Unterschiede zwischen Blockchains Ist die Blockchain umweltschädlich oder nicht?

Von Adam Dossa

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Blockchain und Crypto sind bereits seit einigen Jahren Gegenstand diverser, teils kontroverser Diskussionen, wobei die Themen Umwelt und Energieverbrauch immer wieder und zuletzt verstärkt Gesprächsthema waren. Bereits der Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index, auch CBECI genannt, der den durchschnittlichen Stromverbrauch von Bitcoin berechnet, führt einem nur zu gut vor Augen, warum.

Bei der Umweltdebatte rund um die Blockchain-Technologie erhitzen sich die Gemüter, aber nicht alle Blockchains wirken sich negativ auf die Umwelt aus.
Bei der Umweltdebatte rund um die Blockchain-Technologie erhitzen sich die Gemüter, aber nicht alle Blockchains wirken sich negativ auf die Umwelt aus.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Angesichts der lauten Vorwürfe und erhitzten Gemüter ist das Thema Energieverbrauch für viele Führungskräfte, die über den Einsatz von Blockchain-Technologie nachdenken, mittlerweile zu einem roten Tuch geworden. Die Schlagzeilen der letzten Wochen, die den Energiebedarf von Bitcoin mit dem einer Fluggesellschaften oder sogar ganzen Ländern verglichen, ließen bei vielen die Alarmglocken schrillen. In Zeiten des Klimawandels nehmen immer mehr Unternehmen ihre Umweltverantwortung zunehmend ernst und werden bei solchen Vergleichen natürlich hellhörig. Doch muss IT-Entscheidern dennoch klar sein: Blockchain ist nicht gleich Blockchain.

In der Geschäftswelt wird die Blockchain-Technologie oft in die Kategorie "innovative Technologie, die wir irgendwann nutzen werden" eingeordnet. Dabei sind sich viele vielleicht nicht einmal der verschiedenen Arten von Blockchain bewusst – geschweige denn, wie sich jede einzelne auf die Umwelt auswirkt. Doch ist es an der Zeit, dass Führungskräfte erkennen, wie die Blockchain ihrem Unternehmen nützen kann. Der erste Schritt dahin ist, zu verstehen, dass nicht alle Blockchains sich negativ auf die Umwelt auswirken. Hierzu ist es wichtig, den Unterschied zwischen Proof-of-Stake- und Proof-of-Work-Blockchains zu verstehen.

Dieser Unterschied soll im Folgenden betrachtet werden. Zugleich wird erklärt, warum sich Unternehmen, die Blockchain einsetzen wollen, nicht (unbedingt) um den Energieverbrauch sorgen müssen.

POS vs. POW – Was ist der Unterschied?

Blockchains funktionieren anders als herkömmliche IT-Systeme. Je nachdem, wie sie aufgebaut sind, haben die verschiedenen Blockchain-Arten unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt. Die Proof-of-Work-Blockchain (POW) ist wohl bekannteste Form und die erste, die einem in den Sinn kommt, wenn man sich vorstellt, wie eine Chain funktionieren könnte. POW ist, was hinter dem traditionellen Blockchain-"Mining" steckt. Dabei müssen "Miner" ein mathematisches Rätsel lösen, um einen neuen Block (oder Datenpakete) der Blockchain hinzuzufügen. Dies erfordert eine enorme Rechenleistung, da die Miner miteinander konkurrieren müssen, um die gleiche komplexe Gleichung zu lösen. Das wiederum treibt den Energieverbrauch für Unternehmen, die diese Rechenleistung zur Verfügung stellen, in die Höhe.

Bitcoin und Ethereum – die beiden bekanntesten Technologien im Blockchain-Bereich – verwenden das Proof-of-Work-Modell. Doch angesichts der jüngsten Bedenken hat die Ethereum Foundation einen Wechsel zum Proof-of-Stake-Modell angekündigt, das wesentlich energiefreundlicher ist.

Beim Proof-of-Stake (POS) Prinzip werden Teilnehmer nicht für das Lösen einer mathematischen Gleichung mit einem Token belohnt. Stattdessen müssen jene, die an der Chain arbeiten, zeigen, dass sie persönlich beteiligt sind, indem sie einen wirtschaftlichen Wert („Stake“) aufbringen. Dieser wird als Anteilsnachweis gewertet und bestätigt damit, dass sie im Interesse der Kette und ihrer Nutzer handeln werden. Dabei verwendet POS normale Allzweckcomputer und kann über die Cloud betrieben werden. Dies ermöglicht eine deutliche Reduzierung des Stromverbrauchs - auch angesichts der Tatsache, dass die meisten Cloud-Anbieter sich mittlerweile eigene Ziele zur Klimaneutralität gesetzt haben. Dadurch werden die Umweltvorteile der Verwendung von POS gegenüber POW quantifizierbare.

Gleichzeitig erhöht Proof-of-Stake – neben den Vorteilen für die Umwelt – auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit und ermöglicht so die Abwicklung eines höheren Transaktionsvolumens in kürzerer Zeit. Dies ist insbesondere bei der Zusammenarbeit mit Kapitalmarktteilnehmern im Hinblick auf mehr Agilität entscheidend. Große Namen der Branche wie Ethereum beginnen, das POS-Modell zu übernehmen, während parallel dazu ESG auf den Kapitalmärkten von Tag zu Tag wichtiger wird. Es ist davon auszugehen, dass dies der Weg in die Zukunft sein wird, um die anhaltenden Bedenken hinsichtlich Energieverbrauch und Klimawandel im Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie zu lindern.

Eine grünere Zukunft mit Blockchain

Ein weiterer Aspekt der Umweltdebatte rund um Blockchain-Technologie sind Blockchains, die die Nachhaltigkeitsbemühungen eines Unternehmens explizit unterstützen. Verschiedene Unternehmen im Blockchain-Space haben über die letzten Jahre hinweg Blockchain-basierte Lösungen entwickelt, die Unternehmen bei der Einhaltung der eigenen Nachhaltigkeitsversprechen helfen.

Unternehmen können zum Beispiel Blockchain-Technologien nutzen, um ihre Treibhausgasemissionen zu verfolgen und darüber zu berichten. Die Integration von Blockchain, die von Natur aus unveränderlich ist und nicht verändert oder gefälscht werden kann, stellt in diesen Prozess sicher, dass die veröffentlichten Daten korrekt sind. Sie sind so rechenschaftspflichtig gegenüber Umweltstandards, die für die Verbraucher immer wichtiger werden.

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Effizienzgewinne, die durch den Einsatz der Blockchain-Technologie erzielt werden, sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Abgesehen von dem Energieverbrauch, der für die Verarbeitung jeder Transaktion erforderlich ist, ist es auch wichtig zu berücksichtigen, wie der Einsatz innovativer Technologien den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens reduzieren kann. Wenn es beispielsweise um Kapitalmärkte geht, kann Blockchain Prozesse transparenter und weniger manuell machen. Wenn Ergebnisse in kürzerer Zeit, mit weniger Schritten und unter Einbeziehung von weniger menschlicher Arbeitskraft erreicht werden können, dann hat das einen signifikanten, positiven Einfluss auf die Umwelt.

Beispiele aus dem realen Geschäftsleben, die zeigen wie ein Unternehmen Blockchain zur Unterstützung der Nachhaltigkeit einsetzt, können dazu beitragen, das Narrativ der umweltschädlichen Blockchain zu ändern. Dies kann helfen, das Misstrauen und die verschiedenen Sorgen von Entscheidern zu besänftigen. Den Unternehmen die Angst zu nehmen und sie stattdessen dafür zu öffnen, selbst Entwicklungen auf Basis von Blockchain voranzutreiben, ist ein entscheidender Schritt, um Innovationen dieser Technologie in der Zukunft einen Weg zu ebnen.

Dafür ist es wichtig, sich nicht einfach nur der möglichen Folgen von Blockchain für die Umwelt bewusst zu sein. Stattdessen müssen Entscheider die verschiedenen Arten von Blockchain-Modellen sowie ihre jeweiligen Auswirkungen auf die Umwelt wirklich verstehen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Viele Blockchain-Entwickler und Betreiber arbeiten gemeinsam für eine grünere Zukunft, und zwar nicht trotz, sondern wegen der Blockchain. Blockchain ist ein essenzieller Teil künftiger Entwicklungen im Technologiebereich, und es an den Early Adopters, den Ton anzugeben, wie man sie verantwortungsvoll nutzt.

Über den Autor: Adam Dossa ist CTO von Polymath.

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