„If This Then That“-Service als Allzweckwaffe IFTTT für Development-Aufgaben nutzen
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IFTTT bekommt nicht wirklich die Aufmerksamkeit, die es verdient hat – der Dienst gehört zum Besten, was das moderne Internet hervorgebracht hat. Auch Entwickler können von der Plattform mit dem selbstbeschreibenden Namen profitieren.

IFTTT steht für „If This Then That“ und beschreibt ziemlich exakt, was hier geleistet wird: Nutzer können einen Trigger (das If) definieren sowie eine Action (das That), die dadurch ausgelöst wird. Ereignisse, die Aktionen auslösen? Das klingt doch vertraut, nach Automatisierung per if-Abfrage.
Letztlich ist IFTTT nichts weiter als eine simple Wenn-Dann-Anweisung, allerdings eine, die auch unbedarfte Endnutzer verwenden können und sehr viele Wenns und Danns zur Verfügung stellt. In IFTTT finden sich nämlich massenhaft vorgefertigte Auslöser und Aktionen. So könnte man sich beispielsweise einen persönlichen Benachrichtigungsdienst für Blog-Beiträge einrichten:
„WENN auf Blog XY ein neuer Beitrag erscheint, DANN wird eine Benachrichtigung auf Android-Smartphone 123 gesendet.“
Die Konfiguration solcher Aktivitäten beschränkt sich dabei im Wesentlichen auf die Auswahl vorgefertigter Trigger und Actions sowie die Einrichtung von Verbindungen mit den diversen Diensten und Konten. Allerdings bieten viele Aktionen durchaus noch weitere Stellschrauben – oder wie es im IFTTT-Jargon heißt: Einige Rezepte vertragen zusätzliche Zutaten.
Die obige Blog-Benachrichtigung ließe sich beispielsweise um Schlagworte ergänzen, um nur neue Beiträge mit dem Thema „foobar“ zu benachrichtigen und die Benachrichtigungen selbst um Titel und URL des Beitrags zu ergänzen. Das Rezept wäre dann etwa:
„WENN auf Blog XY ein Beitrag mit dem TAG foobar erscheint, DANN wird eine Benachrichtigung mit den ZUTATEN Titel und URL an Android-Smartphone 123 gesendet“.
Die Auswahl an IFs und THENs ist enorm, hier einige Beispiele bekannterer Dienste auf IFTTT: Amazon Alexa, Android-Geräte, Apple App Store, Deezer, Dropbox, Facebook, GitHub, iOS, openHAB, reddit, Twitter, WeMo, Philips Hue, Wordpress. Es reiht sich also eine Reihe großer Namen ein, wobei die Interaktionsmöglichkeiten natürlich stark schwanken.
Zwar beschränkt IFTTT die Funktionalität standardmäßig auf If-Then-Paare, aber natürlich lassen sich Ketten über mehrere Applets realisieren, also etwa:
„WENN ein neuer Post erscheint, DANN soll dies getwittert werden“ plus „WENN ein neuer Tweet erscheint, DANN soll das Licht im Büro blinken“ und so weiter.
Tool für Entwickler
Beschäftigt man sich mal ein, zwei Stunden mit IFTTT, kommen plötzlich immer mehr Ideen auf, was sich damit alles anstellen lässt. Und es ist einfach und schnell genug, um mal eben zu experimentieren. Für Entwickler ist IFTTT in zweierlei Hinsicht nützlich: Zum einen können sie den Dienst als ganz normale Anwender nutzen, zum anderen lassen sich eigene Produkte mit Dutzenden anderer Anbieter über eine einzige API verknüpfen.
Ganz offensichtlich sind aber zunächst die Möglichkeiten auf normaler IFTTT-Nutzerebene. Dazu mal ein Beispiel: Viele Entwickler nutzen GitHub für ihre Projekte. Und wie zuletzt noch eine Corona-spezifische Ministudie zum GitHub Octoverse deutlich machte, werden Issues gerne als Kommunikationsmittel zwischen Entwicklern genutzt, insbesondere bei starker Homeoffice-Orientierung. Ein weiteres Tool, das in der Welt der Entwicklung allgegenwärtig ist, sind Kanban-Boards zur Organisation der eigenen oder auch der Teamarbeit – häufig in Form des Online-Dienstes Trello.
Da liegt es doch nahe, beides zu verbinden. Als Trigger könnte man zum Beispiel GitHubs „New issue assigned to you“ verwenden, um neue Issues automatisch auch als neue Aufgaben auf Ihr Trello-Board zu bekommen. Und wenn Trello die Vorgabe des Arbeitgebers ist, man aber lieber mit Todoist arbeitet, könnte man Trello und Todoist gleich über ein zweites Rezept synchronisieren.
Wer umgehend über neue Issues, neue Aufgaben oder ähnliches informiert werden will, nutzt einfach die Android-Notifications-Aktionen oder lässt sich per SMS benachrichtigen. Es geht nicht bloß um Sie allein? Auch professionelle Benachrichtigungsdienste wie Pushover finden Sie auf IFTTT, um etwa Probleme Ihrer Infrastruktur zu melden und Eskalationen zu verwalten.
Die Möglichkeiten Arbeit einzusparen sind endlos, nicht nur intern: Sie erstellen etwas Neues auf GitHub? Lassen Sie es automatisch twittern und/oder auf Facebook veröffentlichen. Oder lassen Sie automatisch Entwürfe auf Ihrem Wordpress-Blog anlegen.
Eigene Services
Aber auch eigene Services können Sie relativ simpel auf IFTTT einbinden – dies allerdings nicht kostenlos, hier wird eine Jahresgebühr von 199 US-Dollar fällig. Dafür ist es aber auch möglich, mehrere Aktionen zu definieren, die per Trigger ausgelöst werden. Letztlich ließen sich mit IFTTT recht komplexe Prozesse realisieren, die zuverlässig, automatisch und im Hintergrund ablaufen. Anlegen und testen können Sie übrigens auch ohne Bezahlung, die wird erst bei der Veröffentlichung des Dienstes auf der IFTTT-Plattform fällig.
Grundsätzlich ist der Einstieg nicht allzu schwierig: Nach der unkomplizierten Anmeldung bekommen Sie in einer simplen Weboberfläche die Möglichkeit, Services samt Triggern und Aktionen anzulegen. Als Trigger könnte im einfachsten Fall sogar ein simpler RSS-Feed genügen, dessen neue Einträge Aktionen auslösen. Aber auch bei komplexeren eigenen Anwendungen genügt es mitunter völlig, IFTTT eine URL bereitzustellen, die API-konforme Daten liefert.
Letztlich geht es also „nur“ um die Formatierung von HTTP-Requests und Daten im JSON-Format. Die Anbindung Ihrer Endpunkt-URL erfolgt schlicht über das Suffix „/ifttt/v1“.IFTTT liefert eine recht gute Dokumentation inklusive (klonbaren) Hello-World-Beispiel-Apps und einer übersichtlichen API-Referenz, die erfahrenen Entwickler kaum mehr als einen Tag abverlangen dürfte, um mit echten Funktionen experimentieren zu können.
Der große Vorteil für Ihre Entwicklungen ist die Vernetzung. Angenommen, Sie haben eine App für die firmeninterne Verwaltung von Aufgaben entwickelt. Wenn Sie dieser nun die Möglichkeit von Social-Media-Postings spendieren wollen, ist das grundsätzlich natürlich nicht allzu aufwändig – für einen einzelnen Dienst. Aber wenn Sie erst einmal Twitter, Facebook und Youtube anbinden wollen läppern sich die API-Anforderungen, Authentifizierungen und möglichen Fehlerquellen. Möglicherweise wollen Sie gar eine Sprachsteuerung anbieten und dann wird es richtig aufwändig, trotz verfügbarer Open-Source-Bibliotheken.
IFTTT bietet freilich nicht das ganze Funktionsspektrum, das die APIs der einzelnen Dienste zur Verfügung stellen und generell sind Sie beziehungsweise Ihre Nutzer auf das angewiesen, was Dritte in IFTTT implementiert haben. Aber: Mit einige Tagen Aufwand können Sie Ihre App in ein gigantisches, wachsendes Netzwerk integrieren. Selbst simple Anwendungen könnten bereits profitieren: Eine ganz einfache To-Do-Liste, sei es als Website oder Mobile-App, dürfte durch die Möglichkeit, Aufgaben via Sprachassistenten wie Amazon Alexa, Siri oder Google Assistant zu verwalten, enorm gewinnen.
Auch wenn IFTTT auf Einfachheit getrimmt ist und hier und da Wünsche offenlässt, geht das Konzept letztlich wunderbar auf. Egal, ob Sie als zahlender Entwickler Extras für Ihre Kunden umsetzen oder als Nutzer kostenlos Ihre Workflows anreichern möchten, IFTTT ist einen Blick wert. Zugegeben, das klingt regelrecht nach Werbung – aber es ist schwierig, von der unglaublich nutzerfreundlichen Umsetzung bei gleichzeitiger Mächtigkeit nicht angetan zu sein!
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