Trends für Software-Entwickler 2023, Teil 2 Low Code, Blockchain, Design und mehr
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2023 wird definitiv das Jahr der Demokratisierung der künstlichen Intelligenz. Aber natürlich gibt es noch eine ganze Reihe anderer Trends, die Software-Entwickler in diesem Jahr auf dem Schirm behalten sollten.

Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind die aktuell wohl interessantesten Trends in der Software-Entwicklung. Kein Bereich, in dem intelligente Routinen nicht eine Rolle spielen würden. Doch auch in anderen Bereichen gibt es zum Teil erstaunliche Entwicklungen und wichtige Themen, die nicht vernachlässigt werden sollten. Wer relevant bleiben will, sollte sich also mit den folgenden Themen auseinandersetzen.
Systemdesign und -planung verinnerlichen
Systemdesign ist schon in den letzten Jahren deutlich wichtiger geworden. Immer mehr Software-Unternehmen setzen auf Cloud-Lösungen oder entwerfen eigene Services. Smarte kleine Geräte aus dem Internet of Things sind hierbei nicht selten als Produkte relevant, Drittanbieter-Dienste werden für Funktionen eingebunden.
Beide Entwicklungen verlangen ein effizientes Systemdesign und die Fähigkeit, auch komplexe Hardware- und Software-Kombinationen über verteilte Hardware an verschiedenen Standorten möglichst effizient zu nutzen. System-Design besteht bekanntlich aus 16 sogenannten „Bausteinen“, vom Domain-Name-System über Content-Delivery, verteilte Task-Planung, Speicherlösungen, Service-Überwachung, Caching und Suche bis hin zum verteilten Logging.
Entwicklungen bei Containern und Microservices im Auge behalten
In der Vergangenheit ging es viel um die Umsetzung monolithischer Anwendungen in Microservices, gebündelt in Containern. Die Umsetzung in Docker und Kubernetes schafft Unabhängigkeit von der eigentlichen Plattform, weshalb der Einsatz dieser Technik ein Vorteil ist.
Diese Entwicklung vom Monolith zum Microservice-Paket ist bei vielen aktuellen Anwendungen abgeschlossen, wird sich aber auch 2023 fortsetzen. Hier werden künftig auch aktuell noch bestehende „Monolithen“ aufgespalten. Auf der anderen Seite explodieren natürlich die Hardware-Leistungsfähigkeit und Bandbreiten, wodurch auch alte und neue Monolithen künftig ebenfalls mit der Containertechnik zusammenfinden dürften.
ARM-Prozessoren im Auge behalten
Sicher, es ist nur notwendig, eine Software für eine andere Prozessor-Architektur zu kompilieren, doch beim aktuellen ARM-Boom steckt natürlich mehr dahinter: Die Effizienz der neuen ARM-Systeme hängt zu einem großen Teil auch damit zusammen, dass die neuen ARM-Prozessoren kleinteiliger entworfen sind, als es beim „klassischen“ Design von x64, aber auch PowerPC oder „alten“ ARM-Systemen der Fall ist.
Apple macht es mit seinen Apple-Silicon-Prozessoren vor, verteilt die Rechenleistung auf möglichst viele spezialisierte Kerne für Rechnen, Grafik und Machine Learning. Intel, AMD und Co. werden bei diesem Design folgen, das sich jedoch nur mit maximaler Effizienz nutzen lässt, wenn der Entwickler die nötigen Code-Kniffe kennt.
Krypto und Blockchain wird irrelevanter
Kryptowährungen und Blockchain waren in den vergangenen Jahren ein langanhaltender Trend und galten als Thema der Zukunft. Der Ukraine-Krieg verursachte durch die Sanktionen gegen Russland eine weltweite Energiekrise und plötzlich ist klar: Die zum oftmals riesigen Blockchain-Dateien und aufwändigen Rechenprozesse sind nicht nur Energiefresser, sondern laut einer Studie der University of New Mexico auch dementsprechend schlecht für das Klima.
So hatte allein Bitcoin im Jahr 2020 einen Gesamt-Stromverbrauch von 75,4 Terawattstunden – mehr als das ganze Land Österreich (knapp 70 TW/h in 2020). Hinzu kommt die Regulierung von Crypto-Währungen durch Regierungen, Zinserhöhungen durch die Zentralbanken sowie allgemeine Schwierigkeiten an den Finanzmärkten. Kurzum: Kryptowährungen werden künftig weniger relevant sein, und mit ihnen auch andere Blockchain-basierte Neuentwicklungen. Gut möglich, dass es sogar zu einem Gegentrend kommt – und Blockchain an vielen Stellen wieder abgewickelt wird.
Sicherheit von IT-Systemen ist wichtiger denn je
Ebenfalls eine Folge des Ukraine-Kriegs ist seit 2022 eine zunehmende Zahl von Hacker-Angriffen auf kritische Infrastruktur, Social-Media-Konten und Software-Produkte: Keine wichtige Software und kein Dienst, die nicht inzwischen Gefahr laufen würde, in den hybriden Konflikt hineingezogen zu werden. Dabei setzt die russische Regierung auf eine Störer-Strategie, versucht aber natürlich auch, mit verschiedenen Hackergruppen Kontrolle über westliche Systeme zu erhalten oder Daten zu erbeuten.
Gleichzeitig wächst die Zahl der kursierenden Malware für alle Systeme, nicht nur durch staatliche Akteure, sondern auch durch die üblichen Verdächtigen aus der kriminellen Szene, die in manchen Fällen sogar Hand in Hand arbeiten. Kurzum: Das Thema Sicherheit wird im Software-Design noch wichtiger werden, als es ohnehin schon war. Entwickler müssen das Thema mehr denn je im Auge behalten und müssen damit rechnen, dass auch 2023 zahlreiche Angriffe auf beliebige Softwareprodukte und Dienste erfolgen werden.
Oberflächendesign und Barrierefreiheit sind ein Zukunftsthema
Die Bevölkerung in den Industrieländern altert rapide, zuletzt meldete China den größten Bevölkerungsrückgang seit 60 Jahren. Europa und Japan haben schon länger mit der Überalterung ihrer Bevölkerung zu kämpfen. Gleichzeitig nimmt weltweit die Teilnahme für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen zu, die künftig immer häufiger in regulären Jobs anzutreffen sein werden.
Für Software-Entwickler bedeutet das, dass sich künftig immer mehr Nutzer mit altersbedingten, angeborenen oder erworbenen Schwächen mit ihrer Software auseinandersetzen werden. Dementsprechend wichtiger wird es, dass die Bedienoberflächen und Funktionen von Software möglichst barrierefrei entworfen werden. Der Trend zeichnet sich allerdings schon länger ab: So erweitern Microsoft und Apple schon seit Jahren stetig die Betriebssystem-Funktionen zur Förderung der Barrierefreiheit.
Low-Code ist etabliert – und kein Buzzword mehr
Eines der wichtigsten „Buzzwörter“ der vergangenen Jahre war Low-Code- und No-Code-Entwicklung, die Demokratisierung der Software-Entwicklung. Allerdings hat die Technik ihre Grenzen – und kann an vielen Stellen keine „echte“ Softwareentwicklung ersetzen. Das wurde inzwischen auch in den Führungsetagen erkannt, weshalb Low-Code und No-Code weiterhin eine Rolle spielen werden, aber voraussichtlich nicht mehr als Lösung für alles kommuniziert wird. Für Entwickler werden also voraussichtlich klassische Coding-Lösungen wieder relevanter.
Web- und App-Entwicklung geben sich die Hand
Auch 2023 wird sich in der Web- und App-Entwicklung ein Trend der vergangenen Jahre weiter fortsetzen: Die Vermischung von Web- und App-Entwicklung. Progressive Web Apps (PWA) haben gezeigt, wohin die Reise geht, die Relevanz von webbasierten Anwendungen, die als App den Weg auf Mobilsysteme finden, wird künftig weiter steigen.
Da die Mobilfunkanbindungen auch dank 5G immer besser werden, ist es in vielen Fällen nicht mehr nötig, Apps getrennt für verschiedene Mobilsysteme, Desktops und den Browser zu entwickeln: Oft genug reicht ein Wrapper, der es erlaubt, die Apps in den Stores von Apple, Google und Co. zu vertreiben.
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