Cryptokitties, Meta-Blockchains und Open-Source-Projekte Blockchain-Entwicklungen im Jahr 2018
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Das Thema Blockchain hat massiv an Fahrt gewonnen, nicht zuletzt wegen der irrwitzigen Kurschwankungen des Bitcoin. Die Emanzipation von der Kryptowährung ist in der IT-Branche einer der großen Wünsche für das Jahr 2018.

Der Bitcoin ist bislang die berühmte Spitze des Eisbergs: Es ist wohl das einzige Blockchain-Projekt, das mehr als eine Handvoll Menschen kennt, und dennoch nur ein winziger Teil der Blockchain-Infrastruktur. Und ein noch kleinerer Teil des Blockchain-Potenzials!
Im vergangenen Jahr sind neue Blockchains und drumherum viele Projekt emporgekommen: Kleinere Projekte wie die Open-Source-Software OpenChain, große Infrastrukturprojekte wie Ethereum und hier und da auch konkrete Implementierungen – und natürlich jede Menge neuer Kryptowährungen. Es gab erste juristische Beurteilungen von Blockchains, die Öffentlichkeit fing an, sich zu interessieren, große Bank- und Beratungshäuser sind auf den Zug aufgesprungen, Pläne wurden geschmiedet, Gelder akquiriert.
Noch sind Blockchains eine Spielwiese für Early Adopters – und 2017 war das Jahr der aufpoppenden Konsortien. Aber schon 2018 könnte der Bereich den Kinderschuhen entwachsen, zumindest werden wichtige Weichen gestellt. Was erwartet die Branche? Welche Projekte werden wichtig? Wo geht die Reise überhaupt hin? Was Sie 2018 im Auge behalten sollten, kurz und bündig in der Übersicht.
Der Hype wird abebben
Der Hype um die Blockchain wurde 2017 durch den Bitcoin-Kurs befeuert, außerdem durften viele Entwickler und Visionäre nach langer Durststrecke mal wieder echtes Neuland betreten – und wie zu Zeiten des hochkommenden Internets in den späten 90ern, poppten überall neue Ideen, Visionen, Produkte und Konzepte auf.
Langsam reifen aber diese Ideen und technischen Grundlagen und vielerorts fällt der Groschen: Blockchains sind immer noch „nur“ verteilte Datenbanken. Mit großartigen Möglichkeiten, aber bereits jetzt ist der gedankliche Höhenflug gebremst und viele suchen wieder nach dem Erdboden. Es wird eher um bodenständige Produkte gehen.
Caitlin Long hat auf der Coindesk eine schöne Beobachtung bezüglich der Kleidung auf der Consensus-Konferenz geteilt: 2015 dominierten Bitcoin-T-Shirts, 2016 kamen die Abgesandten der Anzugträgerfraktion und 2017 wieder die T-Shirts – dieses mal mit Ethereum-Logos. Und so wie die zweite Technikwelle mit Ethereum ein zukunftsfähiges Konzept gebracht hat, könnte in 2018 die zweite Business-Welle ähnliches für Geschäftskonzepte leisten.
Bitcoin wird leiser
Auch der Aufruhr um die erste große Blockchain-Implementierung wird deutlich leiser werden: Zum einen bekommt Bitcoin mehr und mehr Konkurrenz durch andere Kryptowährungen, nicht nur, aber insbesondere durch den Ether von Ethereum. Zum anderen hat die Bitcoin-Blockchain in den letzten Jahren aber viel von ihrem ursprünglichen Charme verloren, insbesondere die Idee, eine nur von der Nutzermasse kontrollierte Währung zu sein. Doch längst ist das Mining in den Händen einiger Weniger und damit ist es mit der propagierten „Basisdemokratie“ nicht mehr weit her.
Zudem wird der Bitcoin „normaler“, sprich man kann ihn ohne technische Expertise nutzen, traditionelle Finanzunternehmen agieren zunehmend als Schnittstelle, jeder Hinz und Kunz kennt ihn aus den Mainstream-Medien ... Kurz: Ohne das Mysterium drum herum, verliert der Bitcoin seinen Nimbus. Einen Absturz sollte man aber nicht erwarten!
Bitcoin setzt sich als Zahlungsmittel durch
Kryptowährungen dürften langfristig in mehreren Bereichen übliche Zahlungsmittel werden. Ganz klar hat sich das 2017 heraus kristallisiert, da so ziemlich alle großen Finanzdienstleister, von JPMorgan Chase, über die Credite Suisse, bis hin zu den großen Zentralbanken Ressourcen in Blockchain-Technologie investierten – und den optimierten Zahlungsverkehr gerne in den Vordergrund stellten.
Aber zwei Beispiele abseits des B2B-Verkehrs verdeutlichen das Potenzial. Zum einen wird vielerorts davon ausgegangen, dass Beiträge zu Open-Source-Projekten vollautomatisch über Blockchains, Kryptowährungen und Smart Contracts belohnt werden. Frei nach dem Motto: Code-Schnippsel oder Übersetzungen beitragen und kassieren, wenn sie denn Einzug in das Release finden. Zum anderen: Wussten Sie, dass man auf Lieferando.de mit Bitcoin beispielsweise den Pizzaboten bezahlen kann?
Blockchains setzen sich abseits der Finanzen durch
Bislang sind die meisten real existierenden, praktisch nutzbaren Blockchain-Anwendungen Dienste rund um Finanztransaktionen. Das wird sich in 2018 vermutlich noch nicht grundsätzlich ändern, jedoch dürften die Grundsteine für produktiven Betrieb gelegt werden; Forbes geht etwa von 2020 aus. Gut illustriert wird dies durch eine Zahl aus einer IDC-Studie aus dem Healthcare-Bereich: Rund 20 Prozent der Unternehmen entwickeln Blockchain-Konzepte beziehungsweise -Produkte. Ein Beispiel aus der Industrie wäre Foxconn: Zwar wurde auch hier ein Finanzprodukt aufgesetzt, da dieses jedoch den Zulieferunternehmen ermöglichen soll, einfacher an Arbeitskapital zu kommen, ist die Dynamik der Supply Chain wesentlich deutlicher betroffen.
Völlig neue Ideen werden entstehen
Haben wir nicht eben noch gesagt, die Zeit der Visionäre sei vorbei? Ja, aber ... Bislang waren Blockchains erst Spielplatz für Techies, dann auch für IT-Fachleute aus den Bereichen Finanzen und teils der Juristerei. Langsamt sackt aber auch in der Gesellschaft durch, was Blockchains sind, wie sie ganz grundsätzlich funktioneren und welche Möglichkeiten sich bieten. Und mit diesem Wissen werden sich auch Künstler, Studenten, Handwerker, kleine Händler, Kapitalgeber und so weiter in die Entwicklung einmischen.
Die ersten Computer dieser Welt waren auch nur etwas für „Freaks“ mit sehr speziellen Aufgaben. Als sie aber dank Fenstern und Mäusen ein jeder bedienen konnte, explodierte die Vielfalt an Anwendungen – bis dahin mag es im Blockchain-Universum noch etwas dauern, aber die ersten kreativen Ideen abseits von IT-Start-ups und globalen Finanzdienstleistern sollten doch das Licht der Welt erblicken.
Zuletzt hatten etwa die digitalen, verkrypteten Katzenbilder von CryptoKitties für enorme Aufmerksamkeit gesorgt. Kein Wunder, denn die mit Hashes verknüpften und daher jeweils einmaligen Kätzchen haben binnen kurzer Zeit für über 12 Millionen US-Dollar Umsatz gesorgt. Einige seltene Exemplaren sollen für über 100.000 US-Dollar über den Ladentisch namens Ethereum-Blockchain gegangen sein.
Kooperationen und Meta-Blockchains
Bitcoin, Hyperledger und Ethereum dürften derzeit die bekanntesten Blockchains sein – ein Dutzend weiterer relevanter Projekte ließe sich problemlos ausmachen. In der Regel konkurrieren neue Technologien um die Marktherrschaft. Setzen sich mehrere gleichermaßen durch, wird irgendwann konsolidiert oder über standardisierte Schnittstellen für Interoperabilität gesorgt.
In der Blockchain-Szene wird das Thema nahezu von Anfang an verfolgt, noch hat sich aber nicht die eine Meta-Blockchain oder die eine API oder auch nur das eine Konzept durchgesetzt. Aufgrund der allseits erwarteten Professionalisierung der Blockchain-Industrie, darf zumindest gehofft werden, dass die Wege geebnet werden – Tools, um Blockchain-übergreifend arbeiten zu können, sind langfristig unverzichtbar.
Ethereum wird der König
Gewinnen wird, wer die meisten Entwickler in sein Universum bekommt – und derzeit weht der Wind streng in Richtung Ethereum. Ein paar Zahlen: Der Ethereum-Provider Infura kommt auf über 2 Millarden Anfragen pro Tag, das Ethereum-Chrom-Plug-in MetaMask kommt auf weit über 500.000 Nutzer und die IDE Truffle wurde über 250.000 mal heruntergeladen. Noch kann Bitcoin mehr Commits bei Github verzeichnen, aber Ethereum wächst rasend schnell – und bietet als General-Purpose-Blockchain einfach viel mehr Möglichkeiten.
Proof of Stake wird erstarken
Zum 31.Dezember 2017 wurde bei Ethereum der Consensus-Algorithmus von „Proof of Work“ auf „Proof of Stake“ umgestellt. Proof of Work hat für Bitcoin bis heute meist recht ordentlich funktioniert – doch allein schon der enorme Stromverbrauch ist auf Dauer inaktzeptabel.
Laut Digiconomist verbraucht eine Transaktion mittlerweile 335 Kilowattstunden. Bei 10 Transaktionen pro Sekunde dauert es also keine zwei Minuten, bis die Bitcoin-Blockchain mehr Strom verbraucht hat als ein durchschnittliches Einfamilienhaus in Deutschland. Auf der anderen Seite starteten zuletzt etliche Projekte, die mithilfe der Blockchain die Revolution der Energieverteilung planen. Bei PwC gibt es einige Whitepaper zu dem Thema.
The #Bitcoin Energy Consumption Index is 38.6 TWh per Year/3.57 Mil US households (+1.02%) https://t.co/3rbPhSikdD
— Digiconomist (@DigiEconomist) 8. Januar 2018
336 KWh per unique transaction (powers 1 US household for 11+ days)#MakeBitcoinSustainablepic.twitter.com/B0igeMp7v1
Zudem lohnt sich spezielle Mining-Hardware, so dass sich die Teilnahme an diesem im Grunde zutiefst demokratischen Prozess für Otto Normalverbraucher leider kaum lohnt. Und genau daher werden andere Consensus-Modell größer werden.
Security und Threats
Wo gehobelt wird ... naja, das kennen Sie: Das Business wächst, Blockchain-Software verbreitet sich mehr und mehr, immer mehr Quereinsteiger kommen in der Entwicklung hinzu, die Treiber Ideologie und Technik werden vom Treiber Business verdrängt und schon wachsen die Sicherheitsprobleme. Und wer steht garantiert schon in den Startlöchern? Genau, Cyber-Kriminelle – sie werden in 2018 Wege finden, ihren Profit zu generieren. Immerhin: So dürfte auch die IT-Security-Branche noch einen weiteren Schub bekommen.
IoT muss sicher werden
Das Internet of Things zählt zu den größten Gefahren bezüglich IT-Security und Datensicherheit. Hier sind die Lücken noch zu groß, die Hersteller zu uneins und Herangehensweisen zu heterogen, als dass Blockchain bereits in 2018 einen großen Beitrag zu mehr IoT-Sicherheit leisten könnten – aber es ist das Jahr der Hoffnung: Wenn Security by Design und by Default nicht ganz früh in die Welt der Blockchain-gestützten IoT-Geräte einfließt, erwartet uns wieder mal ein Jahrzehnte andauerndes Sicherheitsproblem.
Standards und Regularien werden kommen
Blockchains waren bis 2017 ein eher stiefmütterlich behandeltes Thema bei Behörden. Einen etwas oberflächlichen Artikel gibt es vom BSI und auch die Bafin ist am Thema Blockchain dran, doch Enthusiasmus klingt – selbst in Behördenkreisen – anders:
„Grundsätzlich hat die Aufsicht die Blockchain-Technologie als einen Technologietreiber erkannt, der potenziell umfangreiche Änderungen in der Finanzdienstleistungsbranche auslösen könnte. Daher verfolgen Aufsichtsbehörden wie die BaFin ebenso wie der Gesetzgeber ihre Entwicklung sehr aufmerksam.“
Insofern: Für 2018 ist damit zu rechnen, dass es – endlich – mehr und mehr Beiträge von staatlicher Seite geben wird. Auch die Standardisierung ist angestoßen: Als TC 307 „Blockchain and Distributed Ledger Technologies“ wird bei der ISO daran gearbeitet.
Wenn dieser internationale Standard einmal aktiv und etabliert ist, wird man ein, zwei Jahre später vermutlich von einem stabilen Blockchain-Ökosystem sprechen können – vielleicht so um das Jahr 2025.
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