Plattform-Engineering auf Open-Source-Basis Ist Cloud Foundry noch auf Kurs?

Von Dr. Dietmar Müller Lesedauer: 4 min

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Rund 100 Anwender fanden sich Ende Juni in Heidelberg zum Cloud Foundry Day ein, um neuste Entwicklungen zu diskutieren und Weichen zu stellen. Program Manager Chris Clark und Ram Iyengar, Chief Evangelist, berichteten anschließend per Videoschalte über die Ergebnisse und gaben ein Update zur Roadmap.

Chris Clark und Ram Iyengar berichteten über den Cloud Foundry Day in Heidelberg.
Chris Clark und Ram Iyengar berichteten über den Cloud Foundry Day in Heidelberg.
(Bild: Müller / Cloud Foundry)

„Platform-as-a-Service (PaaS) bezeichnet eine Cloud-Umgebung, die eine Plattform für die Entwicklung von Anwendungen im Internet bereitstellt.“ Der Markt dafür soll laut Analystenprognosen dieses Jahr auf über 60 Milliarden US-Dollar anwachsen. Da ist es kein Wunder, dass sich darin illustre Akteure wie Amazon, Google, IBM, Salesforce, Microsoft, Red Hat oder auch SAP tummeln. Auch Cloud Foundry (CF), das vor über zwölf Jahren von einem Team bei VMware konzipiert wurde und jetzt im Besitz von Pivotal ist, einem Joint-Venture von EMC, VMware und General Electric, will mitmischen. Es war angetreten, das Management von Containern wie die von Kubernetes einfacher zu machen, als mehr-oder-weniger Alleinstellungsmerkmal verweist man auf die Quelloffenheit des Projektes.

In den vergangenen Monaten war es ein wenig still darum geworden. Auch wenn man prominente Anwender wie JPMorgan Chase, die Ford Motor Company oder die Citigroup als Anwender vorweisen kann, liegt der Marktanteil unter einem Prozent, trotz knapp 1.000 Kunden weltweit. Das wollen der Program Manager Chris Clark und Ram Iyengar, Chief Evangelist, ändern. Per Konferenzschaltung gaben sie wenige Tage nach dem Cloud Foundry Day in Heidelberg ein Update zu den neusten Entwicklungen rund um die Plattform.

Program Manager Chris Clark in der Konferenzschaltung.
Program Manager Chris Clark in der Konferenzschaltung.
(Bild: Müller)

Zunächst lobte Clark die rund 100 Teilnehmer und die produktive Atmosphäre des Anwendertreffens in Deutschland. Der Veranstaltungsort sei wegen seiner Nähe zum „SAP Cloud Foundry on Kubernetes“-Team in Walldorf gewählt worden. Der vorhergehende Cloud Foundry Day zusammen mit der KubeCon + CloudNativeCon NA in Detroit sei dagegen eher verhalten besucht gewesen, was, so mutmaßte Clark, vielleicht an der eingeschränkten Attraktivität der US-amerikanischen Autometropole gelegen haben könnte. Im Gegensatz zu Heidelberg.

Im Wesentlichen ging es Clark und Iyengar aber um die Kommunikation jüngster Entwicklungen innerhalb der Cloud Foundry Foundation, die die Software von Cloud Foundry verwaltet, allen voran das erst im April vorgestellten Korifi.

Korifi stülpt Cloud Foundry über Kubernetes

Unabhängig von der Infrastruktur, von DevOps-Tools und anderen technologischen Ansätzen will Cloud Foundry bekanntlich ein einfaches Entwicklererlebnis bieten. Programmierer sollen nicht mit Nebensächlichkeiten belästigt werden und sich auf ihre Clouds konzentrieren können, heißt es. Jüngster Beitrag dazu ist besagtes Korifi, ein Projekt, das „die Cloud Foundry-Erfahrung auf die Kubernetes-Infrastruktur überführt“.

Ram Iyengar, Chief Evangelist, per Konferenzschaltung
Ram Iyengar, Chief Evangelist, per Konferenzschaltung
(Bild: Müller)

Chief Evangelist Iyengar erläuterte das: „Es kann Unternehmen Kopfzerbrechen bereiten, die Kubernetes-Infrastruktur zur Bereitstellung ihrer Plattform und damit ihrer Anwendungen einzusetzen. Entwickler und Ingenieure haben damit zu kämpfen, ihre Plattformen auf Kubernetes aufzubauen. Denn ganz ehrlich, Kubernetes kann schwierig sein – Cloud Foundry hilft dabei, Container, Kubernetes und die Cloud einfacher nutzbar zu machen und Funktionen wie z.B. Self Service einzuführen. Ziel von Korifi ist es, den Bereitstellungsprozess für Entwickler zu vereinfachen, indem es zusätzlich zur Kubernetes-Infrastruktur eine schlankere und benutzerfreundlichere Schnittstelle bereitstellt.“ Er hat eine Vision und gibt als Ziel aus, Korifi zur führenden Container-Platform auszubauen; ein Industriestandard möchte man werden.

„Für Systemintegratoren und Dienstanbieter ist Korifi eine schöne Möglichkeit, ihren Cloud Foundry-Kunden eine Cloud-native Transformation zu ermöglichen“, assistierte Clark. „Korifi kümmert sich um das Infrastrukturmanagement, sodass sich Entwickler auf das Schreiben von Code fokussieren können.“

Iyengar forderte Unternehmen in diesem Zusammenhang auf, umgehend auf den fahrenden Zug des Platform-Engineerings aufzuspringen – laut dem Hypecircle von Gartner befindet sich das Thema auf dem rasant aufsteigenden Ast. „Generell ist dies ein guter Zeitpunkt für den Beginn der Kubernetes-Nutzung“, so Iyengar. „Hier bietet sich Cloud Foundry an, weil es stetig wächst und von immer mehr Anwendern genutzt wird. Das lässt sich unschwer an der steil steigenden Rate von Beiträgen durch Community-Mitglieder ablesen.“ Die neuste Korifi-Version 0.7.0 offeriere eine verbesserte Protokollierung, Beschriftungen und Anmerkungen jetzt für alle Ressourcen sowie automatische Bereinigung ungenutzter Bestandteile.

Cloud Foundry wird „immer mehr Open Source"

Iyengar wurde nicht müde, die quelloffene Natur der Cloud Foundry zu betonen. Korifis Open-Source-Codebasis und der Community-orientierte Ansatz stellten sicher, dass Anwender vollständige Transparenz und Agilität erhalten. Das gelte genauso für Cloud Foundry selbst als auch für die Verbindung zur zugrundeliegenden Infrastruktur über das Cloud Foundry-eigene BOSH-Bereitstellungssystem.

Das Open-Source-Tool BOSH stellt die Kerntechnologie der Cloud Foundry-Community und macht das Plattform-Engineering erst möglich. Es automatisiert die Plattformbereitstellung, bietet plattformweites Patching möglichst ohne Ausfallzeit, repariert automatisch ausgefallene Plattformkomponenten und ermöglicht die On-Demand-Erstellung von Services aus dem Cloud Foundry-Marktplatz.

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„CF ist nun sehr viel mehr Open Source – das war es natürlich schon immer, aber nun stellen wir fest, dass mehr und mehr Anwender unsere Software nach ihren Bedürfnissen adaptieren und modifizieren“, so Iyengar. Auch das ließe sich leicht an der wachsenden Anzahl von Beiträgen durch Community-Mitgliedern ablesen.

Clark und Iyengar präsentierten Zahlen zur Zunahme der Beiträge von Community-Mitgliedern.
Clark und Iyengar präsentierten Zahlen zur Zunahme der Beiträge von Community-Mitgliedern.
(Bild: Müller)

Dabei geholfen habe auch das 2021 neu eingeführte Governance-Modell, das die Teilnahme neuer Mitwirkender erleichtert. Seitdem stellt die Cloud Foundry Foundation zudem offene Roadmaps für verschiedene Arbeitsgruppen zur Verfügung. „Die Transparenz durch offene Roadmaps für unsere Open-Source-Projekte hilft den Entwicklungsteams bei der Planung“, zeigte sich Iyengar überzeugt. „Insgesamt steigt die Produktivität und Effizienz der Community.“

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