Erstellungsprozess setzt, wird sie aus vielen Prozessen der App-Erstellung herausgelöst und damit stark entlastet. Dass die IT weiterhin die volle Kontrolle hat ist wichtig, damit keine Schatten-IT entsteht, die neben der offiziellen IT-Landschaft existiert und betrieben werden muss. Die offizielle Einführung von Low-Code-Plattformen unterstützt dabei, da diese durch die IT in den Unternehmenskontext gestellt so nicht nur wahrgenommen, sondern auch entsprechend überwacht werden kann.
Erfahrungen mit der Citizen-Development-Strategie aus der Praxis
Viele Simplifier-Kunden, die bereits auf eine Citizen-Development-Strategie setzen, bestätigen die in dem Artikel genannten Vorteile: notwendige Anwendungen konnten mit entsprechenden Voraussetzungen beispielsweise schneller erstellt und produktiv gebracht werden. Derweil ließen sich bestehende, auf einer veralteten Technologie basierende Anwendungen innerhalb kurzer Zeit auf Low-Code-Basis neu bauen und einsetzen. Die Time-to-Value konnte also deutlich reduziert werden.
Die positiven Effekte von Anwendungen, die an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst wurden, wurden in unternehmensinternen Umfragen ebenfalls angegeben: bis zu 90 Prozent haben eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit durch optimierte Prozesse aufgrund des Einsatzes neuer digitaler Helfer und einer Verbesserung des Workflows angegeben.
Neben der gesteigerten Mitarbeiterzufriedenheit durch Low-Code und Citizen Development ergaben sich nicht nur eine stetige Verbesserung in der Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen, sondern auch eine höhere Motivation im Team und teilweise sogar die Gründung neuer Innovationseinheiten, die sich zur Aufgabe gemacht haben, schon längst fällige Lösungen eigenständig umzusetzen.
Die Consultants des Beratungs- und IT-Dienstleisters adesso teilen diese Erfahrung ebenfalls aus ihrer täglichen Arbeit mit den Kunden. Somit zeigen zahlreiche Beispiele aus der Praxis, dass die Mitarbeiterzufriedenheit durch den gezielten Einsatz von Low-Code-Plattformen und einer entsprechenden Citizen-Development-Strategie stark verbessert werden kann, sofern die Etablierung von Low-Code und Citizen Development im Unternehmen gelingt. Wichtig für den Erfolg ist dabei auch das Mindset jedes Einzelnen, der im Prozess beteiligt ist. Der Wille etwas zu verändern und neue Wege zu gehen, sollte intrinsisch gewollt und nicht erzwungen sein.
Wie weiter? Ausblick auf den zweiten Teil
In diesem Artikel haben wir die positiven Auswirkungen von Low-Code und Citizen Development auf die Gestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten für die Mitarbeitenden eines Unternehmens und damit auf die Mitarbeiterzufriedenheit beleuchtet.
Ein weiterer Aspekt der Mitarbeiterzufriedenheit ist eine Perspektive für die persönliche Weiterentwicklung. Auch hier kann Low-Code positive Effekte generieren, da es im Kontext des Citizen Developments neue Möglichkeiten für die Mitarbeitenden schafft. Diesen Aspekt werden wir im folgenden Teil dieser Artikelserie besprechen.
Dr. Christian Straube ist Head Consulting Digital & Innovation beim IT- und Beratungsdienstleister adesso Schweiz AG. Mit seinem Team macht er disruptive Technologien für Unternehmen gewinnbringend einsetzbar. Er verfügt über einen breiten Hintergrund von der Softwareentwicklung und dem IT-Betrieb über Forschung und Entwicklung bis hin zur Unternehmensberatung an der Schnittstelle zwischen Business und Technologie.
Erik Hufeld ist studierter Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH) mit Schwerpunkt E-Commerce und hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Online- und Performance-Marketing Beratung. Seit 2016 ist er bei der Simplifier AG in Würzburg beschäftigt, dort übernahm er in der Rolle des Head of Marketing die Verantwortung für die strategische und operative Multi-Channel-Ausrichtung aller Marketingaktivitäten, für die damit verbundene Budgetplanung und für den Leadakquisitionsprozess.
Literatur
[1] Dave Ulrich, Wendy Ulrich: „Das Geheimnis der Arbeit: So werden Sie produktiver“, Redline Verlag, München, 2012
[2] Chistian Schittich: „Arbeitswelten: Raumkonzepte, Mobilität, Kommunikation“, Arbeiten im Wandel sozialer und organisatorischer Strukturen, DETAIL, München 2011
Artikelfiles und Artikellinks
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