IBM-Studie und -Accelerator-Programm zu Blockchain CxOs sehen Blockchain als Chance für neue Geschäftsmodelle

Von Ulrike Ostler

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Blockchain beschäftigt: In einer weltweite Studie des IBM Institute for Business Value gab ein Drittel der fast 3.000 befragten Top-Manager an, Blockchain in ihrem Unternehmen bereits zu nutzen oder dies in Betracht zu ziehen. Acht von zehn CxOs, die in Blockchain investieren, möchten finanztechnischen Veränderungen in ihrer Branche begegnen oder neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Die ersten Anwender von Blockchain-Technologien sehen darin hauptsächlich Vorteile.
Die ersten Anwender von Blockchain-Technologien sehen darin hauptsächlich Vorteile.
(Bild: IBM Institute for Business Value)

Früher war das größte Geschäftsrisiko meist ein Wettbewerber mit neuen und disruptiven Produkten oder Dienstleistungen. Heute sind es dagegen oft Konkurrenten aus einer unerwarteten Ecke, die eine Branche mit komplett neuen Geschäftsmodellen aufmischen.

So sehen einige der befragten CxOs die Blockchain-Technologie als Chance: Die neuen Transaktionsmöglichkeiten erlaubten mehr Vertrauen, Transparenz und Nachvollziehbarkeit innerhalb von Partner-Netzwerken und eröffnen Wettbewerbsvorteile und die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen ist einer der größten strategischen Vorteile von Blockchain.

Blockchain bei Maersk

Hätten Sie es gewusst? 90 Prozent aller Güter im globalen Handel werden verschifft. Blockchain scheint wie geschaffen für die Logistik. Nun haben IBM und Maersk, das größte Schiffslogistikunternehmen der Welt, zusammen herausgefunden, inwieweit sich ein Teil der grenzüberschreitenden Supply Chain mit Hilfe von Blockchain-Technologie erleichtern lässt. Eingebunden in die Lieferkette sind etwa die Versandunternehmen, Spediteure, Reedereien, Häfen und Zollbehörden.

In einer Maersk-eigenen Untersuchung aus dem Jahr 2014 zeigte sich, dass in eine vergleichsweise simple gestaltete Lieferkette, in der gefrorene Lebensmittel von Ost-Afrika nach Europa versendet wurden, 30 Organisationen und Menschen eingebunden waren, was mehr als 200 unterschiedliche Interaktionen und Aktionen im Kommunikationsaustausch endete.

Die aufgesetzte Blockchain-Lösung, die noch in diesem Jahr in Betrieb geht, basiert auf der Open-Source-Technik „Hyperledger Fabric“ der Linux Fondation. Sie läuft in der IBM und wird durch das IBM High-Security Business Network gesichert, das IBM via “Bluemix“ zur Verfügung stellt.

Große Ziele

Die Blockchain-Anwendung soll den Alptraum aus Papieren und Bestimmungen auflösen helfen, fallen doch bei den Millionen an den weltweit verschifften Containern zehnmillionenfach Unterlagen und Kopien und Durchschläge an. Dieser Papierspur zu folgen, die Verwaltung zu managen und durchgängig digital zu gestalten, könnte die Transparenz erhöhen und die vertraulichen Informationen, die zwischen den Handelspartnern ausgetauscht werden, zugleich sichern.

Außerdem könnten Betrug in größerem Maße verhindert und Fehler reduziert werden. Die Zeiten für Zwischenlagerung und Transport ließen sich eindampfen, das Management von Lagerbeständen verbessern. Letztlich, sollte das System Erfolg haben und akzeptiert werden, ließen sich in der Branche auch noch Milliarden an Dollar sowie Müll sparen. Tatsächlich wird der Administrations- und Dokumentationsaufwand auf ein Fünftel der Kosten für den physischen Transport geschätzt.

Die Beteiligten

Einer der evaluierten Lieferungen betraf die Warenlieferung von Schneider Electric mithilfe eines Maersk-Conainer-Schiffs aus dem Hafen von Rotterdam zum Hafen von Newark. Eingebunden waren die niederländischen Zollbehörden im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts.

Außerdem waren das U.S. Department of Homeland Security Science und Technology Directorate sowie der US-Zoll und die US-Grenzer Teil des Pilotprojekts. Damco, Lieferant der Supply-Chain-Software, unterstütze das Projekt ebenfalls mit seinem Management. Dann kamen Blumen aus Kenya, Mandarinen aus Kalifornien, Ananas aus Kolumbien hinzu, die mithilfe des Blockchain-Experiments in den Hafen von Rotterdam einliefen.

Ibrahim Gokcen, Chief Digital Officer bei Maersk, fügt den Optimierungsaspeekten noch zwei weitere, neue hinzu. „Wir erwarten, dass nicht nur Verbraucher von den reduzierten Lieferkosten profitieren, sondern dass auch mehr Länder sich am globalen Handel beteiligen können – insbesondere aus den Schwellen- und Entwicklungsländern.“

Wie funktioniert's?

  • Blockchain basiert auf einem unveränderbaren, weitgehend sicheren und transparentem geteilten Netzwerk, in dem jeder Teilnehmer genau das sieht und verfolgen kann, wozu er berechtigt ist.
  • Jeder Teilnehmer aber kann den Fortschritt im Prozess verfolgen, sieht also, wo sich gerade ein Maersk-Container mitsamt der Waren befindet. Außerdem ist einsehbar, welchen Status die zugehörigen Dokumente haben, etwa: Sind die Landungsgebühren bezahlt und der Zoll passiert?
  • Fortschritte im Lieferprozess werden unmittelbar, nahezu in Echtzeit aktualisiert.
  • Allerdings kann keine der involvierten Parteien die Originalinformationen ändern, nicht einmal mit Erlaubnis einer der teilnehmenden Behörden.

Die Studie

Die weltweite Blockchain-Studie des IBM Institute for Business Value ist die bisher umfangreichste Untersuchung zur Sicht von C-Suite-Executives auf Blockchain. Dabei werden Organisationen, die bereits mit Blockchain experimentieren oder Pilot-Projekte implementiert haben – so genannte Explorer –, mit solchen verglichen, für die Blockchain noch kein Thema ist. Die Untersuchung ist Teil einer Reihe von Studien im Top-Management und basiert auf Interviews mit Führungskräften unterschiedlicher Branchen.

Brigid McDermott, IBM Vice President for Blockchain Business Development, erläutert: „Mit Blockchain wird es möglich, dass alle Beteiligten zur selben Zeit den gleichen Vorgang im Blick haben. Aus dieser neuen Art der vertrauenswürdigen Transaktion entstehen neue Geschäftsmodelle, Prozesse und Plattformen, bei denen alle Teilnehmer eines Ökosystems verbunden werden können, um neue Geschäftswerte zu schaffen”, sagt sie und macht Entscheidungen dingend: „Konsortien, Regulatoren und Vorreiter helfen, weltweite und branchenübergreifende Standards zu schaffen. Wer diese neuen Plattformen mitgestalten will, muss schnell handeln.“

Blockchain gilt als disruptiv; hier wird deutlich warum.
Blockchain gilt als disruptiv; hier wird deutlich warum.
(Bild: IBM Institute for Business Value)

Die Ergebnisse der Studie zeigen:

  • 33 Prozent der fast 3.000 befragten CxOs nutzen bereits Blockchain oder ziehen dies in Betracht
  • 100 Prozent der Explorer erwarten, dass Blockchain ihre Unternehmensstrategie unterstützen kann; 63 Prozent möchten damit die Transparenz bei Transaktionen erhöhen
  • 78 Prozent der Explorer investieren in Blockchain-Technologie, um auf finanztechnische Veränderungen zu reagieren oder um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Alle befragten Explorer glauben, dass sie mit Blockchain eine neue Geschäftsstrategie umsetzen können. Da Blockchain das Vertrauen und die Transparenz über ganze Wertschöpfungsketten hinweg erhöht, werden Organisationen und Individuen in Zukunft auf neue Weise zusammenarbeiten aber auch konkurrieren, zum Beispiel im Gesundheitswesen-

Die IBV Studie „Healthcare rallies for blockchains: Keeping patients at the center“ zeigt, dass der Einsatz von Blockchain 2017 hier an Fahrt gewinnt. Wenn alle Vitalzeichen oder Gesundheitsdaten aus Wearables auf der Blockchain gespeichert werden könnten, ließe sich die Qualität und Koordination von Pflege wahrscheinlich verbessern und Kosten senken. Der einzelne Patient könnte weiter in den Mittelpunkt gerückt und mit personalisierten Dienstleistungen versorgt werden.

  • Allerdings geben 60 Prozent der befragten Explorer CIOs an, dass sie noch nicht gut genug vorbereitet sind, um Blockchain-Plattformen aufzubauen, die Kunden und Partner in einem Ökosystem miteinander verbinden.
  • Acht von zehn der befragten Explorer geben zwar zu, dass sie eine Zusammenarbeit mit Wettbewerbern – selbst ausgewählter – nicht gewohnt sind.
  • Allerdings sagen gleichzeitig 66 Prozent, dass sie derzeit plattform-basierte Geschäftsmodelle ausprobieren oder implementieren.
  • 71 Prozent von denen, die aktiv Blockchain nutzen, sagen, dass Industrie-Konsortien wichtig sind um Blockchain weiter voranzutreiben Indem Personen, Ressourcen und Organisationen in einem interaktiven Ökosystem verbunden werden, können Unternehmen neue Wertschöpfung schaffen.

IBM arbeitet zum Beispiel gemeinsam mit dem Betrugsbekämpfungs-Spezialisten Everledger an einem neuen Blockchain-Service mit Ökosystem-Ansatz. Die Partner in der Blockchain von Everledger sind Versicherer, Finanzinstitutionen und Diamanten-Zertifikataussteller. (siehe: mehr zum Blockchain-Ökosystem bei IBM)

Durch die Application Programming Interfaces (APIs) von Everledger hat jeder Partner Zugriff auf Daten, mit der sich Diamanten über all ihre Bearbeitungsstadien hinweg und über die komplette Supply Chain verfolgen lassen. Dieses Geschäftsmodell reduziert für alle Beteiligten das Risiko im Diamantengeschäft und schafft zusätzlich neue Einnahme- und Finanzierungmöglichkeiten.

Neues Accelerator Programm für Blockchain-Netzwerke

IBM kündigt heute außerdem das neue Programm „IBM Blockchain Founder Accelerator“ an. Dieses unterstützt Unternehmen dabei, Blockchain-Netzwerke schneller in Betrieb zu nehmen.

Der Accelator ist das erste Programm, dass Expertise und Support zu technischen, rechtlichen und geschäftlichen Fragen rund um neue Blockchain-Netzwerke umfasst. Als Erweiterung des Blockchain Ecosystem addressiert das Programm Herausforderungen, mit denen sich viele Early Adopters während der Entwicklung führender Blockchain-Netzwerke konfrontiert sahen. Ziel ist es, diese Erfahrungen und das gesammelte Wissen in Form von Mentoring und Beratung mit Gründern von neuen Netzwerken zu teilen. Zudem erhalten Teilnehmer des Programms frühen Zugang zu einer Reihe von neuen Blockchain-Software-Assets über die IBM Cloud.

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