Die Programmiersprache für Transaktionssysteme ist modern, sagt Micro Focus Compiler-Hersteller räumt mit Vorurteilen über Cobol auf
„Geschwätzigkeit“ und „Spaghetti-Code“ gehören zum Image der angestaubten Großrechner-Programmiersprache Cobol. Das sei alles falsch, behauptet jedoch Micro Focus, Hersteller von Cobol-Compilern. Immerhin seien Sprache und Programmier-Tools konsequent modernisiert worden. Gegen sieben Vorurteile tritt er an.
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Entstanden 1960 ist Cobol zunächst einmal noch immer eine der wichtigsten Programmiersprachen. Insbesondere transaktionsintensive Anwendungen mit einer hohen Anzahl von Nutzern, wie sie in großen Unternehmen, etwa in Banken, Versicherungen, in Industrie und Handel oder bei Buchungssystemen in der Touristik, zum Einsatz kommen, sind in dem stark an der natürlichen Sprache angelehnten Code programmiert.
Der weltweite Bestand an Cobol-Applikationen wird auf einen Umfang von über 220 Milliarden Code-Zeilen geschätzt. Für Unternehmen stellt die Programmiersprache daher auch in Zukunft eine unverzichtbare Basis für die zentralen Geschäftsanwendungen dar.
Dennoch ist immer wieder zu hören, dass die Programmiersprache nicht mehr zeitgemäß sei – eine Auffassung, die allerdings nicht durch die Wirklichkeit des modernen Cobol gestützt wird, sondern auf Vorurteilen beruht, so Micro Focus. Der Anbieter von Tools für Modernisierung, Testing und Management von Enterprise-Applikationen tritt an, sieben gängigsten Vorurteile über Cobol zu widerlegen:
Vorurteil 1: Cobol ist eine Großrechnersprache und der Großrechner stirbt aus.
Cobol lässt sich heute auf allen aktuellen Business-Plattformen betreiben, also auch unter Windows, Unix und Linux. Und die Programmiersprache ist durch ihre hohe Standardisierung weitgehend plattformunabhängig, so dass ein und dasselbe Programm mit geringfügigen Änderungen auf Großrechnern und beispielsweise unter Linux laufen kann.
Vorurteil 2: Cobol braucht heute niemand mehr.
Allein auf Grund der immensen Zahl an existierenden Cobol-Programmen, die in Unternehmen im Einsatz sind und die weiterhin gepflegt und erweitert werden, ist ein Ende nicht abzusehen.
Vorurteil 3: Entwicklungsumgebungen für Cobol sind nicht mehr zeitgemäß.
Die Entwicklungsumgebungen, mit denen heute Cobol-Anwendungen erstellt werden, unterscheiden sich nicht von denen für andere Programmiersprachen. Die Entwicklung erfolgt heute in der Regel auch nicht am Großrechner, sondern auf verteilten Systemen mit modernen IDEs wie „Visual Studio“ oder „Eclipse“. Hier stehen alle modernen Entwicklungsmethoden und -techniken zur Verfügung, beispielsweise „Intellisense“.
Vorurteil 4: Cobol lässt sich nicht in aktuelle Technologien integrieren.
Moderne Compiler, wie „Visual Cobol“ von Micro Focus, können wahlweise nativen Code für Windows, Unix und Linux generieren, zum Beispiel für die Verbindung zu C, oder alternativ Managed-Code-Formate erzeugen. Dazu zählen zum Beispiel die Common Intermediate Language (CIL) für .NET unter Windows oder Java Byte Code für die JEE-Welt. Somit lassen sich Cobol-Programme nahtlos in aktuelle Technologien integrieren und unterscheiden sich zur Laufzeit fast nicht mehr von einem Java- oder C#-Programm.
Vorurteil 5: Cobol kann als prozedurale Programmiersprache die Vorteile der Objektorientierung nicht nutzen.
Auch Cobol besitzt schon lange eine objektorientierte Ausrichtung; diese wurde mit dem aktuellen Standard 2002 verabschiedet und erlaubt eine objektorientierte Software-Entwicklung. Vielfach wird die Objektorientierung genutzt, um auf einfache Art und Weise die Anbindung an andere Sprachen wie beispielsweise Java oder C# zu realisieren. Damit beweist die Sprache eine hohe Integrationsfähigkeit.
Vorurteil 6: Es ist schwierig Cobol-Entwickler zu bekommen.
Wer bereits eine andere Programmiersprache beherrscht, kann sich schnell in Cobol einarbeiten. Die Syntax ist einfach und gut strukturiert. Neue Cobol-Entwickler können daher in relativ kurzer Zeit produktiv arbeiten. Standardisierte IDEs wie Visual Studio und Eclipse tragen ebenfalls dazu bei, dass sich junge Menschen auch in dieser Welt schnell heimisch fühlen.
Vorurteil 7: In der Praxis ist es einfacher und kostengünstiger Anwendungssoftware in Java oder C neu zu schreiben, als bestehende Cobol-Programme zu pflegen.
Das Gegenteil ist der Fall: Durch die gute Integrationsfähigkeit von Cobol ist es problemlos möglich, vorhandene Business-Logik zu kapseln, sie auf andere Systeme zu verlagern und sie dort im Verbund mit Java- oder C#-Programmen – beispielsweise für die Anbindung von Web- oder von mobilen Applikationen – zu betreiben. Durch die Erhaltung der bewährten Business-Logik werden Investitionen geschützt und die Kosten und Risiken aufwändiger Neuentwicklungen vermieden.
Cobol erlaubt Flexibilität
Martin Reusch, Director Solutions Consulting Central Europe bei Micro Focus in Ismaning, setzt den Schlusspunkt: „Vielfach ist heute noch ein Bild von Cobol verbreitet, das aus der Großrechner-Ära stammt, also zwanzig oder dreißig Jahre alt ist. Tatsächlich aber hat sich Cobol enorm weiterentwickelt und deckt heute alles ab, was man in einem modernen Entwicklungsprozess braucht.“
Für Software-Entwickler bedeute das, dass sich die Arbeitsweisen und Werkzeuge bei den verschiedenen Programmiersprachen heute nur noch wenig unterscheiden. Dies verleihe eine hohe Flexibilität – Entwickler können ohne Produktivitätseinbußen die Sprachen einsetzen, die für die jeweiligen Aufgabenstellungen optimal sind. „Auf diese Weise lassen sich Lösungen erstellen, bei denen der Geschäftsnutzen im Mittelpunkt steht und nicht Glaubenskriege um vermeintlich überholte Technologien“, sagt Reusch.
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