Konflikte zwischen Jung und Alt Zusammenhalt in Mehrgenerationen-Teams stärken
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Vom Boomer über Millennials bis hin zur Gen-Z: Treffen am Arbeitsplatz unterschiedliche Generationen aufeinander, kann es schnell zu Konflikten kommen. Jede und jeder Beteiligte sollte dazu beitragen, das zu verhindern, aber insbesondere Führungskräfte müssen zwischen den Generationen vermitteln.

„Arbeit ist kein Ponyhof“, kritisierte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Damit teilt sie die Meinung vieler anderer, die besonders der Generation Z mangelnden Arbeitswillen bei gleichzeitig hohen Ansprüchen vorwerfen.
Solche Pauschalisierungen widersprechen nicht nur den Erfahrungen, die viele Führungskräfte und Mitarbeitende mit Teammitgliedern und Kolleginnen aus der Gen Z machen. Sie sind gerade im Arbeitskontext schlichtweg auch nicht hilfreich. Stattdessen versperren sie den Blick für die tatsächlichen Generationsunterschiede, die im Arbeitsalltag für Konflikte sorgen können.
Spannungen in Entwickler-Teams verursacht möglicherweise schon der Enthusiasmus von Gen-Z-Developern, die neue Frameworks einsetzen, Code-Formatierungsregeln ändern oder manuelle Prozesse durch Automatisierung ersetzen wollen. Das gilt insbesondere für Teams, deren Mitglieder eben nicht nur aus einer Generation stammen.
Spannungen auf mehreren Ebenen
Das Feld für potenzielle Probleme ist dabei groß: Eine aktuelle Atlassian-Studie beispielsweise zeigt, dass das persönliche Gespräch der beliebteste interne Kommunikationsweg ist. Bei alternativen Kanälen gibt es aber klare Generationsunterschiede: Während 32 Prozent aus der Babyboomer-Generation und 33 Prozent der Generation X wohl gerne telefonieren, sind es nur 21 Prozent der Befragten aus der Gen Z. Diese zeigen dagegen eine wesentliche stärkere Präferenz (36 Prozent) für interne Chat-Tools als ältere Mitarbeitende (Babyboomer: 14 Prozent; Generation X: 20 Prozent).
An sich überraschen diese Ergebnisse nicht, sie spiegeln deutlich wider, wie die verschiedenen Generationen aufgewachsen sind. Doch wenn unterschiedliche Kommunikationsstile aufeinandertreffen, kann es leicht zu Reibungen und Verärgerung kommen.
Das Miteinander der Generationen erscheint allerdings auch darüber hinaus nicht spannungsfrei: Mehr als jeder vierte Arbeitnehmende unter den Millennials (27 Prozent) und aus der Gen Z (30 Prozent) hat laut eigener Aussage keinen guten Draht zu ihren Kollegen. Natürlich müssen Arbeitskollegen nicht zwingend Freunde sein, aber ein angenehme Atmosphäre ist wichtig, um gut und effizient miteinander arbeiten zu können.
Alle Teammitglieder sollten zudem bereit sein, voneinander zu lernen. Unter den Mitarbeitenden der jüngeren Generationen ist das auch meistens der Fall, sowohl die Millennials (37 Prozent) als auch die Gen Z (41 Prozent) sehen Mehrgenerationen-Teams als Chance für ihr persönliches Wachstum. Dagegen stimmt nicht einmal ein Viertel der Generation der Babyboomer-Generation (23 Prozent) dieser Aussage zu.
Mit Blick auf Developer überrascht diese Aussage allerdings nicht unbedingt. In diesem vergleichsweise jungen Arbeitsbereich waren sie die Pioniere, die die Arbeit mit anderen aus ihrer Generation vorangetrieben später jüngere Kollegen mit ihrer Erfahrung angeleitet haben.
Das Miteinander in den Fokus rücken
Diese Mischung aus unterschiedlichen Erwartungen, Anforderungen und Bedürfnissen wird insbesondere Führungskräfte in den nächsten Jahren vor Herausforderungen stellen. Denn sie müssen zwischen den verschiedenen Generationen moderieren, mögliche Konflikte lösen und dafür sorgen, dass sich niemand benachteiligt oder ausgeschlossen fühlt.
Das kann anstrengend sein, vor allem, wenn Generationsunterschiede bisher nicht als potenzielle Konfliktherde wahrgenommen wurden. Doch je mehr junge Arbeitnehmende auf den Arbeitsmarkt strömen – ein großer Teil der Gen Z geht aktuell noch zur Schule oder studiert – desto stärker können die Konflikte auftreten und zu Problemen führen.
Zwar geht die Generation der Babyboomer sukzessive in den Ruhestand. Allerdings kann der Fachkräftemangel dafür sorgen, dass sie auch nach Renteneintrittsalter als Arbeitskräfte begehrt sind und noch einen festen Platz im Teamgefüge einnehmen. Außerdem teilen sich dann immer noch drei Generationen den Arbeitsmarkt, die teilweise große Unterschiede in ihrer Lebensrealität und ihren Erfahrungen aus drei Jahrzehnten mit sich bringen.
Manager sollten allerdings nicht den Fehler begehen und versuchen, jeder Generation, die sie in ihrem Team haben, gerecht zu werden. Dieses Vorhaben wird in den meisten Fällen scheitern. Stattdessen müssen sie durch übergreifende Maßnahmen ein Umfeld schaffen, in dem sich jeder so weit wohlfühlt, dass er oder sie produktiv arbeiten kann und sich mindestens auf beruflicher Ebene mit den Kollegen versteht. Entsprechende Maßnahmen können beispielsweise sein:
Gemeinsame Ziele
Neben persönlichen Zielen ist es wichtig, dass Teams gemeinsame Ziele verfolgen, die sie anhand der Werte und Ziele des Unternehmens ausrichten und gemeinsam festlegen bspw. die Codequalität zu verbessern oder die Benutzerzufriedenheit zu steigern.
Auf diese Weise leistet jedes Team einen Beitrag zum Unternehmen. Das erhöht nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen und im Team, sondern trägt auch dazu bei, dass alle an einem gemeinsamen Strang ziehen und Erfolge als gemeinsame Leistung gefeiert werden.
Gegenseitiges Mentoring
Jung und Alt können immer was voneinander lernen, auch wenn die Babyboomer-Generation daran zweifelt. Manager können dem entgegenwirken, indem sie ein Mentoring-Programm einführen, bei dem die Partner aus unterschiedlichen Generationen stammen.
Ein Beispiel: Junge Entwickler sind oft offener für den Einsatz von neuen Technologien. Das kann manchmal sinnvoll sein, die ältere Generation weiß aber auch aus Erfahrung, dass die neuste Technologien gerade mit Blick auf die Langfristigkeit nicht immer die beste Entscheidung ist. Im Austausch miteinander lässt sich die beste Lösung finden.
Einheitliche Kommunikation
So manche, insbesondere ältere Entwickler sind es gewohnt, weitgehend allein und autonom zu arbeiten. Doch Software ist in den letzten Jahren zunehmend komplexer geworden. Darum ist es bei den meisten Projekten fast unmöglich, dass ein einzelner Entwickler den gesamten Code schreibt, kennt und betreut.
Entwickler kommen also um Teamarbeit nicht mehr herum. Folglich müssen sich Teams neben gewissen Coding-Standards, Softwarearchitekturen und Entwicklertools, auch auf gemeinsame Kommunikationsstandards einigen. Diese können zum Beispiel regeln, wie schnell auf interne Nachrichten geantwortet wird und wann sie priorisiert werden müssen. Das schafft eine transparente Erwartungshaltung für alle Teammitglieder.
Vorbild sein
Die Studie zeigt auch, dass gerade jüngere Führungskräfte einen Kulturwandel anstreben und etwa bewusst Mehrgenerationenteams bilden. Doch damit ist es nicht getan, egal aus welcher Generation sie stammen: Manager müssen auch selbst für Feedback offen sein und von anderen lernen wollen.
Sie können etwa zeitlich begrenzte Experimente durchführen, wie zum Beispiel drei Wochen lang den Morgen mit Mob-Programming zu beginnen, bei dem das gesamte Team zusammenkommt, um ein Feature zu programmieren. Das schafft eine Umgebung, in der man gemeinsam Ideen, Gedanken aber auch Kritikpunkte diskutiert und voneinander lernen kann. Am Ende des Experiments kann das Team dann gemeinsam entscheiden, ob sie es weiterführen wollen.
Fazit: Erfolg gelingt nur miteinander
In der Arbeitswelt treffen immer unterschiedliche Generationen aufeinander und auch wenn derzeit viel Kritik an der Gen Z geäußert wird, ist diese Sichtweise doch bei weitem nicht neu. Die Entwicklungen der letzten Jahre – in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht – als auch der technologische Fortschritt haben zu größeren Unterschieden zwischen den Generationen beigetragen.
Manager müssen diese nun erfolgreich moderieren und innerhalb ihres Teams Verständnis füreinander schaffen. Dafür stehen ihnen verschiedene Möglichkeiten und Maßnahmen offen, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie zeichnen einen gemeinsamen Weg als Team. Denn nur dadurch können Teams effizient, effektiv und erfolgreich sein.
* Sven Peters, DevOps Advocate bei Atlassian, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit Trends in der Softwareentwicklung. Sven hilft Unternehmen dabei, kulturelle Werte zu erkennen, sodass Teams ihr volles Innovationspotenzial ausschöpfen können. Als erfahrener Programmierer und Teamleiter teilt Sven seine Erfahrung regelmäßig mit tausenden von Entwicklern als Sprecher auf unzähligen Konferenzen weltweit.
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