Schon seit Jahrtausenden erhebt, speichert und analysiert die Menschheit mehr oder weniger wertvolle Informationen. Über die Geschichte der Daten äußert sich Daniel Rosenberg, Professor für Geschichte an der University of Oregon, im Interview.
Daniel Rosenberg: „Wir können die Geschichte der Daten auf mindestens zwei Arten betrachten: als die Geschichte eines Problems und als die Geschichte einer Idee.“ (Bild: Annette Hornischer / American Academy)
Daniel Rosenberg ist Professor für Geschichte an der University of Oregon. Seine Forschung berührt Geschichte, Erkenntnistheorie, Sprache und visuelle Kultur. Rosenberg war Stipendiat der National Endowment for the Humanities, des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, des Stanford Humanities Center und der American Academy in Berlin. In diesem Interview spricht er über die Geschichte der Daten, die Auswirkungen des Internets und sein neues Projekt TimeOnline, das sich der Digitalisierung von Infografik Artefakten widmet.
Dev-Insider: Professor Rosenberg, als Historiker betrachten Sie Daten aus einer ganz anderen Perspektive als ein Informatiker. Was macht für Sie den Reiz aus?
Daniel Rosenberg: Wir können die Geschichte der Daten auf mindestens zwei Arten betrachten: als die Geschichte eines Problems und als die Geschichte einer Idee. Offensichtlich sind diese beiden Dinge miteinander verbunden. Aber sie sind nicht identisch.
Ihre wechselhafte Beziehung steht im Mittelpunkt meiner Forschung. In der Geschichte beschäftigen sich Menschen oft mit intellektuellen, kulturellen und wissenschaftlichen Problemen. Und dann werden aus verschiedenen Gründen neue Begriffe für den Umgang mit diesen Problemen formuliert.
In vielen Fällen spiegelt der Akt der Namensgebung die Entstehung einer neuen Herangehensweise an das Problem wider. In einigen Fällen ist die Nennung selbst ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung eines neuen Ansatzes. Man denke zum Beispiel an das Wort Gesellschaft, das im 18. Jahrhundert neu war. Es beeinflusste das philosophische und politische Denken über Formen der menschlichen Organisation und wird sichtbar im großen Interesse der Aufklärungsphilosophen an diesem Phänomen.
So auch bei den Daten. Die Geschichte des Umgangs mit Daten ist sehr alt. Die Geschichte der systematischen Produktion, Aggregation, Quantifizierung, Klassifizierung, Manipulation, Speicherung, Verwaltung, Kommunikation von Informationen reicht bis nach Babylon und noch weiter zurück. Tatsächlich sind die ältesten Artefakte des Schreibens keine Geschichten von Göttern oder Helden; sie sind Inventare, Quittungen und Steuerrollen – genau die Art von Aufzeichnungen, die wir heute unreflektiert als Daten bezeichnen.
Dev-Insider: Was also können Informatiker aus der Geschichte der Daten lernen?
Vieles, was wir als modern betrachten, ist eigentlich außerordentlich alt. Nicht nur ein bisschen alt, sondern so alt wie das Schreiben. Für Informatiker, die das Rad – oder den Algorithmus – nicht neu erfinden wollen, gibt es ein oder zwei Dinge, die man aus dieser Geschichte lernen kann.
Vor dem elektronischen Rechnen und den anderen heute allgegenwärtigen mechanischen Hilfsmitteln der Datenverarbeitung waren Brute-Force-Methoden für Rechen- und Informationsprobleme meist unzugänglich. Was zählte, war Eleganz. Das ist eine Dimension, die für Informatiker interessant sein könnte.
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Stand vom 30.10.2020
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Eine zweite Dimension betrifft die Sprache bzw. das Konzept der Daten selbst. Vor der Neuzeit sprach man, als man darüber redete, was wir heute Daten nennen, je nach Kontext von Zahlen, Aufzählungen, Aufzeichnungen, Beobachtungen, Fakten. Der Begriff Daten wurde nicht verwendet.
Im Gegensatz zu der sehr langen Geschichte des Umgangs mit Daten ist die Geschichte des Konzepts der Daten nur etwa drei- bis vierhundert Jahre lang. Ich glaube, dass Informatiker die Bedeutung bzw. Macht der Daten intuitiv erfassen. Dieser nominalistische Ansatz hilft uns, klarer zu sehen, dass Daten nicht eine Art von Objekt benennen, sondern eine Perspektive.