Künstliche Intelligenz ChatGPT – welche Stärken und Schwächen hat das Sprachmodell?

Von Maria Beyer-Fistrich |

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Der Hype um den kostenlosen ChatGPT Chatbot war in den vergangenen Wochen riesig. Der vom US-Unternehmen OpenAI entwickelte Chatbot beeindruckte durch seine vermeintliche Fähigkeit, nicht nur Texte zu produzieren, die von denen eines Menschen geschriebenen in vielen Fällen nicht mehr zu unterscheiden sind, sondern auch noch fehlerfreien Programmcode abzuliefern. Was kann ChatGPT aktuell sowie perspektivisch und welche Risiken birgt das Tool?

Was ist ChatGPT und welche Risiken brigt das Tool?
Was ist ChatGPT und welche Risiken brigt das Tool?
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Textbasierte Dialogsysteme sind keine neue Erfindung. Jeder, der schon mal verzweifelt mit dem Kundenservice von größeren Unternehmen Kontakt hatte, kennt das Gefühl, mit einer Maschine zu reden, die nicht wirklich versteht, was man möchte. Firmen setzen Chatbots und Maschinelles Lernen bereits in großen Stil ein.

Warum also der Hype um Chat GPT?

Der Trubel rund um ChatGPT ist deshalb so groß, weil das von OpenAI entwickelte Tool auf den ersten Blick beeindruckende Ergebnisse ausspuckt, die sich im Falle von Programmcode so gut wie gar nicht, und im Fall von Texten nicht mehr so leicht von der Arbeit eines Menschen unterscheiden lassen. 

Die Version von ChatGPT, die aktuell kostenlos zum Testen im Internet zur Verfügung steht, basiert noch auf der älteren Version GPT-3, die Firma hinter dem Tool, Open AI, intern aber bereits die nächste Evolutionsstufe an den Start bringt. ChatGPT4 soll noch in diesem Jahr erscheinen und die aktuelle Version bei Weitem übertreffen. Experten ziehen Parallelen zum Mooreschen Gesetz (Moore’s Law) und wagen die vorsichtige Prognose, dass sich die Komplexität und Kapazität der Künstlichen Intelligenz regelmäßig verdoppeln wird.

Hinweis: Antworten, die ChatGPT generiert hat, sind imText kursiv.

Welche Stärken hat ChatGPT?
Welche Stärken hat ChatGPT?
(Bild: ChatGPT)

Natürlich ist aktuell noch viel Blödsinn unter den Antworten, die ChatGPT gibt. Aber es ist schon sehr viel Nützliches dabei. ChatGPT hat seine Stärken vor allem in der Strukturierung von Aufgaben oder Themenclustern oder im Debugging von Code. Aber fragen wir den Chatbot doch einfach selbst.

Frage an Chat GPT: Worin liegen deine Stärken

ChatGPT ist ein großes Sprachmodell, das von OpenAI trainiert wurde. Seine Stärken sind:

1. Natürliche Sprachverarbeitung: ChatGPT ist in der Lage, menschenähnliche Texte zu generieren, indem es menschlichen Sprachmustern und Kontexten folgt.

2. Kontextbewusstsein: ChatGPT kann den Kontext einer Frage oder Anfrage verstehen und auf dieser Grundlage angemessen antworten.

3. Mehrfache Anwendungen: ChatGPT kann für verschiedene Anwendungen eingesetzt werden, einschließlich Textgenerierung, Chatbots, Frage-Antwort-Systeme und Übersetzungen.

4. Skalierbarkeit: ChatGPT ist ein sehr leistungsstarkes Modell, das eine hohe Skalierbarkeit aufweist, was es ideal für große Datenmengen und komplexe Anwendungen macht.

5. Continuous Learning: ChatGPT kann sich ständig weiterentwickeln und verbessern, indem es auf neue Daten und Feedback trainiert wird.

Langfristig wird das Training mit den richtigen Daten für die Qualität der jeweiligen Anwendung entscheidend sein.  

Was kann KI und was bedeutet das?

Perspektivisch gehen die Fähigkeiten von Künstlicher Intelligenz weit über den Funktionsumfang von Chat GPT-3 hinaus. Angefangen bei der Produktion von Medien, die laut Schätzungen von Microsoft bis 2030 (oder auch schon deutlich eher) bis zu 90 Prozent synthetischer Natur sein könnten, bis hin zu KI-Anwälten und Ärzten.

RTL experimentiert bereits mit synthetisierten Stimmen bekannter und beliebter Nachrichtensprecher. Auch die „audiotechnische Wiederbelebung“ bereits verstorbener Prominenter ist durch KI möglich. Ein Beispiel für eine solche Wiederbelebung ist ein vollständig von der KI generierter Podcast mit Joe Rogan und dem 2011 verstorbenen Steve Jobs. Zum Training der KI wurden Interviews und Keynotes von Jobs herangezogen.

In diesem Beispiel kann man leicht hören, dass es sich um ein synthetische hergestelltes Medienprodukt handelt, dennoch wird deutlich, wozu eine Künstliche Intelligenz zukünftig fähig sein wird. Komplette Filme mit verstorbenen Schauspielern sind denkbar. Ob die Menschheit solche Produkte möchte, ist hingegen eine andere Frage. KI kann des Weiteren Prozesse automatisieren. Darunter Dateneingabe- und Verarbeitung, Kundenservice- und Interaktionen, Finanzbuchhaltung, Überwachung von Produktionsabläufen und Netzwerken, Bild- und Spracherkennung, Erkennung von Mustern in großen Datenmengen, Lieferkettenmanagement und Logistik, Diagnose von Krankheiten und Verkehrssteuerung.

Ein konkretes Beispiel für die Erkennung von Mustern ist etwa, die Analyse von Einkaufsverhalten. Große Datenmengen mit Informationen zum Kundenverhalten können nach Patterns untersucht werden. Diese Analyse hilft dann dabei, personalisierte Angebote für spezifische Kundengruppen zu bestimmten Zeiten zu erstellen.

Schwächen von KI, ChatGPT und ungeklärte Fragen

Welche Schwächen hat ChatGPT?
Welche Schwächen hat ChatGPT?
(Bild: ChatGPT)

Ungeklärt sind nach wie vor Themen wie verlässliche Quellenangaben, Datenschutz und Datensicherheit. Wer übernimmt etwa in Zukunft die Verantwortung für fälschlich von der KI generierte Informationen? Wie lässt sich das Thema Ethik beim Einsatz von KI in Medizin mit einbeziehen? Wer besitzt die Rechte an durch KI generierten Inhalten wie Musik, Songtexten oder Bildern? Einige rechtliche Fragen haben unsere Kollegen von Marconomy in einem Beitrag gestreift.   

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Frage an ChatGPT: Was sind die Schwächen von Chat GPT?

ChatGPT, wie alle maschinellen Lernmodelle, hat einige Schwächen:

1. Kein Verständnis der Kontextualität: ChatGPT basiert auf statistischen Mustern und hat kein tieferes Verständnis der Bedeutung von Wörtern und Sätzen in einem Kontext.

2. Fehlerhafte Antworten: ChatGPT kann aufgrund seiner Schulung auf großen Datenmengen fehlerhafte oder unangemessene Antworten liefern.

3. Unzureichendes Verständnis von Emotionen und Absichten: ChatGPT hat Schwierigkeiten bei der Interpretation von Emotionen und Absichten in menschlicher Sprache.

4. Kein kreatives Denken: ChatGPT ist nicht in der Lage, neue und kreative Lösungen für Probleme zu generieren, sondern kann nur auf bestehende Daten und Muster zurückgreifen.

Diese Schwächen können dazu führen, dass ChatGPT unangemessene oder sogar gefährliche Antworten liefert. Es ist wichtig, dass ChatGPT als Werkzeug und nicht als Ersatz für menschliches Urteilsvermögen verwendet wird.

KI und Tools wie ChatGPT sind wirklich mächtige Werkzeuge. Wie wir als Gesellschaft damit umgehen, wird entscheidend für unsere zukünftige Kultur und unser Zusammenleben sein. Deswegen ist es wichtig, schon bald eine Debatte darüber zu starten, wie verantwortungsvoll mit Künstlicher Intelligenz, besonders in den Medien, umgangen werden kann.

Was Microsoft mit Chat GPT vorhat und was Google macht

Microsoft hat im Januar 2023 angekündigt, weitere Milliarden US-Dollar in Open AI zu investieren. Eine Integration von ChatGPT in Microsoft-Produkte wie alle Office-Anwendungen oder die Suchmaschine Bing ist sicher. Außerdem wird Microsoft ChatGPT für Kunden des eigenen Cloud-Services Azure zur Verfügung stellen. Im Detail beschreibt Microsoft die Vorhaben wie folgt:

  • Supercomputing in großem Maßstab, um die unabhängige KI-Forschung von OpenAI zu beschleunigen. Zudem will Microsoft die KI-Infrastruktur von Azure weiter ausbauen, um Kunden bei der Entwicklung und Bereitstellung von KI-Anwendungen in globalem Maßstab zu unterstützen.
  • Microsoft wird die Modelle von OpenAI in seinen Verbraucher- und Unternehmensprodukten einsetzen und neue Kategorien von digitalen Erlebnissen einführen, die auf der Technologie von OpenAI basieren. Dazu gehört auch der Azure OpenAI Service von Microsoft, der es Entwicklern ermöglicht, KI-Anwendungen durch direkten Zugriff auf OpenAI-Modelle zu entwickeln, die durch die bewährten, unternehmensgerechten Funktionen und die KI-optimierte Infrastruktur und Tools von Azure unterstützt werden.
  • Als exklusiver Cloud-Anbieter von OpenAI wird Azure alle OpenAI-Workloads in den Bereichen Forschung, Produkte und API-Services betreiben.

Google arbeitet ebenfalls an einem schlauen Chatbot. Das von der Alphabet-Tochterfirma DeepMind entwickelte Sparrow soll dabei schon viele Probleme, die ChatGPT hat, umschiffen. Durch Reinforced Lerarning soll das System von Google etwa verstehen, wie man Quellen nachweist und wann solche Nachweise nicht vorhanden sind.

Wo kann man Chat GPT kostenlos testen?

Wer ChatGPT kostenlos im Browser testen möchte, muss einen Account bei Open AI erstellen. Der ist kostenlos. Allerdings ist der Service derzeit ständig überlastet. Geduld und ständiges Neuladen der Seite ist derzeit an der Tagesordnung, wenn man eine Antwort von ChatGPT haben möchte.

Aktuell ist ChatGPT auf einem Informationsstand von Oktober 2021 und hat keine Möglichkeit, selbstständig das Internet zu durchsuchen. Auch wenn die Entwickler von Open AI es nicht direkt sagen, ist davon auszugehen, dass dies derzeit eine bewusste Entscheidung ist. 

Welche Alternativen gibt es zu Chat GPT?

Es gibt bereits eine Vielzahl von Alternativen zu ChatGPT, die ebenfalls mit NLP (Natural Language Processing) arbeiten. Darunter die Plattform Dialogflow von Google oder Amazon Lex. Auch in Deutschland tut sich etwas im Bereich NLP, Künstliche Intelligenz, Neuronale Netze und Deep Learning. Informatiker Richard Socher entwickelt mit You.com eine eigene KI-gestützte Suchmaschine, die mit YouChat ebenfalls einen Chatbot bietet.

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal ELEKTRONIKPRAXIS.

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