WSL – das Windows-Subsystem for Linux Linux unter Windows nutzen

Autor / Redakteur: Christian Rentrop / Stephan Augsten |

Microsoft sieht wie andere Hersteller das Potenzial der Open-Source-Community und konzentriert sich nicht mehr ausschließlich auf das eigene Windows-Betriebssystem. Linux als Subsystem unter Windows ist in dieser Hinsicht das neueste Feature. Das ist nicht nur für Entwickler praktisch.

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Microsoft bietet Stand 2018 fünf namhafte Linux-Distributionen im Store an.
Microsoft bietet Stand 2018 fünf namhafte Linux-Distributionen im Store an.
(Bild: Rentrop / Microsoft)

Es muss nicht immer die olle virtuelle Maschine sein: Die braucht neben Pflegeaufwand nämlich nicht selten auch eine Virtualisierungssoftware, die ebenfalls gepflegt werden will. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich dabei um das kostenlose VirtualBox oder das kostenpflichtige VMWare handelt: Auch Virtualisierungsumgebungen benötigen Arbeitsaufwand, der sich im Zweifel nicht für andere Dinge nutzen lässt.

Mit dem neuen Linux-Subsystem in Windows 10 hat die Virtualisierung endlich ein Ende. Wer Bash und ähnliche Linux-Tools nutzen will, kann jetzt auf ein in Windows eingebautes Linux setzen: Das Windows-Subsystem for Linux, kurz WSL.

Windows-Subsystem for Linux – was ist das?

Beim Windows-Subsystem for Linux handelt es sich um eine Linux-Kompatibilitätsschicht, die Microsoft in Zusammenarbeit mit Canonical entwickelt hat. Canonical ist der Hersteller des beliebten Ubuntu-Linux. Daher ist das Linux-Subsystem auch bestens für Ubuntu geeignet, wobei es aber auch andere Distributionen unterstützt.

Der Einbau des Subsystems in Windows 10 erlaubt es, Linux-Code direkt unter Windows auszuführen, was wiederum bedeutet, dass keine virtuelle Maschine erstellt werden muss. Der ganze Wartungsaufwand, der mit VMWare, VirtualBox und Co. notwendig ist, entfällt damit. Zudem ist das Linux-Subsystem in Windows 10 auch deutlich schneller als eine virtuelle Maschine, weil es die Windows-Ressourcen nutzt und nicht bindet, wie das bei der Virtualisierung der Fall ist.

Allerdings gibt es auch einen kleinen Nachteil: Linux unter Windows ist momentan auf die Kommandozeile beschränkt. Grafische Programme können mangels GUI nicht ausgeführt werden. Trotzdem bietet das Subsystem durch sein Gesamtkonzept interessante Vorteile für Entwickler, etwa den nahtlosen Wechsel zwischen Windows- und Linux-Umgebung.

Linux-Subsystem in Windows 10 nutzen: So geht’s

Um das Linux-Subsystem in Windows 10 zu verwenden, gibt es zwei Voraussetzungen: Zum einen sollte mindestens die Windows-10-Build 16215 installiert sein. Und zum anderen muss der Entwicklermodus in Windows 10 aktiviert sein. Anschließend ist die Installation ein Kinderspiel, wie die Bildergalerie zeigt.

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Linux unter Windows installieren

Ab hier bestehen mehrere Möglichkeiten, für die Installation von Linux unter Windows 10. Die einfachste Variante ist der Download über den Microsoft-Store: Öffnen Sie diesen und geben Sie die Distribution Ihrer Wahl an.

Microsoft bietet Stand 2018 fünf namhafte Linux-Distributionen im Store an.
Microsoft bietet Stand 2018 fünf namhafte Linux-Distributionen im Store an.
(Bild: Rentrop / Microsoft)

Neben Ubuntu unterstützt WSL aktuell auch OpenSUSE, SUSE Linux Enterprise, Debian und Kali-Linux, die alle fünf im Store verfügbar sind. Klicken Sie die Distro an, die Sie verwenden wollen, und installieren Sie diese auf Ihrem Windows-PC. Wir empfehlen für die ersten Versuche Ubuntu, Sie können aber natürlich auch einfach Ihr Lieblings-Linux verwenden.

Linux das erste Mal starten

Nach dem Download sorgt ein Klick auf „Starten“ dafür, dass Linux auf dem Windows-PC eingerichtet wird. Das dauert je nach Rechnergeschwindigkeit einige Minuten. Anschließend fordert Linux Sie auf, einen neuen Unix-Benutzernamen samt Passwort zu generieren. Das war es auch schon.

Nach der Einrichtung erscheint die Bash – man darf loslegen.
Nach der Einrichtung erscheint die Bash – man darf loslegen.
(Bild: Rentrop / Microsoft)

Die BASH meldet sich und verfügt über alle Funktionen, die auch in einem nativen Linux-System der jeweiligen Distribution zur Verfügung stehen, abzüglich der grafischen Benutzeroberfläche. Wer mag, kann erst einmal die üblichen Update-Schritte durchführen – unter Ubuntu also beispielsweise per ...

sudo apt-get update

und

sudo apt-get upgrade

... –, um das System auf den neuesten Stand zu bringen.

Linux unter Windows verwenden

Ubuntu (oder das jeweils andere Linux) wird jetzt wie eine App im Windows-Startmenü eingehängt, kann also auch wie eine App gestartet werden: Einfach die Distribution anklicken, schon meldet sich die Linux-Bash im Fenster. Praktisch dabei: Sie können ohne Weiteres auch mehrere Linux-Distributionen auf Ihrem Windows-PC installieren.

Alle Linux-Distros hängen sich ins Startmenü ein und lassen sich wie jede App einfach starten und beenden.
Alle Linux-Distros hängen sich ins Startmenü ein und lassen sich wie jede App einfach starten und beenden.
(Bild: Rentrop / Microsoft)

Jede einzelne Installation wird mittels Bash.exe wie ein Windows-Programm behandelt. Sie können Ihr Linux-System also jederzeit starten und beenden. Praktischerweise ist es durch den Kompatibilitäts-Layer auch auf der gleichen IP-Adresse erreichbar wie Ihr Windows-PC, was den Einrichtungsaufwand minimiert. Sie haben also jetzt quasi zwei Maschinen in einer.

Was tun mit dem Windows-Subsystem for Linux?

Ist die Einrichtung des Linux-Subsystems abgeschlossen, besitzen Sie ein vollwertiges Linux innerhalb eines Windows-Fensters. Sie können hier zum Beispiel schnell Ihre Lieblings-Tools verwenden, die Sie unter Windows normalerweise nicht oder nur unter Umwegen mit Umgebungen wie Cygwin nutzen können.

Der wohl wichtigste Faktor ist jedoch nicht zuletzt die Software-Entwicklung: Die Compiler vieler Programmiersprachen wurden zwar für Windows portiert, trotzdem ist es in vielen Fällen sinnvoller, dort zu arbeiten, wo auch alle Paket-Abhängigkeiten stimmig sind. Also in einer Linux-Umgebung.

Mehrere Linux-Installationen laufen auch problemlos parallel.
Mehrere Linux-Installationen laufen auch problemlos parallel.
(Bild: Rentrop / Microsoft)

Praktisch am WSL ist, dass es nahezu nahtlos und ohne großen Wartungsaufwand unter Windows läuft und sich dadurch perfekt für Entwickler eignet, die sowohl unter Windows, als auch unter Linux arbeiten müssen. Zudem hat Microsoft dafür gesorgt, dass sich die Bash schnell aus der Powershell heraus aufrufen lässt. Wer also nicht auf die verschiedenen Linux-GUIs angewiesen ist, sollte dem Windows-Subsystem for Linux in jedem Fall eine Chance geben.

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