Timetracking im Developer-Alltag 3 Open-Source-Apps für die persönliche Zeiterfassung

Von Mirco Lang

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Entwickler verbringen ihre Zeit meist in diversen Projekten mit unterschiedlichsten Tätigkeiten. Wer genau wissen will oder muss, welche Aufgaben wie viel Zeit in Anspruch nehmen, kann auf kleine Helferlein setzen.

Niemand hat Interesse daran, dass die Erfassung der Arbeitszeit ebenfalls Einträge in der Zeiterfassung generiert.
Niemand hat Interesse daran, dass die Erfassung der Arbeitszeit ebenfalls Einträge in der Zeiterfassung generiert.

Ob Freelancer arbeiten oder Festangestellte, Einzelkämpfer oder Teamplayer – meist spielt es eine Rolle, wie viel Zeit genau für welche Aufgaben und Projekte investiert wurde. In komplexen Arbeitsumgebungen gibt es dafür integrierte Lösungen.

In Jira-Produkten beispielsweise könnte auch Tempo als VS-Code-Plug-in mitlaufen. Tempo kann dann alles Mögliche automatisch tracken und visuell beeindruckend aufbereiten. Und sogar erkennen, wenn Sie in einen Arbeitsrausch kommen und dann automatisch Ablenkungen via Slack & Co. deaktivieren.

So schön derlei Tools sein können, wenn sie einmal laufen, so groß ist auch der Overhead, den sie oft verursachen – für eine im Grunde ziemlich simple Aufgabe, die früher problemlos mit Uhr und Stift gelöst wurde. Hier stellen wir deshalb einige schlanke, kostenlose und quelloffene Tools präsentieren, die sich auf die persönliche Zeiterfassung konzentrieren. Schließlich möchte eigentlich niemand, dass die Verwaltung der Zeiterfassung eigene Einträge in derselben generiert.

Baralga

Baralga: Optisch etwas altbacken, aber wunderbar schlank.
Baralga: Optisch etwas altbacken, aber wunderbar schlank.
(Bild: Lang / Baralga)

Baralga ist ein wunderbares Beispiel für eine App im Sinne von „Werkzeug“. Das Tool kann als Online-Service im Browser genutzt werden, wo es durchaus modern wirkt. Die Anmeldung erfolgt über ein Google- oder GitHub-Konto oder über eine kostenlose E-Mail-Registrierung.

Primär ist Baralga aber eine alteingesessene Desktop-App für Windows, Linux und Mac in Form einer JAR-Datei, eine fixe Installation ist nicht notwendig. Hübsch ist die App hier nicht unbedingt – sie tut aber, was sie soll (und sonst nichts): Projekt auswählen, Start-Button klicken, stoppen, kommentieren, fertig. Aktivitäten lassen sich auch nachträglich einfügen, Zeiten und Kommentare verändern und es gibt auch das obligatorische Kuchendiagramm für die Projektanteile.

Baralga bezieht sich immer auf das aktuelle Jahr und liefert für dieses diverse Ansichten, mit Fokus auf Zeit, Kommentare oder Projekt. Man sieht den Ansichten regelrecht an, dass ein Excel-Export möglich ist, ebenso wie nach iCal oder CSV. Wer eine unprätentiöse Desktop-Zeiterfassung ohne Overhead sucht, dürfte mit Baralga zufrieden sein. Übrigens: Baralga gibt es sogar als Multiuser-Version, das allerdings nur in Verbindung mit separaten Accounts.

Spacetime

Spacetime: Install-and-Forget in Bestform.
Spacetime: Install-and-Forget in Bestform.
(Bild: Lang / Spacetime)

Für VS-Code-Nutzer geht es sogar noch einfacher: Das Plug-in Spacetime bringt das gute alte Install-and-Forget-Konzept in die Zeiterfassung. Nach der Installation trackt es schlicht die Zeit, die in verschiedenen Arbeitsbereichen verbracht wird und bereitet diese als Balkendiagramm auf. Spacetime nutzt dazu „Speichern“-Events in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen.

Weitere Funktionen bietet Spacetime nicht, lediglich der Anzeigezeitraum lässt sich beliebig einstellen. Eine Exportmöglichkeit würde den Nutzen sicherlich massiv erhöhen, aber für simple Abrechnungen oder den eigenen Überblick ist Spacetime gerade aufgrund der Einfachheit eine Empfehlung für VSC-Freunde.

Track Work Time

TWT: Simple Zeiterfassung mit Geo-Fencing.
TWT: Simple Zeiterfassung mit Geo-Fencing.
(Bild: Lang / Track Work Time)

Entwickler sitzen nicht nur an ihren Rechnern, sondern auch in Meetings oder helfen Kunden vor Ort. Mit der Web-Version von Baralga wäre auch das zu erfassen, aber hier bietet sich natürlich eine native Smartphone-App an. Und die quelloffene Software Track Work Time ist ein echter Volltreffer.

Grundsätzlich ist TWT auf Arbeitstage und bestimmte Arbeitszeiten ausgelegt, die Sie jeweils beliebig konfigurieren können und müssen. So können Sie beispielsweise ganz einfach eine komplette, reguläre Arbeitswoche nachträglich eintragen – oder auch dabei Zeiten und Tage manuell anpassen. Auch Optionen für flexible Arbeitszeitmodelle stehen bereit.

Inhaltlich konzentriert sich TWT auf Tätigkeiten (Debugging, Support, Meeting etc.), die ebenfalls initial angelegt werden sollten. Natürlich können hier alternativ auch Projekte verwendet werden. Außerdem lässt sich jeder Track-Vorgang mit einem individuellen Kommentar versehen.

CSV-Export, grafische Übersichten, fix geplante Tracking-Ereignisse, einfache Bedienung – TWT erledigt auch diese Basics souverän. Das Highlight aber fehlt noch: TWT beherrscht Geo-Fencing. Das Tracking darüber lässt sich auch automatisch an bestimmten Orten starten. Das funktioniert wahlweise via GPS-Position oder den Namen des aktiven WLANs. Insbesondere für die Arbeit vor Ort beim Kunden kann dies enorm hilfreich sein.

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Wem manuelle, geplante und per Geo-Fencing automatisierte Tracking-Vorgänge nicht genügen: TWT lässt sich auch von Automatisierungswerkzeugen wie Tasker aktivieren und kümmert sich dann selbst nur noch um die Speicherung und Aufbereitung der Arbeitszeiten.

TimeTagger

 TimeTagger: Schicke App auf dem eigenen Server, aufgesetzt in Sekunden.
TimeTagger: Schicke App auf dem eigenen Server, aufgesetzt in Sekunden.
(Bild: Lang / TimeTagger)

Timetagger zeigt, dass Zeiterfassung auch fancy sein kann. Dabei handelt es sich um eine mit Python umgesetzte Web-App, die wahlweise über einen eigenen Server betrieben oder als Service vom Hersteller genutzt werden kann, für überschaubare 3 Euro pro Monat. Auf der Homepage steht zudem eine Demo samt einiger Dummy-Daten zur Verfügung.

Allerdings ist das Aufsetzen von TimeTagger erfreulich und ungewöhnlich simpel:

pip install -U timetagger
python -m timetagger

Anschließend lässt sich TimeTagger direkt im Browser über „localhost“ öffnen und auf Wunsch als App installieren, womit schlicht die App-Fenster-Funktion von Chrome gemeint ist. Bis hierhin funktioniert TimeTagger lediglich für einzelne Nutzer, im Mehrbenutzerbetrieb müssen beim Start entsprechende Credentials übergeben werden:

python -m timetagger –credentials=meinutzername:mein-salted-hash

TimeTagger selbst bietet ein Formular zum Generieren im richtigen Format. Die App ist im Responsive-Design gehalten, läuft also auch auf dem Smartphone problemlos.

Die eigentliche Nutzug ist in großen Teilen selbsterklärend: Über „Record“ starten Sie die Aufzeichnung oder tragen eine Aktivität ein, die schon früher anfing oder gar schon beendet wurde. Alle Aktivitäten werden auf einer skalierbaren Zeitachse angezeigt, die auf einem Standard-UHD-Monitor Zeiträume zwischen wenigen Minuten bis hin zu gut 20 Jahren umfassen kann. Alle sichtbaren Aktivitäten werden zusätzlich als Liste angezeigt und zusammengerechnet.

Der Kniff steckt aber im zweiten Teil des Namens: Tags. Sie können direkt in der Beschreibung eines Tracking-Auftrags Tags einführen, indem Sie schlicht ein # davorstellen, also etwa „#debugging“. Kürzlich vergebene Tags tauchen zudem zur Auswahl im Tags-Menü auf.

Wirklich praktisch sind dabei die „Presets“, ebenfalls im Record-Menü zu finden: Über das kleine Bearbeiten-Symbol neben dem Presets-Menü können Kombinationen von Tags als Vorlagen gespeichert werden, in folgender Schreibweise:

#meinprojekt #debugging
#meinprojekt #reviewing
#hobby #documenting

Auf diese Weise lassen sich Tätigkeiten, Kunden oder Projekte organisieren. Und natürlich dürfen im professionellen Umfeld auch Reporte nicht fehlen, die sich als PDF oder CSV exportieren lassen. TimeTagger bereitet wirklich Freude im Umgang und hat speziell für Entwickler noch einen Bonus zu bieten: CLI-Zugang.

Direkt vom niederländischen Entwickler gibt es einen Kommandozeilen-Client. Damit können Aktivitäten direkt im Terminal gestartet und gestoppt werden und natürlich produziert das Tool auch eine hübsche Statusansicht.

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