Digitalisierung braucht den Menschen Die digitale Transformation beginnt im Kopf
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Denken Sie an die digitale Transformation: Sehen Sie ein Unternehmen, das seine manuellen Prozesse digitalisiert? Das Bild ist richtig, aber nicht vollständig. Ihm fehlt eine wichtige Komponente: der Mensch. Welche zentrale Rolle der Mensch dabei spielt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Worum geht es bei der Digitalisierung? Darum, Prozesse zu standardisieren und womöglich sogar zu automatisieren – mit dem Ziel, die eigenen Mitarbeiter dahingehend zu entlasten, dass sie sich wirklich wichtigen To-Dos widmen können. Denn wiederkehrende, monotone Routineaufgaben braucht nun wirklich niemand! Sie gelten nicht von ungefähr als Effizienzkiller Nummer eins.
Effiziente Prozesse sind für Unternehmen überlebenswichtig. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, führt kein Weg daran vorbei, neue Technologien einzuführen. Doch das ist nur der erste Schritt. Technologie um ihrer selbst willen hat in Unternehmen nichts, aber auch gar nichts verloren. Sie muss für die Mitarbeiter einfach zu nutzen sein und sie in ihrem Arbeitsalltag spürbar entlasten – unabhängig davon, ob es sich um einen gut ausgebildeten, digitalaffinen Uni-Absolventen oder einen alten Hasen handelt, der kurz vor der Rente steht. Die aktuelle Studie „Digital Skills Gap“ der Initiative D21 zeigt, dass Mitarbeiter hierzulande sehr unterschiedlich kompetent mit den Anforderungen der Digitalisierung umgehen. Zwar besitzt eine Mehrzahl eine hohe Anwendungskompetenz und verwendet digitale Lösungen und Geräte souverän. Jedoch verstehen nur wenige die dahinterliegenden Mechanismen und Zusammenhänge. Dabei gibt es – je nach Alter, Bildung und Art der Berufstätigkeit – starke Unterschiede.
Digitale Transformation aktiv begleiten
Umso wichtiger ist es, die digitale Transformation aktiv zu begleiten. Denn sie beginnt im Kopf jedes einzelnen Mitarbeiters. Während manche „vom heißen Scheiß“, also von digitalen Tools und Helferlein nicht genug bekommen können, schaffen es andere gerade noch, ihren VHS-Videorekorder zu programmieren. Trotzdem sind Unternehmen gut beraten, auch die weniger Technologieaffinen auf ihre Digitalisierungsreise mitzunehmen. Dazu braucht es in erster Linie Aufklärung. Denn viele befürchten: „Wenn wir das jetzt digitalisieren, braucht man mich dann noch? Wird meine Stelle wegrationalisiert? Erledigt meinen Job bald eine KI? Muss ich mir Sorgen um ihn machen?“
Digital Skills Gap
Der Studie zufolge ist die Fähigkeit, sich die digitale Welt durch Verständnis und selbstständiges Dazulernen zu erschließen, insbesondere von der Bildung abhängig. Über 60 Prozent der Menschen mit hoher Bildung können sich selbst Wissen aneignen, 54 Prozent trauen sich zu, anderen bei Problemen zu helfen. Anders sieht es bei den Personen mit mittlerer (36 bzw. 33 Prozent) und niedriger Bildung (24 bzw. 19 Prozent) aus. Zudem erkennen digital weniger Kompetente seltener die Notwendigkeit, ihre digitale Kompetenz auszubauen.
Für Unternehmen kann der Digital Skills Gap zum Problem werden. Sie müssen mit ihren Mitarbeitern sprechen, ihnen zuhören, ihre Ängste entkräften. Mit einem ausgearbeiteten Change-Konzept, das natürlich zum jeweiligen Unternehmen und seiner individuellen Situation passen muss, verlaufen derartige Gespräche sehr viel zielführender als aus dem viel zitierten Bauch heraus. Ein professionelles Change-Management ist oft der Schlüssel, der die Tür in die Köpfe der Mitarbeiter öffnet. Nicht von ungefähr identifiziert die Studie den Aufbau von Verständniskompetenz, das Verstehen von Zusammenhängen und dahinterliegenden Mechanismen von digitalen Anwendungen und Geräten, als zentrale Aufgabe.
Wem dieser erste, so wichtige Schritt gelingt, wird erleben, dass seine Belegschaft Step by Step digitaler wird. Natürlich ist dieser Wandel dadurch begünstigt, dass immer mehr Digital Natives in Unternehmen arbeiten. Sie wenden Technologie zwar selbstverständlich an, ABER: Häufig bleibt es bei der reinen Nutzung. Der Studie zufolge beherrschen nur 14 Prozent der höher Gebildeten, wozu auch viele Digital Natives zählen, eine Programmiersprache. Für eine umfangreiche digitale Transformation ist das bei Weitem nicht genug! Schuld daran sind weder die Mitarbeiter noch die Unternehmen. Es ist das Bildungssystem, das unsere Kinder nicht gut genug vorbereitet. Warum lernen nicht alle Schüler die Grundlagen der Programmierung kennen? Mehr als Boolesche Algebra, ein Verständnis für Schleifen und dergleichen müsste es fürs Erste gar nicht sein.
Diese Verantwortung auf die Unternehmen abzuwälzen, ist zu kurz gedacht. Wer soll die Transformation denn „machen“? Eine einzelne Abteilung wie die IT kann das nicht leisten. Wie sollte sie das auch, wo sie doch mit dem Betrieb der Bestandssysteme vielerorts bereits voll ausgelastet ist? Vielmehr müssen alle Mitarbeiter erkennen, welches Digitalisierungs- oder Automatisierungspotenzial ihr eigener Arbeitsplatz hat. Oder was nötig ist, damit die eigene Arbeit effizienter von der Hand geht. Idealerweise ist der Mitarbeiter dann selbst in der Lage, die Prozesse zu optimieren. Aber das ist – zumindest momentan – vielleicht noch eine ambitionierte Wunschvorstellung.
Fazit
Wenn es die Mitarbeiter selbst sind, die die Transformation „machen“, erkennen sie, dass sie nicht überflüssig sind, sondern selbst einen wertvollen Mehrwert stiften: Sie treiben den Change voran, Tag für Tag. Und vielleicht gelingt es ja, wenn die Ideen gemeinsam sprudeln, neue digitale Produkte zu entwickeln, die den entscheidenden Unterschied machen können.
Über die Autorin
Heidi Wahl ist Head of Change Management bei Fellowmind.
Dieser Beitrag stammt von unserem Schwesterportal Marconomy.
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