DevSecOps und Shift-Left-Ansatz Linksrutsch in der Sicherheitskultur

Von Roman Hugelshofer

Anbieter zum Thema

Um schneller auf neue Herausforderungen reagieren zu können, werden Unternehmen zunehmend agiler und Kund:innen-orientierter. Kund:innen fordern heute die besten Services und Features – jederzeit verfügbar, einfach bedienbar und sicher. Die Bedürfnisse werden künftig nicht weniger, das Tempo nicht langsamer und die Komplexität nicht geringer. Um Spitzenleistungen zu erzielen, müssen Unternehmen Silos aufbrechen und Legacy-Prozesse neu denken.

Die zwei größten Vorteile von DevSecOps sind Geschwindigkeit und Sicherheit. Entwicklungsteams liefern besseren, sichereren Code, und das auch noch schneller und damit kosten- günstiger.
Die zwei größten Vorteile von DevSecOps sind Geschwindigkeit und Sicherheit. Entwicklungsteams liefern besseren, sichereren Code, und das auch noch schneller und damit kosten- günstiger.
(© deagreez - stock.adobe.com)

Agile und DevOps sind bereits wichtige Weiterentwicklungen des Software-Entwicklungsprozesses. Sie machen Unternehmen schneller und handlungsfähiger. Mit DevSecOps – kurz für Entwicklung, Sicherheit und Betrieb – folgt der nächste Evolutionsschritt. Denn vereint und aligniert, erreichen Agile und DevSecOps ihr gemeinsames Ziel: die bestmögliche Kund:innenerfahrung und kurze Bereitstellungszyklen.

Aller guten Dinge sind drei

DevSecOps stellt eine natürliche und notwendige Entwicklung dar, wie Unternehmen bei der Software-Entwicklung das Thema Sicherheit angehen können. Es automatisiert die Integration von Cybersecurity in jeder Phase der Software-Entwicklung. Vom ersten Entwurf über Integration, Tests und Bereitstellung bis hin zur Auslieferung der Software. DevSecOps ist eine Erweiterung von DevOps. Beide Methoden weisen ähnliche Merkmale auf, darunter die Automatisierung und die Verwendung von kontinuierlichen Prozessen zur Etablierung kollaborativer Entwicklungszyklen. Während DevOps die Liefergeschwindigkeit priorisiert, setzt DevSecOps auf die Security. Das Thema Sicherheit rutscht damit im Entwicklungszyklus zeitlich nach links, ist also von Beginn an eingebettet.

In der Vergangenheit wurde Security am Ende des Entwicklungszyklus von einem separaten Team fast wie ein Nachgedanke an die Software „angeheftet“ und von einem weiteren Team getestet.

Früher, als Software-Updates nur ein- oder zweimal im Jahr veröffentlicht wurden, war dies noch überschaubar. Doch mit der Etablierung von Agile- und DevOps-Praktiken, die auf schnelle Releases innert Tagen oder Wochen abzielen, reicht dieser nachgelagerte Security-Ansatz nicht mehr aus.

Das Ziel ist es, Applikationen von Beginn an kontinuierlich zu schützen und dazu die Security nach vorne zu verlagern. Schwachstellen und Sicherheitsrisiken sollen also nicht erst am Ende, sondern bereits zu Beginn und während der Software-Entwicklung kontinuierlich adressiert werden. Auf der Zeitachse von der Entwicklung bis zur Einführung entspricht das einem Linksrutsch – in Sicherheitskreisen „Shift Left“ genannt.

Automatisch sicher

DevSecOps integriert die Sicherheit von Applikationen nahtlos in Agile- und DevOps-Prozesse. Die Bereitstellung von sicherer Software wird durch den Einsatz von Security-Tools automatisiert, ohne den Software-Entwicklungszyklus zu verlangsamen. Sicherheitsprobleme bei Eigen- oder Fremdentwicklungen werden somit antizipiert, bevor sie auftreten. Zum Beispiel können mit einem Scanner Software-Bausteine bei jeder Änderung automatisch auf potenzielle Schwachstellen geprüft werden.

In der Regel ist es einfacher, schneller und kostengünstiger, Fehler sofort zu beheben, wenn sie auftreten. Und nicht erst in einem nachgelagerten Sicherheitstest oder kurz vor dem Go-live.

Je einfacher bedienbar, desto besser die Adaption

Trotz aller Vorsicht kann es jedoch vorkommen, dass Sicherheitslücken während der Laufzeit festgestellt werden. Besonders bei fremdentwickelten Anwendungen oder Open-Source-Komponenten besteht die Gefahr, dass Risiken auftauchen oder sich im Laufe der Zeit entwickeln. Das laufende Live-System muss folglich „geflickt“ werden.

Security-Tools wie ein Microgateway, die bereits während der Entwicklung im Einsatz sind, erlauben es Entwickler:innen, nicht nur während des Baus der Applikation auf bequeme Weise Sicherheitsregeln selbst einzustellen, sondern auch wenn das System live ist. Und dies ohne dabei auf einen Sicherheitsprofi angewiesen zu sein. Dies ist wichtig, denn Sicherheitstools sind oftmals nicht für die einfache Bedienbarkeit durch die Entwickler:innen gemacht. Mit den richtigen Tools wird daher das Sicherheitsbewusstsein aller gefördert und somit zum integralen Teil der Software-Entwicklung. Da die Budgets für Security-Tools vielfach von den Security-Teams gesprochen werden, ist die einfache Bedienbarkeit für Entwickler:innen ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Adaption.

Doppelter Schutz, doppelte Sicherheit

Durch den DevSecOps-Ansatz wird die Sicherheit in Applikationen optimal integriert. Es wird garantiert, dass die Cybersecurity mit der Innovationsgeschwindigkeit Schritt halten kann, und es beginnt der Aufbau einer Kultur und Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs-, Sicherheits- und Betriebsteams. Auf Unternehmensebene ist es jedoch unmöglich, Sicherheit flächendeckend anzuwenden, da es ältere, nicht unterstützte Legacy- Systeme, Software-Bausteine von Drittanbietern oder losgelöste Aktivitäten anderer Abteilungen gibt, die möglicherweise außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Entwicklungsteams liegen.

Jetzt Newsletter abonnieren

Täglich die wichtigsten Infos zu Softwareentwicklung und DevOps

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Solange Legacy-Applikationen außerhalb der DevSecOps- Umgebung existieren – oder DevOps-Teams die Sicherheit nicht vollständig von Grund auf implementieren –, sind herkömmliche Tools wie zum Beispiel eine Firewall zum doppelten Schutz von Applikationen und zur Abschwächung von Angriffen nach wie vor empfohlen.

Der Ansatz für einen doppelten Schutz ist weit verbreitet, da diese Ausgangslage heute in den meisten modernen Organisationen gegeben ist; insbesondere bei Bewegungen wie Open Banking, bei denen Banken mit etablierten Legacy-Umgebungen auf eine schnelle und sichere Einbindung von Drittanwendungen angewiesen sind. Wichtig ist, dass solche Maßnahmen schon als Teil des Lebenszyklus der Software-Entwicklung eingeplant werden. So wird bei der Entwicklung der Applikation sichergestellt, dass die Regeln für den Schutz auch den Anforderungen der Benutzer:innen entsprechen. Der Schutz soll höchstmöglich, nicht spürbar und nicht einschränkend sein.

Kosten sparen durch Automatisierung

Der initiale Aufwand für diese Automatisierung der Sicherheit ist nicht zu unterschätzen. Jede bedeutende Veränderung verlangsamt vorerst das Tagesgeschäft und zieht in der direkten Konsequenz Kosten nach sich. Doch die Investition lohnt sich: Aufwendige manuelle Checks und damit verbundene Fehlerquoten werden reduziert und sowohl Sicherheit als auch Geschwindigkeit erhöht.

Zweifellos ist es finanziell von langfristigem Vorteil, erhebliche Sicherheitsvorfälle und daraus resultierende Imageschäden zu verhindern, bevor sie auftreten. Die Fähigkeit, einen Angriff zu erkennen und schnell handeln zu können, ist zentral. Zudem schafft DevSecOps ein agileres System, das schneller gestartet und aktualisiert werden kann. Unter Einbezug von DevSecOps-Engineers können Unternehmen ihre Sicherheitsinfrastruktur automatisieren und damit einen zeitaufwendigen, hoch- technischen und fehleranfälligen Prozess vereinfachen.

Menschen, Prozesse und Tools

Das Trio Menschen, Prozesse und Tools spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg von DevSecOps. Es braucht eine Kultur, die erkennt, dass es kein „wir“ und „die“, sondern nur ein „wir“ gibt. Alle sind gemeinsam für die Sicherheit der Software verantwortlich. Was einfach klingt, erfordert einen komplett neuen Denkansatz.

Das Security-Team muss glauben, dass Entwickler:innen und DevOps-Expert:innen sichere Software schreiben und bereitstellen wollen. Die DevOps-Teams müssen wiederum erkennen, dass die Sicherheitsprofis nicht diejenigen sind, die einfach „Nein“ sagen und Innovation bremsen. Stattdessen sind sie damit beauftragt, Unternehmen vor Sicherheitsangriffen zu schützen, und agieren als Coaches, indem sie Entwicklungsteams beim Aufsetzen von automatisierten Sicherheitschecks unterstützen. So werden Entwickler:innen im sicheren Programmieren geschult und auf jegliche Angriffsszenarien sensibilisiert. Solche neuen Denkansätze zu vereinen, macht Arbeit und erfordert Zeit und einen kulturellen Wandel.

Weiter gilt es zu beachten, dass gekaufte Security-Tools normaler- weise vom Security-Team und -Budget bereitgestellt und genehmigt werden. Wenn die gekauften Tools nun im DevSecOps-Prozess integriert sein sollen, müssen

sie nicht nur hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen, sondern auch hinsichtlich Benutzer:innen-freundlichkeit optimiert und auf die Bedürfnisse der Entwickler:innen und DevOps-Engineers zugeschnitten sein. Sicherheitsanbieter, die DevSecOps fördern wollen, müssen sich dieser Anforderungen bewusst sein.

Fazit: Gekommen, um zu bleiben

DevSecOps gilt heute als moderne Art der Produktentwicklung. Die Adaption ist noch zögerlich, doch die Zukunft gehört letztendlich immer den Mutigen. Die zwei größten Vorteile sind Geschwindigkeit und Sicherheit. Entwicklungsteams liefern besseren, sichereren Code, und das auch noch schneller und damit kostengünstiger. DevSecOps macht das Thema Security zur gemeinsamen Verantwortung von Entwicklungs-, Sicherheits- und Betriebsteams. „Dank den richtigen Tools und gemeinsamem Nutzer:innenfokus wird Software sicherer und schneller“, so das DevSecOps-Motto.

Dieses Umdenken kann Security vom Bremser zum Beschleuniger wandeln. Voraussetzung für die erfolgreiche Einführung von DevSecOps ist das Bewusstsein aller Beteiligten, dass so ein Projekt mehrere Unternehmensbereiche betrifft. Mit der Verlagerung der Security nach links steigern Unternehmen also nicht nur ihre digitale Handlungsfähigkeit, sondern rüsten sich für eine digitale Zukunft auf der Überholspur.

Über den Autor: Roman Hugelshofer ist Managing Director Application Security und Member des Executive Boards bei Airlock, eine Security Innovation der Ergon Informatik AG.

Die 6 häufigsten Fehler bei der Umsetzung von DevSecOps

Was sollte bei der Verlagerung der Security nach links beachtet werden? Diese 6 Fehler bei der DevSecOps-Umsetzung gilt es zu vermeiden.

(ID:47829762)