Kommentar von Idit Levine, Solo.io, zum Jahr 2023 3 Prognosen für die Open-Source-Landschaft
Anbieter zum Thema
Die digitale Transformation bleibt ein Top-Thema für Unternehmen. Allerdings haben sich 2022 die Vorzeichen verändert. Steigende Inflation, Marktturbulenzen und die Krise bei Energie- und Lebenshaltungskosten führen Unternehmenslenkern vor Augen, dass sie im kommenden Jahr mehr mit weniger erreichen müssen.

Unternehmen setzen auf Technologien, mit denen sie ihre Systeme und Prozesse nahtlos miteinander verknüpfen und ihre Effizienz steigern können. Sie wenden sich insbesondere Open-Source-Technologien zu, um die Konnektivität, die Beobachtbarkeit und die Sicherheit ihrer immer umfangreicher werdenden Technologiepakete zu verbessern.
Angesichts dieser zunehmenden Abhängigkeit und Nachfrage steht die Open-Source-Community vor ihrer bisher größten Herausforderung: Sie muss sicherstellen, dass im Jahr 2023 Zusammenarbeit und Innovation stark bleiben, obwohl Open Source mehr denn je im Mainstream der Unternehmen angekommen ist. Hier sind die wichtigsten Prognosen für das kommende Jahr:
1. Open Source besinnt sich auf seine Wurzeln und Prinzipien zurück
Open Source läuft im nächsten Jahr Gefahr, noch mehr kommerziell vereinnahmt zu werden. Nicht von ungefähr werden denn auch, immer mehr Open-Source-Befürworter eine Rückkehr zu den Wurzeln fordern: nämlich zur Community und zur Mitwirkung.
Open Source ist in Unternehmen längst im Mainstream angekommen. Laut Daten aus dem Jahr 2022 würden 82 Prozent der IT-Führungskräfte eher einen Anbieter bevorzugen, der Teil der Open-Source-Community ist (Red Hat, State of Enterprise Open Source, Februar 2022).
Wir werden erleben, wie sich die Open-Source-Community gegen diejenigen stark macht, die Mitglieder aus der Community ausschließen oder Innovationen unterdrücken wollen – sei es durch die Einschränkung der Teilnahme an Branchenevents, durch die Anrechnung von Leistungen, durch die Unterstützung von Praktiken, die die Bindung an einen bestimmten Anbieter fördern, oder durch jeden anderen geschlossenen Ansatz für etwas, das aber ganz im Gegenteil offenbleiben sollte.
Vermehrt werden sich große Anbieter zum Wohle eines Projekts zusammentun, ähnlich wie es Google und Solo vor kurzem bei Ambient Mesh getan haben, um ein Beispiel zu nennen. Beide hatten eigene Projekte initiiert, die getrennt voneinander auf das gleiche Ziel hinarbeiteten, und entschieden sich schließlich, ihre Ressourcen zu bündeln, um die Zusammenarbeit zu beschleunigen und zu stärken. Googles Beitrag war der Fokus auf dem Thema Sicherheit, während Solo den Blick auf die Rationalisierung des Betriebs richtete. Die Zusammenarbeit bleibt der Schlüssel zur Open-Source-Innovation.
2. Istio entwickelt sich zum „Kubernetes des Service Mesh“
Kubernetes ist voll in der Geschäftswelt angekommen: Fast zwei Drittel der Unternehmen setzen es in der Produktion ein. Istio ist auf dem gleichen Weg und entwickelt sich schnell zum „Kubernetes des Service Mesh“. Unternehmen setzen auf Microservices und Service Mesh, um ihre Digitalisierungs-Initiativen voranzutreiben. Tatsächlich zeigt die 2022 Service Mesh Adoption Survey, dass 85 Prozent der Unternehmen ihre Anwendungen auf eine Microservices-Architektur umstellen. Dabei stehen sie vor der Herausforderung, eine immer komplexere Anwendungsumgebung mit mehreren Services zu verwalten – und hier kommt das Service Mesh ins Spiel.
Im Jahr 2023 werden sich Unternehmen noch stärker darauf konzentrieren ihre IT-Prozesse zu vereinfachen. Und da immer mehr Unternehmen versuchen, Microservices mit einer schnelleren und zuverlässigeren Anwendungsentwicklung zu verbinden, werden sie sich mit Service Mesh und insbesondere mit Istio befassen. In unserer Umfrage haben wir herausgefunden, dass sich Unternehmen fast im Verhältnis drei zu eins für ein Istio-basiertes Service Mesh entscheiden, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit ihrer Anwendungen zu erhöhen.
Die starke Ausrichtung von Istio auf Kubernetes ist ein wichtiger Faktor für die kontinuierliche Verbreitung. Gerade weil viele Anwender ihre Dienste immer noch auf VMs oder Bare Metal betreiben, ist es für Service-Mesh-Projekte entscheidend, einen reibungslosen Übergang zu Containern zu ermöglichen. Istio unterstützt diesen Wandel. Außerdem werden Unternehmen, die ihre Sicherheits- und Risikobegrenzungsmaßnahmen vereinfacht planen wollen, erkennen, dass Istio dafür die beste Option ist. Die Sicherheit in Istio bietet starke Richtlinien-, Verschlüsselungs-, Authentifizierungs-, Autorisierungs- und Audit-Funktionen zum Schutz von Diensten und Daten.
3. Service Meshs werden noch wichtiger, wenn Unternehmen ihre Anwendungen und Netze sichern wollen
Je mehr Istio ein integraler Bestandteil der Cloud-nativen IT von Unternehmen wird (zusammen mit Kubernetes und allen anderen Open-Source-Technologien), desto gewichtiger wird seine Rolle bei der Stärkung der Sicherheit in Unternehmen. Wir werden sehen, dass immer mehr Regierungsbehörden und kommerzielle Organisationen Istio einsetzen, um Zero-Trust-Mandate innerhalb der IT-Infrastruktur zu stärken.
Heutzutage weist die Softwaresicherheit immer noch erhebliche Lücken auf, und ein verpasster Patch oder eine einzige Fehlkonfiguration kann Tür und Tor für einen Sicherheitsverstoß oder Angriffe von außen öffnen. Für Unternehmen, die auf die Cloud-native Architektur von Microservices und containerisierten Anwendungen umsteigen, ist das Risiko sogar noch größer. Unternehmen müssen über den Perimeterschutz und den des Netzes hinausdenken und auch die zahlreichen Verbindungen zwischen Microservice-Containern berücksichtigen. Mit Microservices hat sich der „gefährdete“ Bereich exponentiell vergrößert.
Ein Service Mesh vereint Sicherheit und Betrieb in einer einzigen Infrastrukturebene, die zwischen der containerisierten Anwendung und dem Netzwerk liegt – und kann damit Unternehmen helfen, die Microservices verwenden. Denn so konvergieren Zero-Trust-Netzwerksicherheit und Service Mesh-Technologie. Ein Service Mesh kann dazu beitragen, Angriffe auf Service-Imitation, unbefugten Zugriff und Angriffe via Datenexfiltration abzuschwächen. Zudem kann ein Service Mesh helfen, Funktionen wie Verschlüsselung, Authentifizierung, Autorisierung, Richtlinienkontrolle und Konfiguration zu managen. Und mit der rollenbasierten Zugriffskontrolle (RBAC) unterstützt das Service Mesh die Zero-Trust-Philosophie: „Vertraue niemandem, authentifiziere jeden.“
Mit der richtigen Technologie im kommenden Jahr den Wandel begrüßen
Man kann mit Bestimmtheit sagen, dass die letzten zwei Jahre eine Vielzahl von Herausforderungen für Organisationen mit sich gebracht haben. 2023 wird es nicht anders sein. Um in diesen unsicheren Zeiten nicht nur zu überleben, sondern auch zu gedeihen, müssen sich die Unternehmen an diese „neue Ära“ der digitalen Transformation anpassen.
Viele Unternehmen haben die neuesten Technologien bereits in ihre täglichen Abläufe integriert. Wollen sie sie jedoch das volle Potenzial dieser Technologien ausschöpfen, dann müssen sie auch sicherstellen, dass die Ökosysteme effizient und sicher zusammenarbeiten können. Deshalb wird das nächste Jahr vor allem für die Open-Source-Community von entscheidender Bedeutung sein. Die Innovatoren der Branche müssen der Zusammenarbeit weiterhin Priorität einräumen und sie weiterentwickeln, denn Lösungen wie Service Meshs werden für die Unternehmen von heute immer wichtiger.
* Idit Levine ist CEO von Solo.io; sie gründete das Unternehmen mit der Idee, Tools zu entwickeln, die Organisationen helfen, Cloud-native Technologien neben ihren bestehenden IT-Investitionen sinnvoll einzusetzen. In ihrer Kariere hat Idit Levine umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Cloud, Infrastruktur und Open Source gesammelt, sowohl in Startups als auch in großen Unternehmen. Vor der Gründung von Solo.io war sie CTO der EMC Cloud Management Division, Mitglied des globalen CTO-Büros und hatte technische Führungsrollen bei Dynamic Ops, VMware, CloudSwitch und Verizon inne.
(ID:48835521)